Samstag, 27. Oktober 2012
21. fortsetzung "nirgendwo"
"da sind wir", sagt sie. "die nacht ist morgen. das ist der nachmittag. hier sind gern leute. essen jetzt torte, ja sahne, ja, in dem cafe, sind schon drinn, biste drinn?" "bin drinn" "von der süßen drei tellerchen und grosse tassen!" "wir wollens treiben", legt ihren busen auf den tisch, häkelt mit den kleinen fingern, küsst in die luft. man, da kommt man ins schwitzen. die liegen schon übereinander. altrosa vorhänge über'n arsch. schmeckt salzstangig. "noch'n bitteren, ja noch einen, mit etwas süßer sahne!" "waren das die schönen von gestern?" hockt unterm tisch und schwabbelt, saugt lippen und bläst die backen, bläst die tüte auf, wo die brötchen drin waren. die fenster scheppern. sehe eine tuba. geige kommt rein. fiedelt. sind zu dritt. nein zu viert. da spricht der fremde schnalzend. die tuba hinter den scheiben schwitzt. "nagelt die tür zu und heizt den ofen." weberknechte sind so schlank. ich will die kirschen, die gibt sie mir und hüpft. die geige hüpft mit einer schulter rum. auf und ab. die nackten reiben sich den leib. das grinsen steckt in weggeworfenen socken, die das hündchen durch das zimmer trägt, wauu wuff, steht auf den beinchen und tröpfelt unterm bauch. bin zum sitzen gekommen. draußen funkelt der garten, weil kristalle aus der erde wachsen. der tanz der nackten treibt ein endlos loch durch heisse stubenluft. schwänzelnd, schwabbelnd, immer kreisend, niemals endend. die schlanken weberknechte zittern schneller.
Montag, 15. Oktober 2012
20. fortsetzung "nirgendwo"
als mir ihr herz vor die füße fiel, war ich entsetzt. ich bückte mich, um es aufzuheben und ihr wieder in die brust zu stecken. als ich einmal den kopf verloren hatte, habe ich ihn auch schnell wieder aufgesetzt. ich griff nach dem herzen und hielt es schon in der hand, doch sie hatte mir den rücken zugewandt. ich hatte sie erst vor ein paar augenblicken kennengelernt, als ich aus dem park kam, und sie auf der strasse vor mir stand. "ich bin herzlos" hatte sie gesagt und mir das herz vor die füße geworfen. ich tippe sie mit der freien hand auf die schulter, "sie können garnicht herzlos sein." "doch" sagt sie und sieht mir ins gesicht "ich bin herzlos." "es ist taktlos von ihnen, mich so zu erschrecken, fürchterlich, und ich sage es ihnen nocheinmal, sie können auf keinen fall herzlos bleiben. hier, nehmen sie es zurück." sie ziert sich. "ich verstehe ohnehin nicht, wie sie noch mit mir reden können, so herzlos, wie sie sind." sie zog einen schmollmund und erwiderte schnippisch "na schön, wenn sie es nicht wollen, dann geben sie es wieder her", griff ihr herz aus meiner hand und steckte es blitzschnell unter die bluse. "falsche seite" sagte ich. "wieso" sie blickte in ihre bluse "ach so, dann da hinüber" hob den finger, um es zu schelten "du dummes, dummes herz." "jetzt tragen sie ihr herz auf dem rechten fleck" bemerkte ich. "nett sie kennengelernt zu haben" sagte sie und machte anstalten zu gehen. "warten sie" ich sah sie an und sie sah wirklich gut aus, so ganz in weiss und ohne einen einzigen flecken. "wir könnten…." ja was könnten wir denn? "sie könnten mich begleiten, auch wenn sie mein herz verschmähen." bevor ich wieder damit anfing, zu erklären, das herzlosigkeit eigentlich unmöglich ist, sagte ich einfach "ja, dann begleite ich sie." wir gingen nebeneinander. ihr rock nahm einigen platz ein und so blieb sie auf abstand.
Samstag, 13. Oktober 2012
19. fortsetzung "nirgendwo"
das becken war leer. die fische weggebracht. das irresein zeigte sich nicht mehr. mundfaul war er aber geblieben. fragen blieben unbeantwortet. als ich fragte, was es bedeutet "hund spricht", sagte er gedehnt "huuund". wer ihn in den sack gesteckt hat sagte er nicht. er hatte die kleidung zurück und wollte nicht mehr gefragt werden. er ging. auf dem weg zurück zur buchhaltung schepperte der kantinenwagen vorbei. sie kochen also noch kaffee. aus den büros drangen aber keine geräusche. der geschlitzte rocksaum war beinahe um die ecke, als der wagen anhielt. die frau wandte sich zu mir um. "sie können auch bestellen" sagte sie. "ich bring es dann vorbei". "danke, aber ich weiss nicht, wie lange ich bleibe". "das macht nichts. ich sehe es ja, wenn das frühstück stehen bleibt". "das ist fein, dann in die buchhaltung, bitte". "steht schon da". "woher wussten sie denn…" "hund spricht, stand an der tür". sie lacht. "der hausmeister schreibt immer blödsinn, aber ich weiss bescheid. wenn sie wegziehen, wird er es abwischen". "hund spricht", wiederholte sie, lachte und bog um die ecke. ich fand das frühstück und eine nachricht auf dem tisch. der buchhalter hatte etwas abgeholt und mir mitgeteilt, das er zur gleichen zeit täglich im stadtpark unterwegs sei. es waren noch ein paar stunden. die zeit bis dahin vertrödelte ich. ich saß auf dem tresen und krokelte beiläufig in der blumenerde. demnächst mal giessen. zur zeit kein wasser. bin auf dem trockenen. in der sandigen wüste. bei den palmen. vom himmel regnet es. auf die tragflächen. pass auf, du schmierst ab. er riss die nase hoch. das soll der park sein. ist aber klein. ich halte den nassen finger hoch. da lang. wirf eine münze. gibt es nicht. dann nimm die karte. sieh hin. hoppledipoppel. noch an den gärten vorbei. nein. dann halt wieder zurück. da ist die kirche. gibt mehrere. verdammt. fluch nicht. frag doch. "wo, bitte, ist der stadtpark" ich stand schon in der tür. ich stürzte hinaus und fiel. ein ruck und ich baumelte. den rest verschlief ich. als ich aufwachte war es zeit. ich hüpfte leichtfüßig. fühlte mich jung. nur raus hier. an die luft mein freund, an die luft. als ich die tür aufriss, blieb ich stehen. das war, das war, als wenn ich das erste mal atmete. ich roch so vieles auf einmal. das also ist der schweiss. alles was lebt schwitzt. das hier arbeitet. es roch nach arbeit. dann roch es auch nach blättern und der wind rührte darin. auf dem weg wehte parfüm zwischen den tabak. eine ledertasche. ich schlenderte zu den wegmarken. bald war ich am park. er war eingezäunt wie ein gehege. das eisentor halb geöffnet. der weg krümmte sich gleich und blieb es, hinauf. nach einer weile hatte ich den hügel mehrmals umrundet. auf der höhe war es nicht mehr hell. die bäume standen zu eng. der platz zu klein. der blick auf eine schmutzige strasse. auf den bänken saß niemand. umgekehrt gehend, bald wieder im hellen, sah ich den buchhalter sitzen. er fragt mich "wie geht's junge" "gut" ich frage besser vorsichtig, so das er nicht merkt, das ich keine ahnung habe, woher er mich kennt. ich stelle sein lob in frage. "wieso meinen sie, sie sagten, ich sei einer der besten, früher, in der firma" er antwortete zackig "immer pünktlich, brötchen geholt, sauber die striche gezogen, akkurat, mein lieber, das waren sie,mein junge, das waren sie" ich fragte nicht mehr. uns verband kein geheimnis. "werden wohl bald räumen, solange bleiben sie ruhig, geht alles mal zu ende. passen sie auf sich, mein junge". er erhob sich, und grüßte.
Freitag, 12. Oktober 2012
18. fortsetzung "nirgendwo"
in der lade der brust gelandet. kein ort zum verweilen, habe nichts zu teilen. wie kann ich mit dir sprechen. ich zittere am leib. er hält mich fest. ich bin nicht frei. kann nicht gehen. muss verweilen. schaffe es nicht mich zu regen. muss schlafen mich legen. die mutter wiegt ihr kind. sollte fressen verschimmeltes brot aus dem spind. unter den dielen die kohlen. die fenster vereist. der vater übers meer geflogen. er heult irgendwo. an meinen ohren hat meine hand sich verkrochen. die andere hat nach pippi gerochen. die maikäfer fliegen. sie werden nicht siegen. es brennt das land. ich hab's nicht gesehen. hier brennt der ofen. was wird bald geschehen. der ofen ist heiss. das wasser, der schluck verdampft. ein kleine perle vertanzt. wie sie über herdplatte hüpft und zischt. dabei habe ich mir das schwänzchen verbrannt. bin gleich fortgerannt. wer will mich beschützen. es wird garnichts nützen. das heimlichen weinen, hinter der ecke. die ersten verstecke. liege fein in den büschen. erde wird der liebe geruch. erde und holz. ich schabe die rinde. die nackten stöcke liegen bleich. umgrenzen mein reich. er drückt mich wie meine mutter. er hat keine milch nur schweiss. ich kauere in verbotenen knochen. werde wieder verschwinden unter der haut. kein laut wird es klagen, wenn ich mich ergebe. und in die schwarze kammer geschickt. stehe im dunkeln und bete. die perlen rutschen durch die finger. ich zähle die jünger und rufe die mutter. kann sie nicht finden. es jammern die sünden. nachdem ich mich sehne, dem lieben gott. er streichelt mir die haare. er legt mir die hand vor die augen und spricht. "ich hatte im flusse geangelt. da schwamm unter den fischen ein kleid. ich zog die hand. sie war kalt. das war eine schöne." dann schwieg er. trauernd aus dem wald das moos geholt. hat nicht geholfen. der schrei verhallt. das echo wird zur beute fremder ohren. es fahren wieder kähne. ich bin verloren. doch sorge hält mich. der schoss wird stätte freier wahl. ich muss nur wollen. herz begehren. die schwere brust will ich verwehren. nicht mehr in dunkle gruben fallen. die art der zweige kennen, die darüber liegen. wie wär's wenn herzen flammen und erscheinen. die heimstatt wär entzückend. das herz bleibt in der welt. solch eine hütte möchte ich erbitten. das rote dach schmückt sie im grünen. die hand wird warm. die brust ertönt. der tag bricht an. komm lass uns gehen. er lässt mich aus den armen los. in kleidern gleichen wir uns schon. die halle ist nun tageshell. das wasser fliesst mit einer welle fort, die fische in das meer zu bringen. es zeigt sich fester boden. gesang erreicht die hohen kuppeln. und füllt den raum mit frischen klängen.
Donnerstag, 11. Oktober 2012
17. fortsetzung "nirgendwo"
der sack war ihm über die arme gerutscht. er sah mich an und grinste mit hochgezogener lippe, die unterlippe über die zähne gespannt. die nase juckte ihn. da er die hände nicht gebrauchen konnte, zog er luft hinein. er zog die luft hechelnd in die nasenlöcher. die lippen verschoben sich gegeneinander.der unterkiefer wanderte hin und her. er nieste. er versuchte seine arme zu befreien. solange ihm das nicht gelang zappelte er und wand sich. endlich rutsche der sack hinunter, lag ihm auf den füssen und fesselte die beine. beim gehen kam er ins straucheln. das erste mal hörte ich ihn etwas sagen. er brummte und brabbelte. schliesslich gelang es ihm den sack abzuschütteln. im schlafanzug schlurfte er durch das wasser zu den stufen. er stieg hinaus und stand wieder tropfnass auf den fliesen. er schien unentschlossen. er schnaubte. von einem moment an war er wie toll. er hüpfte den hampelmann, schlug sich auf das gesäß, das es krachte, schlug sich auf den bauch, johlte, zauste die haare und rubbelte den kopf. mal stand er still. dann blubberte er durch die lippen. darauf sprang er wieder hin und her. er stütze die arme auf die oberschenkel, breitbeinig in der hocke. er stampfte hockend, bein um bein versetzt, heran. er schwoll an und platzte aus dem anzug. er rupfte sich die fetzen vom leib. er drückte mich an sich und herzte mich. er umkreiste mich und stieg mir von hinten über den rücken. ich war zu boden gedrückt und er hockte über mir. seine hoden hingen mir an den ohren und sein schwanz hing wie ein elefantenrüssel von meiner stirn. er stieg über mich hinweg, lies dabei einen hasen auf meinem kopf zurück. der kaute meine haare und koetelte mir in den nacken. ich griff ihn mir, warf ihn auf den boden und jagte ihn davon. der nackte schrie, er schrie in den raum und spritze. seine milch verteilte sich im becken. er kam zurück, zeigte sich, griff sich an den hoden und nahm ein ei heraus. er hielt es auf der hand und zeigte es mir, dann pflanzte er es wieder ein und lachte. er schlug sich klatschend auf den bauch. er sah mich an, zog die stirn in falten, und lachte wieder schallend. er griff mit beiden händen an die brust und riss sie auseinander. dahinter öffnete sich ein tabernakel und blieb weit offen. er fasste mich unter die arme und hob mich auf. er fasste mich so, das er mich in der waagerechten hielt. mit dem kopf voran tauchte ich durch den tabernakel in den schwarzen raum und verschwand. ein vorhang öffnete sich, und ich landete in einem vogelkäfig unter papageien, die aufgeregt redeten, "fliegemann, fliegemann". einer fragte im stimmbruch, "wo wohnst du, wer bist du". vor dem käfig standen leute und verteilten futter. mich beachteten sie nicht. dann hörte ich eine stimme ganz nah an meinem ohr. "du", "du, du" sagte er, prustete wasser in mein gesicht. er nahm mich hoch, zog mich auf seinen schoss und summte ein lied.
Mittwoch, 10. Oktober 2012
16. fortsetzung "nirgendwo"
ich kroch aus den decken und griff mit den fingern nach der kante der fensternische. ich lugte über den rand und wollte hinaussehen. ich legte die arme bequem auf den sims und schaute zum mond hinauf, der rund war und hell. der schattenmann war dabei schattenvögel zu verscheuchen. sie flatterten und stürzten von der scheibe. er hörte nicht auf herumzufuchteln. dann hörte er auf und war nicht mehr zu sehen. dann sah ich ihn wieder. ich rief hinauf, "ich bin ein schlanker junge, meine brust ist unbehaart. du, ein alter schwarzer mann. bleib du da oben". ich hielt meine wange in den mondschein und summte ein lied. ich lies mir den hintern küssen. ich sang vom kraulen und vom kramen, in heimeligen ecken, vom verstecken, sang ich, und vom kosen. der schattenmann rührte sich nicht mehr. in der ferne klangen echos, wie ein ein lustgestöhne. igel schnaubten. die katze machte buckel und hieb mit der kralle. im wandschrank knarrte es. ich sank zurück aufs bettenlager. nun schabte es an der tür. ich schlüpfte in die hose und ging nachzusehen. es war wieder still und ich setzte mich lieber. ich betrachtete die fotografie im rahmen unter der tischlampe. sie zeigte den buchhalter und seinen hund. darunter war eine widmung geschrieben. fliegen ist wille, stand da. ich hatte den buchhalter, dem ich ja nur flüchtig begegnet war, er war eilig davon und hatte mir alles so selbstverständlich übergeben, ich hatte ihn nicht näher in augenschein genommen. er hatte das sicher so gewollt. das foto berührte mich seltsam und ich erinnerte mich wieder. ich hatte nicht nur phantasiert. ich war wirklich geflogen. ich brauchte dazu nur die beine zu bewegen, wie beim laufen und hob ab, schneller tretend, wie beim fahren, und schon flog ich. oft hatte ich es vorgeführt. immer wieder, nachdem ich es behauptet hatte. niemals war einer der zuschauer auf die idee gekommen, es gleich zu tuen. ich habe auch nie dazu aufgefordert. es genügte mir es zu können. und ich nutze jede gelegenheit abzuheben. die räume weiteten sich, wenn ich flog. den wegen am boden, den stromleitungen folgte ich nicht. ich nahm sie als linien wahr, in die ich hineinschrieb. ich stellte den rahmen zurück. draussen war irgendetwas im gange. es war direkt hinter der tür. als ich sie öffnete, stand der arm noch in der luft, ein stück kreide in der hand. vor mir stand ein wesen, in einen sack gehüllt. leib und kopf waren im sack, der darüber zugebunden war. die arme und beine kamen aus den löchern heraus. im sack steckte einer im gestreiften schlafanzug. er war klitschnass. er tropfte als er davonlief. an meine tür hatte er in grossbuchstaben, hund spricht, geschrieben. ich folgte ihm und sah, das er auch an andere türen geschrieben hatte. seine füße klatschen auf den boden und ich hörte ihn. nach einer weile sah ich ihn unter einem türsturz stehen. er wandte mir den rücken zu und wartete. als ich schon fast bei ihm war ging er weiter. ich sah nun in den raum. da war ein wasserbecken, so gross wie ein schwimmbecken. das wasser war von lampen am boden beleuchtet. die lampen waren nicht hell. der raum blieb duster. es reichte aber aus um zu sehen, das das becken mich fischen besetzt war. nahe der lampen, sah ich karpfen , golden, rot und weiss. das wasser spritzte auf. der im sack lag im becken. er sank und stand unter wasser. er stand nahe am beckenrand und ich konnte hinuntergreifen. ich konnte ihn nicht herausziehen. erst musste der sack aufgebunden werden. ich löste das seil und öffnete ihn. über dem kopf erschienen luftperlen. er lebte und ich gab ihm einen klapps auf den schädel. er blickte endlich nach oben und sah mich an. er starrte und schnappte wie die fische. er stieß sich vom boden ab und brachte seinen kopf über wasser.
Montag, 8. Oktober 2012
15. fortsetzung "nirgendwo"
ich legte den text, den ich auf der phönix getippt hatte, beiseite. wieder nichts. viel zu abgehoben. wieso musste ich auch mit einem handstand beginnen. das konnte ich noch nie. keinen handstand, keinen kopfstand, einen schulterstand kann ich. was mich aber noch mehr stört, sind die sprünge. erst schwärmerisch und dann ruck zuck wieder unten. passt garnicht. ich wollte mir zeit lassen. hatte ich nicht bewiesen, das ich es kann. stundenlang rumsitzen. ich hatte mich in der buchhaltung eingerichtet, aber war mit dem höhenflug gescheitert. zu kurz, nicht präzise genug. bilder wie oblaten und eine fragwürdige kumpanei mit dem wind. um da draussen zu fliegen, da reicht es nicht, wie ein huhn mit den flügeln zu flattern. ich bin mir anderseits sicher, das ich schon geflogen bin. aber das hier war eindeutig zu kurz, ein kurzstreckenflug. warum bin ich nicht eingekehrt. ich hätte mich über das dach oder einen balkon dazugesellen können, hätte mich in gesellschaft begeben. den einsamen und verträumten, hätte ich mehr aufmerksamkeit schenken können. ich kann nicht sagen, ich will lieber hier oben bleiben, das führt zu nichts. wenn ich nicht fähig bin, aus der höhe hinabzusteigen, kann ich auch nicht fliegen. es gehört zum fliegen das tempo zu drosseln, hinabzukurven, mit der geste der zuwendung die lage zu verändern, die seiten die sich der erde zu wenden zu wechseln. mit den füssen voran könnte ich abbremsen, der weite mantel als fallschirm nutzen. dann richtete ich meine kleidung, das wirre haar, oder es ist mir egal und stürze so unter die leute, die mich kurz bemerken, den kopf schütteln oder freundlich grüßen, vielleicht auch garnichts tuen. der gedanke unter leute zu gehen beschäftigt mich, und ich frage mich, ob es daran liegt, das ich von der vergangenheit des raumes, von der buchhaltung, dazu angeregt werde. legt man die bilder übereinander und bewegt sie mit dem daumen, läuft der film ab. ich sollte die finger von der schreibmaschine lassen und lieber damit fortfahren mich geduldig und gründlich, habe ich das nicht vorgehabt?, durch den raum zu bewegen, um ihn zu entlarven, zu beweisen, das alles nur theaterkulissen sind. warum war der buchhalter nach hause gegangen, wieso nannte er mich einen ihrer besten, wo war ich gewesen, was hatte ich getan. das denken des gedankens stoppt plötzlich und die ahnung, die ich hatte, verschwindet. um sie zurückzugewinnen schliesse ich den raum und lösche das licht. in der dunkelheit kommt sie vielleicht wieder. oder morgen im hellen.
Samstag, 6. Oktober 2012
14. fortsetzung "nirgendwo"
als ich einen handstand machte und keinen schwindel empfand, hoch über der stadt, hatte ich lust zu laufen. die beine trugen mich voran und ich beschleunigte im wind, der mich einhüllte und kraft verlieh, so das ich schon das gefühl hatte zu fliegen. ich liess los. unter mir lag die stadt, die sich schmückte, indem sie ihre lichter brennen lies. ich dachte, wenn das so einfach ist, warum belasse ich es nicht dabei. von hier oben schaut alles prächtig aus und ich habe nichts weiter zu tuen, als in den wind zu dringen, vielleicht zu singen, wenn er singt. ich hör ihn nicht, nein. er ist leise, als ich ihn hörte, da war das, als ich unten über eine wiese ging. die bäume fauchten oder er, es ist mir nicht ganz klar geworden, wer da jaulte. ich bin ganz still und fauche nicht, er ist es auch. so ist es friedlich, wenn ich über dächer fliege und mir den weg nach unten noch nicht wähle, genügsam brauche ich keine kurzweil. ich gönne mir lieber eine lange weile nichts als fliegen. ach ist das schön. die lichter die aus kammern, zimmern, sälen leuchten, sind schüchtern, bleiben wo sie leuchten, wabern zwar ein wenig aus den scheiben, doch bleiben sie und leuchten ihren gästen. dort kämmt ein mädchen lang ihr haar. da löffelt einer heisse suppe. ein alter mann mit weissen haaren sinnt. er fasst die strähnen, streicht hindurch und fragt dabei, was ihm noch bleibt. ich möchte ihm die furcht vertreiben, aber trotzdem auch hier oben bleiben. ich sehe, es hat ihn schon sein hund getröstet. er hat ihm seine pfote sanft aufs knie gelegt. in grossen sälen wird getanzt. es dringen kaum die klänge bis zu mir. ich tanze mit, bewege meine beine liegend, und schon fängt es bei mir an zu klingen. ich wähle eine schöne, die in der ferne, ohne mich zu ahnen, mit lust sich wiegt. die wähle ich zum sehnen aus. denn wenn mich nichts zum sehnen bringt, werde ich mich noch verfliegen. ich streife, tiefer fliegend, das blätterdach von bäumen. der wind der mich begleitet schüttelt sie. nun höre ich, wie es auf den boden prasselt. er schüttelt hier kastanien und dort nüsse. nun bin ich wieder erdenbürger. ich sammele auf und fülle mir die taschen. wer will mit mir die nüsse knacken, wem darf ich die maronen bieten? ich fülle eine tüte. rund um meinen ofen stehen leute. nein, so weit will ich doch nicht gehen. ich sehe schon, da ist ein anderer zur stelle. ich kann ganz ruhig von dannen gehen. ich nasche aus der tüte.
Donnerstag, 4. Oktober 2012
6. "texte 1960 - 1975" : melker
melker
auf dem blauweißen gebälk der himmelsbäume
sitze ich
melker
steine werfend
die tischen auf
und durchschlagen die erde
wurzeltief
arabische gesänge durchpflügen die luft
der heiße tag lässt die wurzeln tiefer fliehen
ins erdinnere
zu trinken von ganz heißen
nife
melker schreit
wie ein stein fliegt melker
schreit verzückt
wie ein stein titscht melker
die erde durchschlagend
wie ein stein
die himmelsbäume
stabile festgefügte häuser
klirren
glas umfasst melkers glied
glasglied
sirren
es schreit jetzt
mit spitzen hellen lauten
aus der tiefe des baumes
und melker
die arme in die glühenden zweige hängend
wiegt sich
das glasglied im glasarm
die sonne verdunkelt
in den himmelsbäumen bricht das glas
melker springt
ich titsche auf
mit melker im leib
melker titscht auf
mit leib und glas
es flieht
die straßen
die hinausführen
sind kalt
der blick aus dem fenster
löscht das truglicht
illusion
es scheint als sei alles kälter
beim öffnen des fensters
strömt die kälte hinein
über die kalten wege geht melker
versucht das fenster zu schließen
in einem raum
den er schon verlassen hat
melker müht sich
doch die kälte hat schon melker
ich versuche das fenster zu schliessen
was ich sehe erschreckt mich
die welt lebt
der hund bellt
hundegebell
der mensch bellt
hundemensch
die bäume bellen
auf den ästen sitzen hunde
mit menschen im arm
zahn der zeit
den holzturm in den kopf gesetzt
hat melker sich schon lange
im holzturm sitzt sein hirn
ihm wird nicht bange
den holzturm hat der holzwurm gerochen
er ist ihm in den kopf gekrochen
ausflug
die fahrt nach paris
eine übernachtung
ein frühstück
kostet in etwas so viel
hunde dürfen nicht aufs zimmer
ein haufen sägespäne
gestern wurde der papierkorb geleert
gegen abend
es wirft schatten
die sonne steht tief
ihr da
warum habt ihr aufgehört
bellt weiter
der jetzt einsetzende regen
singt ein vertrautes lied
melker ist müde
ich spanne noch einmal die hände um den fenstergriff
und stemme
dann lasse ich mich fallen
melker schläft
ich wache in der frühe auf
der stein auf dem ich sitze
wächst vor einem hohen dickstämmigen baum
aus der sandigen erde
so finde ich mich
mit dem rücken an den stamm gelehnt
die arme abgespreizt
es ist frisch
inmitten der stille
die vielsprachigkeit des windes
farben
farbwerke
smaragdgrüne moosdecke
mauer aus sonne
die große mauer in der stadt verbirgt den himmel
die sonnenstrahlen hinterlassen zeichen
auf der dunkelgrünen moosdecke
die mauer verbirgt den himmel
und die fabrikschornsteine qualmen
die sonnenstrahlen fallen tief
durch das blattwerk der bäume
fallen zaghaft blaue lichter
auf die rote moosdecke
fallen lauter blaue lichter
der rauch der städte
steigt in den himmel
der tag streckt die arme aus
mit bergigen vielflüssigen händen berührt er
das wasserfarbene licht berührt
mit bergiger vielflüssiger orangefarbener fingerigkeit
der tümpel breitet sich
wie getrübtes
mit den jahren alt und rissig gewordenes spiegelglas
vor mir aus
ich sehe hinauf
in die baumkronen
auf der gegenüberliegenden seite
sie bewegen sich leicht
ich vermisse das sanfte rascheln des laubes
das sonst die bewegung des blattes begleitet
und gleich einem tanz
nach einer freien
oder vorgeschriebenen
komplizierten oder einfachen rhythmik
erscheinen lässt
selbst als die bewegungen heftiger werden
und die baumkronen ins schwingen geraten
sich dann grotesk gegeneinander aufbäumen
bleibt es still
er stand auf
und ging einige schritte
am rand des tümpels entlang
abdrücke seiner schuhe
im sand hinterlassend
dann bückte er sich
einen kieselstein aufzuheben
den er aus der höhe der hüfte
mit leichter handbewegung
in den tümpel warf
aufschlagsgeräusch
stille
der stein hatte sein spiegelbild getroffen
der zweifel in seinem gesicht
löste sich in den kreisen
die sich um die aufschlagsstelle
ausbreiteten
gleich einer stummen fortsetzung
des geräusches
größer wurden
und schließlich
verschwanden
er warf einen neuen stein
und wieder
zweifel
sich lösenden zweifel
wieder sichtbarer zweifel
immer neue Steine warf er
und fand freude an seinem betrug
bis es ihn ermüdete
und er die hand sinken ließ
unsichtbarer zweifel
sichtbarer zweifel
zweifel am zweifel
die einen reden
mit beschwichtigenden worten
sie lieben den rauch
der staublungen macht
die anderen fliehen
in den festen tag
sie kämpfen gegen ihr leben
kämpfen an gegen den leib
der ihn nicht gehorcht
und krank wird
einige werden hin und her geworfen
kommen in bewegung
aber sind bald schon ohne halt
was sich Ihnen die poren setzen will
jagt sie
und aus dem gehen
dem fortschreiten
wird angst
irres verhalten
mit der kraft ihrer körper
werfen sie sich gegen die flut
doch die fenster bleiben geöffnet
noch lange
melker
hinter den pfeilern einer kirche
während der sonntagspredigt
eine gesunde kuh
mit gesunder milch
im gesunden euter
treibt ein gesunder hüter
durch die gesunde stadt
vorbei an gesunden menschen
mit gesunden gedanken
in gesunden gehirnen
da fällt vom dach
der gesundmachenden kirche
ein doppeltgesunder wetterhahn
der doppeltgesunde wetterhahn
fällt auf die gesunde kuh
mit nun doppeltgesunden richterverstand
stellt ein nun doppeltgesunder richter fest
doppeltgesund fällt auf gesund
gesund ist tot
es lebe doppeltgesund
das nun doppeltgesunde volk
schlägt den gesunden hüter doppeltgesund
eine doppeltgesunde kuh
mit doppeltgesunder milch
im doppelt gesunden euter
treibt ein...
melker
angeekelt
finde ich nachts
auf dem friedhof
vor einer vormals gesunden
jetzt aber
und das ist es
was mich freundlich stimmt
dahin dahinfaulenden milchkuh
suckelnd am euterrest
finde ich ihn
ich schrieb auf
seine tat
die lobenswerte
melker
fleischbeissend
trieb in die flucht
seine häscher
melker
am grab
eines toten soldaten
unseren toten helden
im ewigen gedenken
gefallen für volk
und vaterland
wir haben gegraben
nach toten soldaten
mit eisernen spaten
wir fanden begraben
die toten Soldaten
nicht
nur ihre taten
wir fanden begraben
der toten soldaten
eiserne kreuze
heldentumsdaten
wir rissen heraus
die kreuze
verfluchten
die helden
man fand uns
ausruhend
auf den gräbern
als melker aufwachte
war justine schon in ihm
dreitausend kubikmeter sand
abgetragen
einen ozean
eingezäunt
in brand gesteckt
bagger
raupenschlepper
betoniermaschienen
baukräne
sersatzstücke
eisen
beton
gläserner nachttopf
bauarbeiter mit gelben hüten
sicherheitsvorschriften
ohne zweifel
in melker wird gearbeitet
er blickt aus dem eisverkrusteten fenster
hinunter auf das kleine vordach
des baufälligen wirtshauses
gelbe flecken im Schnee
er hatte nachts aus dem fenster gepisst
plötzlicher frühling
satte wiesen
gelber krokus
melker beugt sich über die sich öffnenden kelche
und flüstert
in mir standen die bagger still
die arbeiter setzten die hüte ab
melker erblickte justine
es hat ihn getroffen
ist durchgegangen
unruhig durch ihn hindurch gegangen
spuren hinterlassend
der tag schien sehr lange still zu stehen
ist dauerte aber nur eine sekunde
ein kurzes verharren
eine sekunde krieg
arme in die luft strecken
mama schreien
eine sekunde lang
sehnsucht
an die Heimat
an der heimatlichen tür stehen
nur anzuklopfen brauchen
ein tag verstrickt sich eine sekunde
bleibt stehen
scheint zeitlos
das erblicken justines
in der großen wohnung
die mächtigen portale meiner schlösser
die betten
groß wie ozeane
aber in justine
da wo meine heimat liegt
ist der feind
die zeit
die zu mächtige
zu weitmaschige
nimmt den großen irren schrei
nimmt die kugel
die Sie mir
ihm gegeben haben
nicht an
lässt hindurch
den moment ewigkeit
der ordnung der toten dinge erliegt der mensch
er ordnet sich gleichsam mit
ordnet sich unter
im zustand des totseins wird die einmal getroffene anordnung zu stabiler leere
die schritte über den gartenweg sind die schritte des heimkehrenden
doch schon beim öffnen des gartentors hat er das haus nie verlassen
ist zuhause
jedoch nicht heimgekehrt
sein schreiten ist das stehen bleiben im einmal gesetzten punkt
da ist nichts neues
keine erleben
nur der gang durch das vertraute labyrinth
die zimmer gewöhnt an gäste
die auch nichts neues bringen
gleichen totengruften
staubfrei
hindern am betreten den gutwilligen
verlockend sind sie für jeden der kommen will feuer zu legen
ich tauche hinein
in melker und erklimme die plattform
von dort vermag ich die welt zu sehen und die hügelkette
hinter der dir mein zimmer liegt
das mir fremd geworden ist
so verharre ich eine weile
betrachte die bewegung geratenen bäume
umschreite wieder den tümpel
steine werfend
noch bereitet es mir vergnügen
das spiel mit dem zweifel
während ich da stand und ins wasser blickte setzte sich eine prozession in bewegung
und überstieg die hügel
melker hatte das zimmer betreten
unterwegs in der stadt
auf der suche nach einem geeigneten kompass
geschah es
das ich von einem windstoß umgeworfen
mit dem kopf schwer aufschlug
als ich nach der bewusstlosigkeit wieder aufwachte
hatte ich mein vorhaben vergessen
ich irre umher
versuche den fremden straßen zu entkommen
da treffe ich
schon in den randgebieten der stadt angelangt
auf ein gebäude
das sich von den ärmlichen hütten
der hier ansässigen
abhebt
es erinnert mich an die alten bankhäuser im geschäftsführungsviertel der stadt
als ich mich im großen eingangsportal nähere
sehe ich melker auf den stufen sitzen
lachend zeigt er in die richtung aus der ich komme
kompass
ich kehre um
diesen moment bin ich glücklich
aber wenn da auch alles blüht
und der morgen kraft zu haben scheint
stimmt mich der blick
hinab auf die stadt
mit den geschlossenen fenstern
traurig
die seele des menschen sei der große wunsch
sein brennendes verlangen
ich betrete ein haus mit blanker fassade und vielen fenstern
ich steige barfuß die marmortreppe hinauf
die weiße fläche brennt mir unter den füßen
auf zehenspitzen schleiche ich weiter
überlassen mich der automatik der bewegung
allmählich gewinne ich an höhe
die treppe führt an langen schummrigen gängen vorbei
vor den türen hängen felle
da lugt ab und zu ein kopf heraus
teilnahmslos blickt ein rundes fleischgesicht
anstelle der nase erhebt sich ein katzenkopf
die katzenaugen sind geschlossen
aus dem maul bellt es
kaffee im obersten stockwerk
irgendwo kracht ein schuss
und von den wänden rinnt warme milch
melker stürzt mir nach
von der treppe kommt ein mit akten beladener karren herangeschossen
er bekommt patschhändchen und schreit jämmerlich
ein elefant schreitet ruhig rosenfressend an uns vorbei
hinab
melker steigt höher
die treppe wird schmal und trifft auf einen engen
sich nach oben schraubenden gang aus blanken stahl
melker müht sich hinauf
in den nicht sichtbaren himmel
die stahlblauen wände rücken dichter zusammen
melker zwängt seinen schmächtigen leib hindurch
am ende des ganges führt ein runder schacht weiter nach oben
es riecht nach moos und pilzen
melker stämmt sich hinauf
über im strahlt blauer himmel
der schrille pfiff einer lokomotive aus der ferne
menschen begrüßen ihn
lachen
großes hungriges fest
melker schreit vor freude
da stürzte er hinab
und findet sich auf der untersten stufe des hauses liegend
und dachte ich an die sonne
erschien eine schwarze kugel
hinter dem mond
glotzt aus leeren augen
den mund offen
auf die schlafende welt
nur ich war wach
ich saß neben meinen stühlen
lag hinter meinem bett
weinte aus dem beschlagenen spiegel
und drückte meine hand fest
so daß es weh tat
ich umarmte mich
oh gott
war ich stürmisch
ich liege hinter meinem bett
der körper bebt vor erregung
oh ich liebe mich
langsam weicht der schmerz aus meinen tränen
da sehe ich hinauf
da sehe ich ein feines netz aus licht und tränen
die sonne bricht
die heiße kraft ergießt sich
die meere brodeln unter heißer blauer luft
ein großer weißer vogel mit prachtvollen schwingen
sinkt in den himmel
und es ist
als wäre dies das ende
doch schlief ich
und es war eine müde alte sonne
dieich sah an diesem morgen
wo draußen der tag
die weißen hinters ohr kämmt
ich weine
ich bin ganz ruhig
mein tag beginnt
man hatte ihm einen warmen Mantel gereicht er hat ihn genommen und mit dem Kopf geneckt ganz selbstverständlichen Sicherheit der genommen als wäre er fest davon überzeugt gewesen dass man ihm eines Tages eine festere Hülle über die Schultern wirft ach ich bin einsam will es ist 6:00 Uhr ist eben aufgestanden noch ist nichts zu spüren von jener heißen Sonne in seinem Tag füllen in Verlag anlassen wird von ihr vorzugehen er ist zuversichtlich denn seine Nacht war voller Tränen und sein Gesicht ist vital beeilt sich nicht seine Bewegungen sind langsam würdevoll in seiner Vorstellung atmete schon die führende Luft dienen aufnehmen wird bald Vorhänge und wir sind geschlossen er betrachtet sein Gesicht im Spiegel interessiert blickt sich scheuen die Augen zwei große Teller satte tiefe feuchte Teller darüber glüht die Sonne vom Eifer gefasst setzte seinen Schlund ihr wird die Tür öffnen und hinauszutreten die brennende Luft wird ihm den Atem verschlagen und der wird die Sonne betreten den grauen verregneten Morgen vergessen haben die Welt Schweiz nahm Mord sie liegt vor uns auf den Knien bittet uns endlich den Todesstoß zu führen der getötete Stier wird aus der Arena getragen Jubel dermaßen über die Trümmer geht Melker Lachens in den Arm schlägt Melker Granitfinger bis in die Dekra gefahrene Himmel wie frei das springt und hüpft das jauchzt das Bild wieder mit Steinen geworfen wird Straßen aufgerissene Straßen einfach hineingeschleudert werden alles hinein in den brennenden Himmel in den auf der nimmt auf und wirkt hinunter wir werden die Steine sammeln und eine neue Stadtbahn
4. "texte 1975 -1990"
.........
er hatte lange herumgesessen
gelegentlich hatte er versucht
etwas abzustauben
eine autofahrt irgendwohin
er wippt
ungeduldig fordernd
saß er bei mir
soll man sich lustig machen
über einen dens anödet
wir steigen aus dem wagen
und gehen einige schritte durchs gras und motzen
ich mag den wald nicht
er begräbt mich
aufmerksam betrachte ich den moder
schön sind die hellen stellen im dunklen bild
beim malen
wenn man lichter setzen kann
fliegennähte halten zusammen
schrenksumpf des gemüseabsuds
im leitertran
verbundsgeschichte
der bergwerksingenieur
die leit' am haus
birn birn
so herbstlich
der baum schwanger
die blätter
fallen
ganz stark
die letzten sonnenstrahlen
ganz stark
hinterhergehen
das haus auf der höhe
leuchtet
strahlend
blauer balkon
kastanie
braun
gelb
fallende äste
gedürr
stangen
staffel
straßen
buckel
asphaltgrau
rascheln
der schuhe
der blätter
hauseingang
geöffnet
treppengeländer
leuchtet heraus
eine achtel
rückwärtsgehen
sechzehn
fünfzehn
wie das licht abnimmt
Mittwoch, 3. Oktober 2012
5. "texte 1960 - 1975"
atme ich?
ja ich atme
neben dir atme ich
drehe mich
und berühre deine haut
sehe dich nicht
berühre deine haut
aber das leben in dir flieht
die geschlossenen poren
deiner haut
der atem in mir bläht sich
verschließt meinen hals
dass ich nicht schreien kann
aber du neben mir
du lebst
und deine haut ist heiß
du lebst
ich kann mich nicht rühren
du berührst mich
meine haut ist fest
ich bin geschlossen
tief in mir schreie ich
ich kann mich nicht verlassen
ich bin eingeschlossen
und du beugst dich über mich
dein leben kämpft
verzweifelt gegen mich
ich will dir etwas sagen
und schlage dich
ich trete deinen leichnam von mir
ich spüre deine kalte haut
ich spüre deine atem nicht
und dann kämpfen zwei leiber
sich tot glaubend
innerlich voller leben aber
und da schlage und verletze ich dich
und es tut mir weh
denn ich stehe über mir
und kann mir nicht helfen
ich will dich nehmen
und mit dir verschmelzen
aber ich stoße dich fort
und dann wenn es dich nicht mehr gibt
wenn du meine nähe verlassen hast
wache ich auf
ich bin allein
und du irgendwo
bist allein
die stunden
die folgen
voller angst
der körper lebend
verkrampft sich
ist ohnmächtig vor dem schmerz
den er erzeugt hat
momente zuvor
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