Donnerstag, 29. August 2013

68. fortsetzung "nirgendwo"


statt nach oben zu gehen und zu schlafen, machte ich mir gedanken. jetzt besitze ich nichts, außer einem haus, dachte ich, und habe angst, weil meine götzen daheimgeblieben sind. wie kann es auch sein, das man ein haus besitzt und sonst nichts. früher, seitdem ich mich wieder erinnere, taucht es hinter der grenze auf und wird immer lauter, hatte ich einmal sehr viel um mich herum. wo sind die silberfische?, wo die zitterspinnen?. ich suchte den boden ab, verhielt ich mich still, saß auf den frischen dielen und schnupperte die abgekühlte abendluft, die mich beruhigte, so gut. ich gestattete mir tiefer  zu atmen. wollte ich den wieder hinter die grenze zurück, diesen kram sammeln, der mir die zeit vertrieben hatte, als ich dasaß und die mitbringsel aus dem mülleimer prüfte, ob sie etwas mehr verraten. die frage drängte, weil ich zurückblickte. ich konnte die erinnerung nicht wählen, sie überfiel mich. es gab doch gar keinen grund, etwas zu vermissen, denn ich war seit meinem fortgehen unterwegs gewesen, in hemd und hose, kaum mehr. nun saß ich an einem singenden ort unter einem pechschwarzen himmel, aus dem die sterne herausleuchteten und ihre schweigende pracht mich glücklich machte, ohne das ich fragte, wieso. sollte ich jetzt wieder mit malen anfangen? wäre es dabei geblieben, das ich vergessen hatte, erstaunt und ratlos fragte, wie kommt der buchhalter dazu? aber ich erinnerte mich, wie ich früher kaum mehr platz im regal fand, die leinwände einen ganzen raum füllten, sollte ich das wiederholen, die schönen leeren räumen füllen. einstmals war ich in eine neue wohnung gezogen. die sonne fiel durchs fenster und bildete das kreuz auf dem boden. ich legte eine geöffnete schere in den gähnend leeren raum. einen moment war alles ewig, wollte unberührt bleiben. eine grüne raupe buckelt gerade die wand hoch. ich fand keinen überzeugenden grund, warum ich wieder beginnen sollte. der buchhalter hatte mich vor eine aufgabe gestellt, die mir unlösbar schien. dies hier, war bereits perfekt, jetzt wo die angst vor der leere wie weggeflogen war. einen grund konnte ich nicht verbannen, ungeprüft zu lassen, wie ist es zu malen, ohne etwas bewahren zu wollen. jetzt wo alle erinnerungen wieder zusammenflossen, sich das kaleidoskop zu füllen begann und ich mich damit aufhielt hindurchzuschauen. das naheliegende verschwand schon, da fiel mir der kopf nach vorn und ich schreckte auf, weil mir der nacken wehtat. was machte ich mir für gedanken. als ich vergessen hatte, war ich von maler zu maler gewandert, selbst als der maler mir ins ohr kroch, wollte es mir nicht einfallen, selbst maler gewesen zu sein und jetzt, da es mir einfiel vergaß ich. war ich nicht in der schule der signaturen gewesen?, hatte mich nicht kleinkerl mit schwung auf den lichtstrahl seiner taschenlampe gesetzt?  wir waren im himmel herumgestrolcht. so war es, die signaturen zu üben, auf den bestellten folien, so hatte ich mich entschieden! und traute mich nicht?, weil ich skrupel bekam?, weil ich mich erinnerte?, woher ich kam und was ich schon getan hatte. war das die angst die mich überfallen hatte, nach dem ich trieb und hier gelandet war?  es war mir klar geworden. ich schloss das buch, ich klappte das buch der erinnerung zu. ich wollte die grenze. es steht ja dort, im buch. ich fühlte mich befreit. wo sind die zwerge?, noch nicht da? ich stand auf und ging die dusche suchen. ich fand sie nicht. vielleicht ist ja ein wasser in der nähe, dachte ich und nahm pluto mit, um etwas herumzugehen.


"wo sind die silberfische?,
wo die zitterspinnen?.
ich suchte den boden ab"