Dienstag, 24. September 2013

72. fortsetzung "nirgendwo"


"da kommt punkt karo!", riefen die schnauzbärte, beinahe zeitgleich und schlugen die beine übereinander, mehrmals wechselnd, im rhythmus, als führten sie ein tänzchen auf, dabei hielten sie die arme verschränkt, und riefen "hossa!". sie wiederholten sich. "da kommt punkt karo! hossa!, riefen die schnauzbärte, beinahe zeitgleich und schlugen die beine übereinander, mehrmals wechselnd, im rhythmus, als führten sie ein tänzchen auf, dabei hielten sie die arme verschränkt, und riefen "hossa!". den maler hatten sie zwischen sich an der theke. als ich den "krug" betreten hatte, fing ich mir einige blicke ein, die köpfe senkten sich aber gleich wieder über die gläser. ich trat vor die schnauzbärte, "geht weg, ich will mit dem maler sprechen!". "punkt karo", zogen sie meinen namen genüßlich in die länge, "ist keck. wir sollen vom fleck. keck. keck".  sie zeigten auf den maler. "schau, der maler will nicht sprechen, er dreht sich nicht, er will wohl nicht". der maler saß wirklich mit dem rücken zu mir und blieb reglos, ohne es den säufern gleichzutuen, die zusammengesunken an den tischen hockten. er saß entspannt. ruhig mischte er sich ein, "lasst mich allein mit punkt karo", bat er, ohne sie anzusehen. die schnauzbärte streckten die beine von sich, drehten daumen und wackelten mit den köpfen. dann knallten sie die hacken zusammen, sprangen von den hockern und klopften mit den knöcheln auf den tresen. "pass auf maler, er wird es dir vielleicht nachtragen, sein schönes haus, alles verbrannt" sie begannen einen abzählreim lautlos aufzusagen und machten so als rieben sie sich tränen aus den augen. "wir sind bald wieder da", sangen sie fast und verschwanden nach oben. der maler drehte sich um und sah mich ernst an, "punkt karo, so sehen wir uns wieder". ich hatte ihn damals kaum wahrgenommen, als er mir aus dem ohr fiel und sich davonmachte. nun sah ich ihn das erste mal deutlich vor mir, den maler, den mir der buchhalter nahe bringen wollte. was machte er nur hier bei den schnauzbärten. "wo ist tipsi?", sprach ich ihn an, den ich war in sorge um sie, "was wolltest du bei mir, wer hat feuer gelegt?". "komm", sagte er, "wir setzen uns dort ins eck. herr wirt, zwei tee!". wir saßen am stammtisch, der bunte wimpel zog eine grenze und wir gossen sahne in dampfenden tee, der noch knisterte. nachdem der maler einen schluck getrunken hatte, sah er mich an, "die rhabarberinn ist verschwunden, sie ist wohlauf. doch die polizei sucht sie", begann er mit der antwort auf meine fragen. er zögerte, es wollte ihm nicht über die lippen, denn der vorwurf gegen tipsi war ungeheuerlich, "sie wird wegen mord gesucht" "was...?, wegen mord, das ist doch ganz unmöglich, wen soll sie denn umgebracht haben. tipsi doch nicht!" "du hast die mühle gesehen?", fragte er. "ja, da hat es auch gebrannt". "nicht nur das! man hat nach dem löschen zwei männer aufgefunden, zwei aus dem dorf, tot, und nicht durch den brand. die rhabarberinn hat sich aber retten können, da bin ich sicher. mehr weiß ich nicht!". ich war verwirrt und immer noch besorgt. "was willst du hier, maler, bei den schnauzbärten, weiß den der buchhalter davon?" "ich will nicht darüber reden, es muss geheim bleiben, nur das, was du eh erfährst, die schnauzbärte werden sich schon brüsten, mich hier zu haben". "also bist du nicht gezwungen und könntest fort, auf der tinte. kannst du mich nicht zurückbringen, zum buchhalter vielleicht, meine reisekammer ist mit verbrannt. oder weisst du eine reisekammer hier im ort?". "nein, ich will bleiben und tinte hab ich auch nicht genug, auch keinen pinsel. ich fürchte, du kommst auch nicht hier weg". "was wollen die schnauzbärte von dir?". "denen genügt es, wenn ich scherze. hauptsache, sie glauben mich zu haben, des buchhalters generellen". er schwieg und wir nippten am tee. nach einer weile sagte der maler, "so, sie werden sicher gleich wieder runterkommen", und sah zur treppe. "zeit für eine vorstellung! sieh her, siehst du die erbsen hier? das sind keine erbsen, nur tarnung, kleiner scherzartikel, warts ab, wenn sie die treppe hinabkommen, dann gehst los". er nahm ein erbse heraus und barg sie in der hand. "reich mir mal die vase, ah, gut, ist nach wasser drin". er stellte die vase auf den tisch zu dem wimpel. da polterte es auch schon auf der treppe. "sie kommen", sagte er und hob die blumen an, um die erbse ins wasser zu werfen, "wenn es mal sein muß, bekommen sie eine in den whisky!". da standen die schnauzbärte bereits am tisch. bevor sie aber sprechen konnten, ging die erbse los. die blumen flogen aus der vase. dann krabbelt noch etwas heraus. es zog sich hoch, ergriff den vasenrand und stemmte sich hinüber, lies sich fallen. es rollte vom tisch, kam auf die füße und entfaltete sich direkt vor den schnauzbärten, das bild ihres führers stand im prunkrahmen auf nackten beinen und es tönte die hymne des doktors, der sie geschaffen hatte, denn sie waren klone. die schnauzbärte standen sofort stramm und salutierten, zogen sich gegenseitig am bart, schrien wenn es wehtat und gaben sich den bruderkuss. "plopp" machte es, als die verirrten zungen aus den mündern flutschten. das bild des führers fiel ihnen zu füßen, der doktor krächzte, die stimme versagte, dann war es weg. sie sahen sich verdutzt an und sagten, "nicht wahr, es war doch der führer!". "ei", sagte der maler, "eine erbse!" und hob sie auf. 



"sie sahen sich verdutzt an und sagten,
"nicht wahr, es war doch der führer!".
 "ei", sagte der maler, "eine erbse!" und hob sie auf."