Montag, 12. August 2013

63. fortsetzung "nirgendwo"


ich stieß die fensterläden auf und schaute hinaus, um zu sehen, was mich da geweckt hatte. "ein zirkus ist das", dachte ich, "die filmen ja doch!". die braven pferde trabten im kreis, von der kamera auf dem schlitten überholt, mit affenzahn, immer im kreis herum. das auge des kameramannes hinter dem sucher machte keine pause. er hob nicht die hand, das war die hand des regisseurs, die dort auftauchte und dem reiter das zeichen gab, den gaul zu einer parade auf die hinterhufe zu bringen. der reiter trug montur, eine hirschlederne und rote wadenstrümpfe, und einen hut, einen mit bändern und allerlei kram aus knochen und silber verzierten hut, den ein gamsbart überragte. den hut hielt er zum gruß in die höhe, als das sonst so ruhige tier mit den vorderhufen in der luft ruderte. jetzt erkannte ich im reiter den lindenwirt. er jodelte frisch drauflos und verschreckte ein taubenpaar, das panisch aus der linde fleuchte.  der regisseur rief, "lana, achtung, auf mein zeichen!". er hob den arm und als der lindenwirt den schimmel wieder auf alle hufe gebracht hatte, machte lana einen überschlag, der sie auf das sprungbrett brachte und von dort auf den pferderücken. sie landete hinter dem lindenwirt und brachte sich pose. sie stand auf einem bein, das andere zeigte nach hinten und stützte sich mit der hand auf die schulter des lindenwirtes. mit der anderen hand hielt sie ein weißes sonnenschirmchen hoch. sie trug ein weites gerüschtes röckchen über der karierten engen hose. da schaute sie hinauf und erblickte mich am fenster. ich winkte ihr zu und sie grüßte mit dem schirmchen. "gut! lana", rief der regisseur, nachdem die klappe gefallen war, "das haben wir im kasten". "komm doch runter", rief mir lana zu. ich packte meine sieben sachen und lies die betten ungemacht. lana saß am tisch und bestellte limonade. "für mich einen kaffee!", rief ich dem kellner zu. "lana", sagte ich, "ich habe bisher nicht gefragt, aber nun möchte ich doch wissen, wo ist den nun die loft und wann können wir hin?". "wenn du willst, sofort", sagte lana, "du schienst mir noch verwirrt und mir schien es auch besser, die toten ruhen zu lassen, nicht wahr pluto?". sie kraulte den hund und hielt ihn unter der schnauze fest, so daß sie sich innig ansahen. "da hast du wohl recht, lana, aber danach war ich noch verwirrter". ich erzählte ihr von denen mit den schnauzbärten und wie sie den kopf verloren hatten, und daß ich danach nur noch kopflose sah. lana überlegte und entschloß sich zu reden, "die mit den schnauzbärten machen uns schon zu schaffen, aber sie sind dabei, sich selbst zu erledigen, zu fürchten brauchen wir sie schon jetzt nicht mehr, es sind nur echos und sie verhallen". lana hatte sie also auch gesehen. "aber wie kommen wir nun hin?", fragte ich, "die busse fahren nicht". lana lachte, "mit dem bus wären wir eh nicht hingekommen, da fährt kein bus hin". sie zögerte kurz und sah mich an, wobei ich nicht anders konnte, als ihre hände zu greifen und festzuhalten. "ich denke, du bist nun soweit, immerhin hast du gefragt und somit willst du auch hin", sagte sie und gab sich zu erkennen. "unten im keller ist die reisekammer", sagte die rhabarberinn, die jetzt lana auf erden war, zu mir, punkt karo. 



"sie landete hinter dem lindenwirt und brachte sich pose"