Montag, 31. Mai 2021

Punkt Karos Echos, 31. Mai

Wir spielen Verstecken, springen von hier nach dort, auf Kommando, geräuschlos. Ich wurde nicht gefunden, so bin ich geblieben wo ich war. Habe keinen Schlüsselbund, nur einen einzigen langen rostigen Schlüssel, der mir die Hosentasche ruiniert. Drehe in vorsichtig aus dem Loch, froh das er nicht verloren gegangen ist, wie schon einmal, an einem Tag im Mai. Muss ich gleich nähen, werfe die Jacke hin, ziehe das angelehnte Fenster auf, bis nur die Vorhänge, rosa, nicht mehr, verwaschen, an einigen Stellen zerschlissen, luftig und auch das Licht schimmert durch, die Vorhänge hängen zwischen den Fensterflügeln, bauschen, wehen ganz herein, bis zu mir, säße ich auf dem Lehnstuhl unter der Lampe, wo ich meist abends schmökere. Ein angebrochener Riegel Pfefferminze liegt dort. Ich habe mich kurz etwas hingelegt, hänge die Arme auf die Leine, die ich mir vorstelle. Der Vorhang weht so schön. Ein Pfiff, Stöhnen, die Waggons rattern vorbei, ein Zwischenspiel, sage ich, nur zweimal am Tag. Ich angele mir den Eimer, seit geraumer Zeit schmeiße ich alles erst mal darein, habe ein ganzes Dutzend, schneller aufgeräumt als sorgfältiges verstauen in Kisten und Schränken. Was soll’s, alles im Eimer, mir zum Vergnügen. Nehme mir das Buch und den Stift, eine Hand noch auf der Leine, wird die andere munter, kritzelt, und staune, beiläufig gibt sie Auskunft, sieh doch, was ich gefunden habe, da geht der Wandersmann mit Rucksack, das liegt das Mädchen im Fenster, da streunt eine Katze herum, dann noch die Einkäufe.