winter
vertrockneter johannisbeerstrauch
hinten im garten
dahingewelkt mit den jahreszeiten
unter ihm
mit gespreizten gefieder
die meise
den weg entlang
über hart gefrorenen schotter
zum birnbaum
an ihm kein blatt
und doch
ungeschützt im klirrrenden frost
früchte vergessen
weg zur arbeit
straßenbahnoberleitungen
elektrizität strom fluß netz
über durch
stadt straßen
vorbei an
häusern geschäften bäumen menschen hunden blumen abfall autos schulen ämtern
rote sonne wird violett im blau
der kriegsstraßenbahnscheiben
in der stadt hat sie ihr rot verloren
verlorene sonne
über einer verlorenen welt
ich denke an die vergangenen tage viel
auf einmal
man kann nicht alles bewältigen
sollen sie mich doch in ruhe lassen
zuhause habe ich noch zwei flaschen bier
und eine flasche sprudel
es ist erst sieben uhr
das stahlgitter vor dem eingang des bürogebäudes ist schon hochgezogen
fünf eier in der tasche
ich werde Sie am besten gleich kochen
das büro ist leer
ich bin der erste
geflüster
keinen namen nennen
still sein
jetzt hört ihr es
und doch
sagen ist wagen
kein wort
wo wächst das blümlein
hinter dem wald
ein klafter holz
ein zündholz
nicht tag
nicht nacht
nicht stunden vergingen
während ich schlief
nichts verging
es blieb
und wollte nicht gehen
draußen liegt schnee
seit tagen
scheint mir auch morgen
wird schnee liegen
deshalb alles umsonst
hoffnungen schweigen
der schrei
jetzt nutzt er schon nicht mehr
mysteriöser mord
der spross eines jungen rhabarbers
bohrte seinen rosaroten kopf
durch die backsteine
der schlafzimmerwand
und sang der alten frau
einige heilige lieder vor
während die alte ihr gebiß
in das wasserglas legte
um am nächsten tag
mit frischen zähnen
um sich zu beißen
sie freute sich über den besuch
und lud ihn zu einer tasse
holundertee ein
in der nacht starb sie
mord?
Die polizei fahndet nach dem letzten besucher
atme ich?
ja ich atme
neben dir atme ich
drehe mich
und berühre deine haut
sehe dich nicht
berühre deine haut
aber das leben in dir flieht
die geschlossenen poren
deiner haut
der atem in mir bläht sich
verschließt meinen hals
dass ich nicht schreien kann
aber du neben mir
du lebst
und deine haut ist heiß
du lebst
ich kann mich nicht rühren
du berührst mich
meine haut ist fest
ich bin geschlossen
tief in mir schreie ich
ich kann mich nicht verlassen
ich bin eingeschlossen
und du beugst dich über mich
dein leben kämpft
verzweifelt gegen mich
ich will dir etwas sagen
und schlage dich
ich trete deinen leichnam von mir
ich spüre deine kalte haut
ich spüre deine atem nicht
und dann kämpfen zwei leiber
sich tot glaubend
innerlich voller leben aber
und da schlage und verletze ich dich
und es tut mir weh
denn ich stehe über mir
und kann mir nicht helfen
ich will dich nehmen
und mit dir verschmelzen
aber ich stoße dich fort
und dann wenn es dich nicht mehr gibt
wenn du meine nähe verlassen hast
wache ich auf
ich bin allein
und du irgendwo
bist allein
die stunden
die folgen
voller angst
der körper lebend
verkrampft sich
ist ohnmächtig vor dem schmerz
den er erzeugt hat
momente zuvor