Donnerstag, 5. August 2021

Punkt Karos Echo, 5. August

Vulva in nuce, prachtvolles Werk, mehrbändig, überwältigende Farbbilder, dann das Geschenk, eine Muschel, lag neben anderen, wackelte, lag auf der Seite, ausgestülpt, mit kräftigen Bewegungen, wie eine Rose aus Haut, fleischiger Haut, wälzte sich, auf der Suche nach Wasser, der heftige Tanz der ausgestülpten Kämme, ohne Fangarme, schien ohne Not, sie zog sich voran, verschwand hinter der Brüstung im abgestellten Krug. Dort ließ ich sie, beschloss zum Meer zu fahren, auf der Fahrt hielt ich den Krug versorgt, sie hatte sich zurückgezogen, schlief im Haus, die ganze Fahrt, denke ich. Nun trug ich sie zum Meer, leerte den Krug bedächtig, murmelte Abschiedsworte, sie wälzte sich in ihrem Element, kam ganz zur Erscheinung, wie eine Jungfrau, aber gar nicht menschlich, die rosa Lippen lagen wie ein Tuch im Wasser, spielten mit meinem Arm, allmählich, noch ein paar Platscher, wie Worte, dann rollte sie die Lippen ein und schaffte Schub, schob sich davon. Ich sah dann nur noch Wellen, saß still, eingedenk des seltenen Besuchs. Ich baute meine Hütte in die Dünen, sah morgens nach, ging abends nochmal raus, jetzt waren Schiffe unterwegs, ich legte manchmal Tang mir auf die Brust, hing meine Arme in den Wind, seufzte. Bei Abendlicht, bei Dunkelheit bei der Laterne, bei warmen Tee, sah ich das Wasser toben, ausgeschlossen. Bei sanfter Brise, sanfter Dünung, geh ich an die Wasserkante, Träume vor mich hin, von ihr.