Montag, 30. September 2013

74. fortsetzung "nirgendwo"




schlag zwölf ging die tür auf. knarrend. sie wurde von außen aufgestoßen und gleich wieder geschlossen. die beiden, die herausstürzten, als hätte sie jemand gestoßen, landeten auf dem fußboden.  es ist immer dasselbe, wenn um zwölf die wendetür aufgeht, dann werden die hinausgeworfen, die sich drüben versteckt hatten, um nicht bis zum nächsten wochenende warten zu müssen. dummköpfe, wissen sie denn nicht, das in der woche nichts läuft. da wird alles abgeschaltet und keines der mädchen winkt mit dem finger, wie am sonntag, wenn hochbetrieb ist und kitti, katti, ketti, kotti, kutti locken, auch klone. aber das fällt den männern nicht auf. sie bekommen, was sie wollen, geschminkt oder blind. dann aber schlagartig türschluß. vorher drei sirenen, dissonant und störend, wie es sein soll, dann rattengang, dann rindergatter, dann zurück ins dorf. doch wer sich jetzt versteckt hat, wundert sich zuerst, bevor er sich fürchtet, im dunkelen, im nichts, im garnichts. er wird wahnsinnig, denn keine wand, kein möbel, kein fußboden, garnichts ist noch da. er sackt zusammen, hockt oder liegt oder steht oder geht im garnichts. fünf tage lang. dann taucht ein kehrmaschine aus dem garnichts auf, bedient von einem kleinen mann mit runder brille und guten manieren. die bummler starren ihn an. sie können kaum sehen, nach tagelanger dunkelheit. deshalb hält der mann die lampe auch gedämpft. blenden soll er sie nicht. das ist nicht sein auftrag. er sieht die bummler freundlich an, reicht ihnen sein pausenbrot und wartet, bis sie es verschlungen haben. er gibt ihnen auch zu trinken. dann weist er ihnen den weg zur tür und öffnet sie. das reicht aus. sie stürzen von selbst hindurch. es ist kein arschtritt nötig. sie kommen auch so ins straucheln. landen auf dem boden. junge burschen. das erste mal drüben. zum gelächter der alten säufer. doch diesmal sollte dem schrecken noch einer folgen. gerade als die säufer anfingen schadenfroh anzüglichkeiten brüllend in den raum zu spucken, die jungen an ihren tischen herumzerrten, bis sie endlich sitzen durften, "bier her!" riefen die säufer, da begann ein toben in der luft. eine gleissende helle drang herein. sie waren gelandet, die rhabarberinnen, um zu richten. als ich wieder sehen konnte, erblickte ich die stangendürren rhababerinnen, wie sie hereinkamen und stehen blieben. sie nahmen kaum raum ein, so dürr waren sie und so waren es wohl an die zwanzig, die dort standen. eine begann mit dem schnarren, das sich mit nachhall übersetzte und verständlich wurde, wobei betonung und gewohnte pausen fehlten. die rede erklärte, daß jetzt ein gericht gehalten werde, über die, die beteiligt waren, mit wort oder duldung, an dem, das tipsi angetan wurde. am ende der rede herrschte stille. die einen schwiegen vor furcht und die rhabarberinnen schwiegen einfach und warteten ab. nach einer weile hatten die säufer sich vom schock erholt und wollten aufbegehren. da funkte ihnen aber sofort eine welle entgegen, die sie auf den boden warf. danach versuchte keiner mehr was. "sie warten auf tipsi", sagte der maler.



""bier her!" riefen die säufer,
 da begann ein toben in der luft.
eine gleissende helle drang herein.
sie waren gelandet, die rhabarberinnen, um zu richten"