Sonntag, 23. September 2012

8. fortsetzung "nirgendwo"



möglicherweise bewegte sich etwas auf mich zu. ich hatte die sehstörungen, die mir diese unruhe mit alle den händen und beinen bescherten, hingenommen, als folge der ermüdung und der dunkelheit. ich wollte deshalb den erscheinungen kein gewicht geben, sie unbedacht lassen. sie sollten mich überspülen und solange ich dabei luft bekam, konnten sie hingenommen werden. wenn also dieser stuhl es unbedingt wollte, so war es ihm gestattet, sich blöde zu nähern, was er auch tat, aber weitaus blöder, als ich es mir dachte. wenn er doch endlich stände. ich ertappte mich zu hoffen, verbot es mir auf der stelle, aber trotzdem könnte er doch einfach da sein, ein stuhl, der da steht, wo er gebraucht wird, neben mir, dann könnte ich mich setzen. es half nichts. ich hielt es bereits für eine tatsache, das sich ein stuhl aus der tiefe des ganges auf mich zubewegt, dass er dies auf eine ungewöhnlich art vollbrachte. hatte er sich werfen lassen? das sollte er sich ebenfalls fragen, und weshalb dann nicht einfach krachend eintraf, sondern unterwegs zicken machte, stehen blieb, sich unter einem türsturz versteckte, um es dann auszunutzen, das ich abgelenkt von der heimfahrt des mannes, dem die birken folgten, sich in meine nähe zu bringen, wo er sich nun schlicht auf den beinen befand und die stuhllehne nicht mehr grinste. in den wirren hatte ich mich erhoben und lehnte wieder auf dem boden sitzend an der wand. ein stuhl war nicht nötig, es macht keinen sinn mich zu erhöhen, dachte ich, gar keinen sinn. der stuhl dachte nicht, er bewegte sich. was auch immer in trieb, es konnte kein einmaliger wurf gewesen sein, denn er hielt sich auf, änderte die richtung, und bewegte sich wieder. das konnte kein stuhl. keiner auf vier beinen aus holz mit nach unten gezogener rückenlehne. was war der kern, was verbarg sich in der erscheinung, was vermochte einen stuhl darzustellen, wer vermochte, mich einen stuhl wahrnehmen zu lassen und warum sollte ich ausgerechnet einen stuhl wahrnehmen. da fasst mich etwas unter die arme und zieht mich nach oben. ich falle, da ich prompt losgelassen werde. du sitzt auf einem stuhl, daran besteht kein zweifel, säuselt der hölzerne stuhl, wenn ich kein stuhl wäre, säßest du auf meinen beinen, ich habe kräftige beine, es macht mir nichts aus, das du auf meinen beinen sitzt. kaum losgelassen, befand ich mich zuerst vermeintlich auf der sitzfläche des stuhles, dann unvermittelt auf dem schoß eines kerls, der ohne mir zeit zu geben, mir auszureden begann, das es jemals einen stuhl gegeben hätte, sondern das er jetzt da wäre, ich sei so müde, das er mich auf seinen schoß lasse, bis ich ausgeruht zu einem entschluss gekommen sei. er betonte, das er stark sei und es ihm deshalb nichts ausmache, mich, wenn es sein solle, eine ewigkeit zu tragen. ich tastete verwirrt nach dem was mich hielt und strich über die falten des stoffes. er öffnete die beine und ich rutsche zwischen seine schenkel. plumps, da fällt er. dann setzte er mich wieder zurück und ließ mir zeit mich zu gewöhnen. ab und zu seufzte er, als wolle er mir zeigen, das sind all deine seufzer, wie schwer sie wiegen, ich seufze sie nun, du brauchst es nicht mehr zu tun, ich werde dir bald den schabernack bereiten, wie eine kräftige suppe soll er sein, das du kräften kommst. das ist nicht das schlechteste, dachte ich, ich sitze also auf dem schoß eines in derben kordstoff gekleideten grossen kerls, den ich vor nicht allzulanger zeit für einen stuhl hielt. worauf aber sass er denn. doch auf einem stuhl. er wird ihn mitgeschleppt haben, als er sich zu mir aufmachte und ich habe ihn nicht vermutet, da ich es für möglich hielt, das ein stuhl sich selbst bewegt, habe ich ihn nicht bemerkt, mag sein, das er sich zeigen kann, wenn er will. als er den stuhl bewegte, war er unsichtbar für mich.