Mittwoch, 18. September 2013

71. fortsetzung "nirgendwo"


ich hatte keinen knopf im ohr, hörte aber stimmen, eine stimme. eine stimme, die ich kannte, weil er genau dort gesessen hatte, der maler, im ohr. "bist du wieder in meinem ohr?", fragte ich, denn ich wollte ihn, falls es so ist, nicht mit dem finger zerdrücken. ich hörte nichts, keine antwort. als ich dachte, "habe ich mich wohl getäuscht", kam sie, "du hörst mich und ich höre dich", sagte es im ohr, "nein, ich bin nicht im ohr. ich bin hier im zimmer, zum krug, im dorf!". "aber warum höre ich dich denn?". "habe an dich gedacht, still!...", dann hörte ich wieder nichts. "kann wieder reden, ich sprach und du hast geantwortet. wer weiß, wie das geht. ich sitzte hier im zimmer fest, sie lassen mich nicht gehen. ich war es nicht, aber sie sagen, ich hätte das haus angezündet". "was sagst du da? du warst das?!. ich hab dich gesehen, du bist weggerannt". "ja, aber weil es brannte. ich wollte zu dir und dann brannte es überall".  "ich will dich sehen, maler, ich habe viele fragen und wollte gerade ins dorf gehen, vorher nach tipsi sehen, der rhabarberinn". der maler antwortet nicht mehr. es rauschte im ohr. "ohr", sagte nepomuk, hielt den kopf schief, die hand am ohr und sah mich sorgenvoll an. "nein, nepomuk, mir tut das ohr nicht weh". ich sah die beiden an, "wo geht ihr denn hin, ich will ins dorf". "ich mit ihr", sagte nepomuk und die zwergin hielt seine hand. "gut, dann geh ich jetzt", sagte ich und war versucht nepomuk die hand zu schütteln. die beiden zeigten zum wald hin und dort gingen unzählige kleine lichter an, so daß ich den weg sehen konnte. sie waren so hell wie sterne und ich konnte nicht hineinsehen, dabei waren sie klein wie funken. die meisten standen still am selben platz, einige schienen vor mir herzuziehen, dann dröhnte der boden, als ob jemand durch den wald galoppierte. ich spürte einen windhauch über meinem kopf und eine feder streifte mich. es brauste und lärmte. dazu kamen geräusche von rädern und gestellen, die ächzten. immer mehr unsichtbare schienen vor mir auf den weg zu drängen, als wollten sie mir als schar dienen, hinter der ich sicher ins dorf käme. da war der wald zuende und die felder erreicht. nun sah ich auch das erste mal die mühle. als ich näher kam, war sie unheimlich. nichts deutete darauf, daß sie bewohnt war. dunkel stand sie dahinten und kein laut drang heraus. wenn sie schliefen, auch dann wäre es nicht so totenstill. nein tipsi war nicht mehr hier. ich rüttelte an der tür, doch sie war verschlossen und da sah ich das die fenster, die scheiben eingeworfen. es roch nach kaltem rauch. auch hier hatte es gebrannt, aber die mühle stand noch.



" es brauste und lärmte.
dazu kamen geräusche von rädern und gestellen, die ächzten"