Mittwoch, 22. Mai 2013

42. fortsetzung "nirgendwo"


"marie, der hase läuft ins feld! marie, der jäger schiesst! marie, nun mach die augen auf, die schlüsselblumen blühen". ich streckte die ärmchen und wollte raus aus der kötze. marie verschwand mit mir auf dem rücken im keller, die treppe hinab und den gang entlang, an den verschlägen vorbei zu dem ausgang. trübes gelbes licht, schreiender affe, unhörbare fledermaus. die wände gemauert. roter klinker. die wendeschleife nach rechts oder links gehen? egal. gleichweit. keine fuhrwerke unterwegs. marie ging rechts herum. es wird wohl eine halbe stunde dauern, bis sie mich durch den tunnel nach unten getragen hat und wieder ans tageslicht tritt. wir trotteten. marie trottete. der korb hüpfte. ich schaute über den rand. wir waren immer noch unter dem garten. die böschung ist länger und steil. jetzt ging es leicht bergab und weiter ging der weg krumm dahin. ruhebänke unter luftschächten wiederholten sich. ratterndes flatterndes schepperndes blech. husten. marie griff nicht nach hinten. hielt nicht meine hand. der korb wurd enger. "marie, mir ist eng!", ich ragte schon über den rand. marie summte das lied. "das kind wird schwerer, die last ist groß". ich wuchs weiter und würde bald fallen oder mich an maries schultern krallen. marie summte weiter das lied. marie stöhnte, "oh wie schwer ist der korb. ich werde pausieren". vor der bank blieb sie stehen, setzte die kötze darauf und schlüpfte aus dem gurt. ich hielt mich an der wand fest. marie drehte sich um und suchte das kind. "gib es her!", flehte sie mich an. "mach solche scherze nicht, du böser, das kind ist doch klein". ich stieg aus der kötze. "marie, ich bin es doch. vom schütteln gewachsen während des gehens". marie schaute mich an. "zum gruseln habe ich keine zeit. du steigst aus der kötze und verschwunden ist das kleine". "marie, ich wachse. komm lass uns ruhen". marie setzte sich zu mir auf die bank. "noch nie wuchs ein kind so schnell in die höhe. wie nennt man dich denn?". "ach marie, nun schweig!". wir saßen nebeneinander im dunkelen zug. unter jeder laterne erschien ich ihr älter. "marie, oma 'rie, erkennst du mich jetzt? der kleine ist fort. der hahn ist tot. du standst in der tür, mit offenem haar"  marie wollte schnell heim zu dem kleinen. der zug hielt an und zischte. marie nahm die kötze und rannte. "marie, bald komme ich nach!". marie trat ins helle und kam auf den hof. die sonne schien. die schlüsselblumen blühten. der kleine sprach zu dem hahn. marie ging ins haus und schaute in die kötze. sie kochte opa den kaffee und seufzte auf dem sofa. sie wird nichts erzählen.   

"ich stieg aus der kötze"