Samstag, 6. Oktober 2012

14. fortsetzung "nirgendwo"



als ich einen handstand machte und keinen schwindel empfand, hoch über der stadt, hatte ich lust zu laufen. die beine trugen mich voran und ich beschleunigte im wind, der mich einhüllte und kraft verlieh, so das ich schon das gefühl hatte zu fliegen. ich liess los. unter mir lag die stadt, die sich schmückte, indem sie ihre lichter brennen lies. ich dachte, wenn das so einfach ist, warum belasse ich es nicht dabei. von hier oben schaut alles prächtig aus und ich habe nichts weiter zu tuen, als in den wind zu dringen, vielleicht zu singen, wenn er singt. ich hör ihn nicht, nein. er ist leise, als ich ihn hörte, da war das, als ich unten über eine wiese ging. die bäume fauchten oder er, es ist mir nicht ganz klar geworden, wer da jaulte. ich bin ganz still und fauche nicht, er ist es auch. so ist es friedlich, wenn ich über dächer fliege und mir den weg nach unten noch nicht wähle, genügsam brauche ich keine kurzweil. ich gönne mir lieber eine lange weile nichts als fliegen. ach ist das schön. die lichter die aus kammern, zimmern, sälen leuchten, sind schüchtern, bleiben wo sie leuchten, wabern zwar ein wenig aus den scheiben, doch bleiben sie und leuchten ihren gästen. dort kämmt ein mädchen lang ihr haar. da löffelt einer heisse suppe. ein alter mann mit weissen haaren sinnt. er fasst die strähnen, streicht hindurch und fragt dabei, was ihm noch bleibt. ich möchte ihm die furcht vertreiben, aber trotzdem auch hier oben bleiben. ich sehe, es hat ihn schon sein hund getröstet. er hat ihm seine pfote sanft aufs knie gelegt. in grossen sälen wird getanzt. es dringen kaum die klänge bis zu mir. ich tanze mit, bewege meine beine liegend, und schon fängt es bei mir an zu klingen. ich wähle eine schöne, die in der ferne, ohne mich zu ahnen, mit lust sich wiegt. die wähle ich zum sehnen aus. denn wenn mich nichts zum sehnen bringt, werde ich mich noch verfliegen. ich streife, tiefer fliegend, das blätterdach von bäumen. der wind der mich begleitet schüttelt sie. nun höre ich, wie es auf den boden prasselt. er schüttelt hier kastanien und dort nüsse. nun bin ich wieder erdenbürger. ich sammele auf und fülle mir die taschen. wer will mit mir die nüsse knacken, wem darf ich die maronen bieten? ich fülle eine tüte. rund um meinen ofen stehen leute. nein, so weit will ich doch nicht gehen. ich sehe schon, da ist ein anderer zur stelle. ich kann ganz ruhig von dannen gehen. ich nasche aus der tüte.