Samstag, 15. Januar 2011

DIE TALENTE DES MALERS, Text 36

Die Hände auf meinen Schultern habe ich nicht dorthingelegt. Wie auch, da doch die Fingerkuppen zur Brust gerichtete sind. Ich greife danach, meine Arme kreuzend, und spüre die zarten Finger der Ertrunkenen. Sie greift tröstend nach meinem geschundenen Kopf, kühlt mir die Stirn und wiegt mich im Gesang. Doch finde ich Ruhe? Der Fischtäuscher wird sie schon vermissen, denke ich, und Scham überfällt mich. Ich fahre fort mit der Betrachtung meines Bildes. Mein Blick berührt den Horizont und bemerkt den dürren Ast, der dort als ungewollter Pinselstrich die Angelrute verdeckt. Der Ast bricht ohne Geräusch und fällt ins Wasser. Sofort schwimmt ein Schwan zu der Stelle und als ich ihm das höchste Weiß in die Schwinge gemalt habe, hebt er ab, mit behäbigem Flügelschlag. Der Wasserheld richtet sein Fernglas und schaut von der Höhe des Turmes auf das bewegte Bild. Wind fächert das Schilfrohr und von einemmal huscht der Pinsel mit Lust über die  Landschaft auf dem Brett.