Sonntag, 4. Juli 2021

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PUNKT KAROS ECHO

Band 1


 
















punkt karos echo

Band 1














































„Müll" sagte der Vogel. Dachte ich mir. Kann das Bunte gebrauchen. Einen Sack voll. Ich ziehe. Hier in der Sonne glimmert das Metall. Als ich mich bückte faucht ein Schwarm Bienen. Ach! wie weit ist die Welt. Möchte platt werden und scheppern. Kann durch die wabernde Glut nichts sehen. Ach Titan. Klingt ja noch im Ohr. 















Mein Klopfen bewirkte nichts. Meine Trommeln hatte ich noch nicht. Meine Trommeln konnte ich nicht schlagen. Habe für morgen den beigen Anzug vom Bügel genommen. Wenn ich das Gedicht vortrage will ich gut aussehen. Ich sah in die Wüste. Scheuchte die Fliege. Windstiller Tag. Ohne Geräusch kommt er und erobert die Zeit die ihm bleibt. In Form zu bleiben gedeihe ich unter kalten Schauern. Alles wiederholt sich Tag für Tag. Ich kämme mich, füttere die Vögel, die hier ihre Nester haben. Ich sehe sie nur Nachts. Tags sehe ich keine Vögel. Wenn ich in der Wüste stehe und aufstampfe sehe ich manchmal den Papagei. Ich bringe ihn zurück zum Kiosk und füttere ihn mit Erdnüssen. Er zerzaust mir die Haare. Ich streiche sie wieder glatt. Vom Kiosk aus sehe ich durch die Wüste bis hin zu den Hügeln. Ich war da schon mal graben. Durch die offene Tür ging ich nicht. Ich sage dir jetzt, nicht jedes Wort ist ein Echo. Eins ergibt nicht das andere. Als Dank bekomme ich etwas zu trinken. Jeden Tag fliegt der Vogel fort. Nicht immer bringe ich ihn zurück. Er sagt mir, daß sie bald Gleise legen hin zu den Hügeln. Dann kann ich nochmal dahin. Ich packe mir Brote in die Dose, lege sie in den Rucksack. Als ich die Tür öffne, geht gerade ein Anderer auch hindurch. Wir berühren uns mit den Schultern.
Ich würde Blüten treiben wenn ich könnte, Tränen weinen, wenn ich könnte. Dürre, und Lähmung aus Schwermut. Wenn ich die Augen schließe versuche ich es zumindest. Zu fliehen. Mir fehlen die Abzweigungen. Ich merke zumindest eines. Was ich ersehne liegt weit außer mir. Wie ein Tropfen herabfallen möchte ich wenn ich schwer genug bin. Mich im Wind auflösen möchte ich. Das herrliche Kristall sein möchte ich. Die Schneeflocke. Die Eisblume. Liegenbleiben und aufgeben was mich knechtet ohne zu sterben. Kann er nicht einfach verschwinden der Leib. Ich klappere so lange ich kann und wenn die Beine tappen, springen, wenn die Treppen, abwärts hüpfend, gelingen, den Abhang springend, abwärts wie ein Reh, wenns gelänge, dann Jugend blüht. Das Pralle gegen den Rost. Das Verrottete stolz besuchen. In alten Häusern durch die Keller streunen, Kartoffeln riechen, Kohlenkeller, Rohre, Leitungen, Fenster die nicht schließen und von draußen herein ein Lüftchen, atmen und freuen. Die hintere Treppe genommen. Mutter ist oben. Hab dreimal geklingelt und darf rein. Den Kaffee aus den Sammeltassen getrunken. und Hoffnung immer hier zu landen nach dem Spazierengehen. Oder im Garten. Wie wenig Zeit doch bleibt. In die Enge getrieben. Wenn kaum noch Wunder geschehen, kaum noch Träume wahr werden. Wo kauf ich mir neue. Hilft es wegzugehen? Einen kleinen Koffer zu packen. Sich zum Fremden wenden. Sich ein Tuch übers Gesicht zu legen und zu gehen bevor ich tot bin. Das geht gut solange ich unerkannt bleibe. Bibliotheken und Schwimmbäder besuchen. Und immer den denselben roten Fahrstuhl. Solange die Betten im Lazarett schweigen, die Nachtschwestern durch die Schlafenden streifen ohne dass einer stöhnt, solange will ich dem Schlaf huldigen. Keiner soll leiden, alle schlafen und draußen die Nacht ins Blei gegossen, dass die Sterne stehen bleiben. Wie doch alles flieht. Würde gern mehr zusammenhalten, wenns mir gelänge. Einen ganzen Arm voll. Und du Mädchen, ja du mit den lachenden Augen, wie du mir gefällst. 

Nun war ich im schwarzen Berg und schritt durch die Gänge. Es war nicht dunkel. Wie ein Regentag auf einem warmen Planeten. Die Gerüche der frühen Kindheit dabei. Kohle. Teer. Als ich an den Wände vorbei strich tauchte ein Fenster auf. Das Fenster, das auftauchte, mit kalten Eisblumen bedeckt, begleitet mich. Ich berührte es nicht. Ich hauchte es nicht an. Es blieb geschlossen und stumm. Da kam ein Servierwagen und stand still. Ich nahm ein Croissant, und nahm einen Café und etwas Milch. Schnarrend klang die Trommel hinter der Kurve und das Geplauder kam von den Mädchen die durch den warmen Abend nach einer kurzen Schauer die Strasse entlang gingen. Es genügte um im Berg voranzukommen. Im Schutz der Wände gelangte nichts hinein, das nicht schon da war. Und das war alles. Ich trank den schwarzen Café. Ich nahm mir etwas Milch. Ich ass sehr langsam. Als Sie an mir vorbei kam strich ich mir die Strähne von der Stirn. Ihre Haare schwarz und glatt mit Mittelscheitel auf roten Lackmantel gelegt rutschen hin und her. Jetzt sollte im Off gekichert werden. Stattdessen prusten. Der Bogen strich über einige Saiten und ruhte. Hier endet eine Straßenbahn in einer Schleife. Ich setzte mich. Ich wusste dass hinter mir nur Schwarz war. Ich wusste, dass wenn ich mich umsah kein Schwarz mehr war. Das gelbe Schild griff nach meinen Augen. Gelb aus dem Dunkel. Roter Backstein ihm Licht aus Mond und Lampe. Ächzende Bahn noch weit weg. Ich hatte keinen Kaffee mehr und ging zurück. Der gewohnte Gang im Schacht des Berges mühelos mit Würde unter dem Gewölbe das dem trommeln von Außen trotze. Oh wie schön. Vor dem Drohen geschützt ging ich voran.

Erde gegessen. Mit trockener Zunge. Steine geleckt mit feuchter Zunge. Wasser geschlürft. Ganze Menge. Da glänzt die Sonne im Wasser. Das alte Laub schwimmt. Schon Schleim zu sehen. Unter der trägen Haut kriecht etwas am Boden im Schlamm. Wieder Wände. Ich lege die Hand daran. Kühl. Ich höre mein Klopfen dumpf. Kein Hall. Keine Leere. Brich etwas heraus lockte es, mit der Hand voll schwarzer Erde in den Mund. Kann sein dass etwas Moos dabei war. So roch es. Was kümmert dich das weisses Tuch unter dir. Willst schlafen. Nein. Will weitergehen. Die nächste Pfütze prüfen, nach Sternen sehen im Berg. Das muss der Hufschmied sein, der schlägt den hellen Klang am Fuß. Ein Sack voll Eicheln lehnt und kippt zum Fressen. Ich kam vorbei, wütend grunzend kam das Tier. Ich knöpfte mir die Jacke zu. Das leichte weisse Tuch. Bald geht das Schiff vom Hafen nach Norden weg ins Eismeer. Ich weiss, dass ich an Bord den ganzen langen Landweg nachgelesen habe. Um dann voranzugehen in kostbaren Gewändern. Der Gang, aus dem ich kam, verschloss sich wieder. Der Störung trotzend griff ich wieder an die Wand und fühlte Kühle, erneut. 

Ja.Ich habe rosa Pupillen. Ein feines Glas ist das. Die Perlen aber Rubin. Klebrige Tropfen auf dem Moos der Mauer. Ich habe weisse Haut. Ich schreibe dir bald auf meine Weise, was ich noch möchte. Keine Langeweile. Liste für Liste. Auf die Haut geschrieben. Die letzen Schritte bergauf mit rosa Augen. Auf dem Moos der Galerie liege ich an die Wand geschmiegt. Meine schönen Augen, die stelle ich mir vor. Ich hocke davor, stütze mich auf die Hände beim anschauen. Du hast dich in Loden gehüllt, bist kein Jäger. Nein, will ich auch nicht sein. Sieh jetzt dahin. Nicht mir in die Augen. Ich liege schon lange auf dem Rücken und strecke die Beine. Das weisse Kaninchen hat rosa Augen, sitzt neben mir, ich kann es anfassen. Echos klingen, vom Ufer drüben. So will ich schlafen, sag ich beinahe trotzig schliesse die Augen, die Lider. Lege auch die Hand noch drüber. Ich bin schon tief im Berg, das fühle ich und garnicht willig anderswo zu sein. Das ich bald, wenn ich wieder aufgestanden bin, hin zu der nächsten Biegung, den sich stetig wandelnden Gang, nur noch im Türspalt durch spähen finden, will ich nicht wissen, das soll nicht sein. Dort gibt es Türen, flüstert der kleine Vogel ins Ohr. Steig auf und schäl dich aus dem Jägerloden. Wickel dich in Tannenbäume, wen du kannst. Wir fanden keine Welt, die dir zu Füßen lag. Nur die kleine Kugel, die warm dir in der Hand liegt und dich schmeichelt wenn du vorwärts schreitest. Töne willst du mir vom hellsten bis zum tiefsten blasen. Das ist gerecht. Nun da ich unverzagt und ledig schweren Stoffes wie hohler Wind geformt aus Schattentuch, das unverbrannt noch Formen zeugt, so lange und wenn es brennt, sich noch entscheiden kann, lieber in den stillen See zu tauchen, als nasser Lappen mir zur Kühlung. Nun da der Mantel weg, trag ich zwei bunte Säcke links und rechts am Hosenbein und bin mit nackter Brust doch gut gerüstet. Denn warm ist hier der Stollen. Auf gehts voran, da oben hör ich Stimmen, die mir sehr vertraut, wie ein schönes Lied, den Abend bis zum Morgen bringen. Bald werd ich sehen, Licht in Kammern, neben meinen Gängen, Sonnen werden auch da sein, wo ich genug der Sterne hab gesehen, will ich im Gleißenden ein wenig summen. Da brummt es schon im Gang, riecht nach frischen Blättern. Es ist bald Mai.

Ja. Da stand es. Das Haus. Eben um die Ecke, unvermittelt, eine Hecke. Ziegelstein rot. Mehrgeschossig. Ich kletterte hoch, fasste das Geländer, zog mich nach. Drei Schritte, frei. Dritter Stock. Auf halber Höhe Blick aus dem Fenster. Trara mit Geschmetter. Die Blumen zu Kränzen ins Haar geflochten, fertig, die Sonne scheint fett, Nussöl ins Gesicht und die erste Kugel Eis. Vorher übers Geländer runtergerutscht. Ich sah mich aus dem Haus flitzen, aus dem offenen Fenster, Klo auf halber Treppe, ich rief, dies und das, Blödsinn, laut, versteckte mich. Die Treppe knarrt. Sie wusste daß ich saß und las, schimpfte, ging wieder. Es ging weiter im Gelände, rund ums Haus, holte mir noch Stachelbeeren vom Busch, brachte die Bücher zurück, voller Stempel. Fünfzig Pfennig abgeholt, heimlich von Marie. Nylons, Lippenstifte, Käse Dreiecke, alle Sorten, Radio, Musik, bald Mittag, Erbsen und Klößchen, Salat aus dem Garten. Nachher lehnte mich zurück, fand eine Nische im Weichen, schloss die Augen, das Abendspiel, fahr ab Zug, lass mich zurück, hab meinen Koffer nicht dabei. Harte Kante, schneller Tag, geht, Blumen in kleine Vasen gesteckt, verteilt auf leere Tische, unbesetzt. Kann ein einziger Strich mit einem hellen Licht mir Zeichen geben, abgefahren, tausche lila Handschuh gegen grünes Kleid, angemeldet sind wir, dann nichts wie los, harmlos, rennen, Gekicher, da konnte ich hüpfen, mit einem Satz, „Ja", das Wort. „Die Wand steht auf der Grenze", sagt einer im vorbeigehen, rennt, die Kasse klingelt. Die Kleinigkeiten, zugespielt, tausche ich um, verneige mich höflich, „im Moos gewesen, ohne, schön, Schuhe, wenn sie nicht drücken, sind zum laufen". „Warum Milchkannen schleppen, geh zur stählerne Kuh, drüben, hol dir Buttermilch". Moos bleibt links, Galerien rechts, jetzt folgt Fenster auf Fenster, da, rote Geranien. „Legst du mir ein Taschentuch raus". Ein Maisträußchen reingetan. Waldmeister, Brausepulver aus der Hand geleckt. „Zerr mich, spann mich vor den Wagen, zieh mir die Ohren lang, flüstere, da draußen". Ich neige mich über den Duft, verbringe eine Weile auf der Bank davor, blicke durchs Weinlaub, die Luft, eine heiße Glocke, der Lärm eingemauert in Schweiß, lege mich hin und blinzele, zwischen den Latten hindurch, Schattenwurf, tauche hinein, Kühle, ohne das Wind geht, Seufzer vom Bordstein, klackende Absätze, schäle mich aus dem Kleid und liege barbrüstig im Rock. Eine Ledertasche tragender Mann kommt gemächlich über den Platz, ich blicke ihm nach, schlanker Junge, barbrüstig, auf einer Bank im Weinlaub. Nach langer Weile, unweit das Haus, mault die Tür, klickt, fällt ins Schloss, Lüftchen raschelt im Laub, ich will es mit den Fingern fangen. Bin hinterher, die Tür mault wieder, ich im Haus, eiskalter Terrazzoboden, kühle Wände, sitze am Boden, lege die Wange an, verharre, wechsele auf die Stufen. Das Haus bleibt still. Ich gehe die Stufen rauf. Da oben hallt ein Schritt. Der Mann mit Ledertasche kommt die Treppe herab, grußlos, mit gesenktem Haupt, der lange Mantel bauscht sich beim Gehen, die Türe mault, klickt ins Schloss. Ich lange in die Hosentasche, drehe das fünfzig Pfennigstück zwischen meinen Fingern.

Weil der Tag wegblieb fuhr ich weiter durch die helle Nacht im dunklen Berg. Pläne in der Tasche. Hielt Ausschau nach Bekanntem. Eine langgezogene abfallende Kurve unter hervorragenden Geschossen, mondfarben. Surren. Mache die Reise nicht zum ersten mal, bin hunderte Kilometer gefahren um eiskalten Schnee zu essen. Lache den Berg hinauf und taste mich hinunter. Im Dunklen Pilze geholt, Tannen versohlt, Wegweiser ins Holz getragen, Rinden gestreichelt, Eschen gegrüßt, in einer Gondel geschlafen und teerige Decken über mich gezogen, da haben sie heimtückisch einen Kübel eiskaltes Wasser auf mich geschüttet. Ich finde das Haus nicht, haben sich alle versteckt und kichern, wollen nicht getröstet werden. Tischdecken gefaltet, Rosen geworfen, Heu brennt, Rauch übers Feld geblasen. Kurbele die Fenster runter, bretthart, im gleichem Tempo, schnurgerade, gelbe Garben, gezirkelt, Kartoffelfeuer glimmen unterm Schwarz, weißer Rauch, vom Balkon geworfene Zettel, aufgemalte Ziele, eingetretene Türen, Balken zum wieder gebrauchen, vielleicht das nächste mal. Der Tag kam wieder, erst jetzt bemerkt, Seeigel stinken im Spind, da, eine geteilte Wolke. Zwischen zwei Fenstern Platz genommen, drehe dem Tag den Rücken zu, klappe die Bank runter, baumele, schaue mich um. Bergauf gekommen, war noch nicht im Eis. In der Stadt schon einige getroffen die Kletterausrüstung trugen. Ich blieb derweil hinter den schmiedeeisernen Toren, bekam einen Zettel zugesteckt, Obergeschoss mit Blick auf den Fluss, eine Einladung der ich nachging, in der Hand eine Rute die ich sausen liess. Herrlicher Blick von hier oben auf den Hafen und keine Ahnung wie es zurück ging. Ich drückte mir die Nase platt, da fuhr der Zug ein. Ich eilte aus dem Bahnhof, hatte ungefähr das Profil im Kopf, links halten, leicht bergauf die große Straße, nicht in den Seitenstraßen verloren gehen, mit müden Beinen im Abend stranden ohne das Heim, die Tür aufschließen, die Stiegen hinauf bis zum Ende, blitzschnell schon dunkele Nacht. Auf dem Bett starre ich unter die Decke, von Nest zu Nest, zähle die Vögel, darunter ganz Bunte, die brüten heimlich, bemerkte sie nicht, jetzt aber, da das Becken voller altem Wasser dem feuchten Raum ein Antlitz gibt, zu traurig hier zum planschen. Das soll das Heim sein, jetzt, zur Zeit, habs gewollt, gefunden und vergessen, wird schwierig. Da öffnet sich die Tür an der ich schellte. Ein Freund gleich gegenüber, herzlich werd ich reingeholt, Musik dringt durch die Räume, Frauen, die mit mir reden, ach ja, Rauch von Tabak, wie noch Hoffnung war. Nichts mehr davon. Wie weggefegt. Saß eine Weile bei den Leuten, war zufrieden. Als ich dann noch höher stieg, den Treppen folgte, die Luke zog, auf den Boden unters Dach stieg, dass man mich nicht findet, da, ein Raum der weiterging als nur gedacht, quer über alle Häuser in der Zeile und wieder gruselig, kein Mond mehr, schwarze Nacht, kein Stern mehr da, waren wieder nasse Decken und Lager nur aus Not genommen, ruhelos, das heißt, das ich nicht bleiben kann.

Gefaltet, mehrseitig bedruckt, in kleinen Stückzahlen, auch Aufkleber, Knopf, montiert über dem Schaufenster, das zerschlagen zu blinden Brocken Glas hinter dem Scherengitter liegt, tote Fliegen, wo Jammernde verschimmeltes Brot essen sollen, singende Nonnen färben ihr Haar rot, verteilen die Brote, schieben knarrende Wagen, jeden in eine Kammer, kleine Zimmer in Reihe, mit Ausblick auf die nächste Reihe. „Verbrenn dir die Hand nicht in der Lampe", die blaue Sonne auf die schmale Brust gerichtet, zusammengekauert abwartend. In der Tür stehend wird vorgelesen, den Mund voll Schlamm, schmiere ich mir das Gesicht, Sonnencreme, Ohrenschützer morsen, Blutwallung pocht, still im Sitz, auf den Pferderücken, breiter Himmel, an dem Halfter farbige Bänder, klingende Glocken, galoppieren, wiehern, blondes Haar wie Stroh, hineingebissen, zwischen den Zähnen, hängen geblieben, „Aua". „Von heute an seid ihr Zwerge und tut was ich sage" sagt der Vorführer, bindet farbige Bänder ans Halfter, zieht den Colt, „Peng", ich trage Federschmuck, die Gute hat ihn mir gemacht, Bunte sind auch dran, mit geschlossen Augen, im Kreis, geschoben, den Finger ausgestreckt, auf Geheiß, der Andere hat zugebissen, wie dumm ich bin. Die Nebelkammer droht, wie ward das Kind so schnell verloren, klettert steile Stiegen, singt brav mit falschen Worten jedes Lied, wohlan, jetzt greift mit scharfen Krallen, der über mir. Steigt im Winter gegen frostige Scheiben, haucht, atmet meine Luft mir weg, wenn die Nacht mit wachen Augen durchgesehen, wo bleib ich hängen? Mal faucht der Wind, dann schüttelt nur ein Haken mir die Hand, ein Buch zum Schmökern, eine Funzel reicht, verschlinge es, dann werd ich nicht verschlungen, es reicht mir schon im Putz zu kratzen, ausgehöhlt erinnert mich die Wand wo ich aufgehört, um fortzufahren, bis ich durch bin, „Stets verbunden", sagt die Wand, kennt keine Wunden, ist bereit, würde auch stürzen, polternd Steine fallen lassen, auf den Haufen, auf das Bett, auf die Seite, gefüllt die ganze Kammer, die Türe verhauen, das Schloß, der Schlüssel gebrochen, Wimmern. Kleine Schlucke feuchten mich, nasse Lappen kühlen, durch die Betten gehen Engel, süßer Trost fliegt mit dem Haar, das streichelt sanft den Wind, Wind wiederum die Laken, schwebend werden schönste Ufer, vor stillen Wassern, Rasten. Silberglanz schaukelt, der Steg lässt Schritte zu, schraubt sich durch Heckenrosen. Oben in dem Garten, im Gras, die schöne Sternennacht, das erste mal vor Wonne schaudern, in stillem Ernst, im Gefunkel.


Ich teilte mich, sagte beiden Händen, geht, führte sie im Tanz, tastete die Luft. Im Stollen blies Wind entgegen, mit Flügelschlag, erträumt aus meiner Hand Kuhle und Fingerkuppen, trieb ich ein Spiegelspiel, wobei beide gleiches taten, wie so oft. Da unten tuckerte schon ein Weile jemand hin und her. Ach was. Da der Schrank. Eine blaue Jacke, in der Tasche Mais, ein paar trockene Körner, hinter dem Spiegel ragt ein Stück Zeitung heraus. Ich las, „...der Autor, Punkt Karo, in seinem soeben erschienenen Buch, Punkt Karos Echos, beschreibt er in kurze Absätzen, Zustände, eigenartige Zustände..., 2. Mai 1907". Ich steckte das Blatt wieder an seinen Platz und stand noch eine Weile, beim Betrachten der verstaubten Schlipse, dem Geschirr auf dem Brett. Dann griff ich mir den schmalen Roten, band ihn unter dem Hemdkragen. Der mit blauer Jacke rotbeschlipste Punkt Karo war fertig. Den Block noch, den Stummel, den Kugelschreiber, alles in den Taschen. Ich kam wieder an der Grotte vorbei, die ich beim Abstieg links liegen ließ. Nun steckte ich den Kopf hinein, ein Willkommen, alt Bekannte, Wasserheld, wie damals in Uniform, Kapitän auf allen Meeren. Er stand am Pumpenschwengel, heilendes Wasser, versprach er und reichte mir das Glas. Salzig schmeckte es, bitter, roch nach süßen Blüten. „Leg die Kleider hier ab", es schien, daß er keinen Widerspruch duldete, er wollte mir das Wasser über den Leib giessen, ich sollte die Stufen hinab ins Becken steigen, da tauchte ich ins salzige Wasser, samtig kühl, wie angenehm, die Wirbel, vom planschen, spiegelten sich an der Decke. Ich plantsche auf der Stelle, stieß mit dem Fuß gegen den Stein auf dem man saß. Ich saß, da klang ein Horn, kleine Rinnsale tropften, über mir stürzte grünes Wasser zu einem Vorhang herab, verborgen hielt ich mir die Ohren zu, eine Weile, es brauste. Der Wasserheld rief, „Pass auf, die Treppe". Ich war gewaschen, griff meine Sachen, schob mich am Wasserheld vorbei, der stupste mich, ganz unvermittelt stand da die Frau, „Sybille" sagt der Wasserheld „Frag sie nur". Ich hatte keine Fragen auf der Lippe, ich blieb ich stumm, sie blieb es auch, meine blaue Jacke gefiel ihr, mein Schlips brachte sie zum Lachen.


Das Kind bot mir einen Lehmkuchen. Es stand mit zurückgezogener Lippe, auf der die Zähne ruhten und wartete. Sein runder Kopf zwischen den Locken blickte hoch. Die speckigen Ärmchen hielten ihn hoch und wurden nicht müde, was sollte ich machen? Ich nahm ihm den Kuchen von den Händen, „Danke". Was sollte ich ihm geben. Ich löste meinen roten Schlips aus dem Knoten und gab ihn ihm. Es nahm das Knäuel, hielt es in der Hand, verschwand durch die Wand, in einem Vorhang der sich teilte. Es lief die Straße entlang zum Kiosk, dort legte es das Knäuel auf den Tresen, bekam eine Nuss und fütterte den Papagei „Ist die Pusteblume da?", „Die kommt morgen", „Schade, dann geh ich wieder Kuchen backen". Da war er wieder, lief mir entgegen, ich war ihm gefolgt. Fenster öffneten sich. Aus einem entfloh ein Vogel, „oh weh". Die Hitze lastete, Trägheit veränderte den Ton. Klirrende Weingläser im hintersten Zimmern klangen kristallklar. Botschaften mit angehängten Lachen, das abriss, von Fenster zu Fenster. Da segelte ein Papier aus dem Fenster, Kalenderblatt. Der Papagei saß im Ahorn und brabbelte. Der Straßenverkehr hatte die Geduld verloren, stand im Stau. Auf der Kreuzung kein Schutzmann. Im Kreisverkehr ein Pferd. Der Papagei rief „Weiterfahren". Das Pferd trabte zur Wiese. Der Verkehr floss wieder, Pferdekutschen dazwischen, Hufgetrappel, angenehm. Ich suchte das Pferd, fand das Kind, auf der Wiese baggernd. „Danke, keinen Kuchen mehr", „Ist nicht für dich". Das Kind rannte zum Pferd. Das Pferd trank am Bach. 

An einem anderen Tag. Sie stöckelte davon, das Klacken verlor den Rhythmus, Absatz gebrochen. Straßenbahn rattert durchs Gleis. Pommesbude erreicht, „Ohne", Sonne knallt sommergelb auf die Markise, warmer Schatten. Ich trug den Kuchen in der Hand, ich ließ ihn fallen. „Ich back dir einen neuen". Das Kind packte meine Hand, zog mich, der Verkehr verstummte, zitternder Ton klang noch. „Siehst du, alles meins, die Wüste". Das Kind stampfte auf, der Papagei schimpfte. 

 
Mein Kopf ist ein leerer Ballsaal. Abgedunkelt steht mein Bett am brackigen Wasser. Salz. Vergorenes Gras. Teer. Schwebend im Klang, erhobene Arme. „Klatsch". Wind baucht den Vorhang, flattert, Licht schiesst Strahlen, „oh heilige Qualle", Licht aus dem Meer, Auge meiner Ahnen. Das Meer teilt sich, Bäche, Flüsse, mit Ufern gesäumt, tauche die Tücher, kühle die Luft, es schreien die Frösche, keine Musik mehr im Lärm, schreien, schreien. Kaum stürzt das Wasser kristallklar gemildert, Zirpen und Pfeifen, Gackern, Glucksen, den Stein in die Mitte geworfen, ich will dir sagen, ich sage es klingend, „Schau, mein Kopf ist eine Tanzhalle, gib deinen Groschen her, wirf ihn ein", heute ist ein Buttermilchtag, binde dir ein Sträußchen, sieh, es hängt an der Planke, knarrend, der Mond, im Topf hinter der Scheibe, kocht Käse, fegt mit Reisigbündeln, dein Sträußchen zum Mond, der Käsestullen kaut, durch die Scheibe glotzt, triefäugig, dicke Nase, „los Wolke, schieb dich davor, sogleich, wie schwarze Raben, bomm, bomm, …..", acht Takte, gleich auf die Beine, auf die Planke gesprungen, humpelnd mit Brötchentüte, „Kaffee", den Tisch vors Fenster geschoben, frische Trauben vom Himmel gepflückt, Kissen geschüttelt, hinterm Wasserfall in der Gischt, die Fenster aufgerissen, zum Marktplatz, keine Barrikaden, voran, die Luft ist rein, nimm das Äffchen, halt den Hut auf, „Guten Morgen", frohlockend im Chor, im weissen Kleid, beim goldenen Blech, kurvend, trillernd, Getrappel, Pferdearsch, den Eimer geschnappt und hinterher, jetzt, lande sanft, rolle, spanne in die klirrende Sonne, decke das Licht ab, mit Hand und Hut, seltsam, mein Kopf ist ein leerer Saal, ich bin draußen, im Licht der Dinge, die sich darstellen mit Charme, weichen mit grazilen Verrenkungen umeinander, wenig Zeit verbraucht und doch ganz ruhig, der Arm schmeichelt durch die leichtere Luft und paddelt dann im Wasser, leckt Tropfen auf, fährt sich mit der Zunge übers Maul, den Finger in die Daumen geschmiegt, die Faust zum Fernglas, die Ohren zum Wummern gebracht, keuchend am Halsband gehalten, eine Fliege saust Nahe.