Freitag, 21. Mai 2021

Punkt Karos Echos, 21. Mai

„Stange, Stange, ...., Herr, von allen guten Geistern, sieh an“. Ich reichte ihr eine Schüssel Milchreis, mit Zimt, „Iss erst mal, stell dir vor du hättest einen Mund, Stange, du starre Stange, du dunkle Stange, du Bohnenstange, mit etwas Mühe könntest du schon“. Ich reichte ihr die Schüssel, hob denn gefüllten Löffel in die Höhe. „Suchst du denn Mund“, kam aus dem Publikum, Unruhe, Programmheft aufgeschlagen, Hustenbonbon, „Was soll das werden?“. Da schallte es auf der Bühne, die im Schummerlicht einer Lampe nur spärlich einzusehen war, „Suchst du denn Mund, Mund, ...., Muuund“, langgezogen, wie aus der Gruft, tiefer Bass. „Er sucht den Mund, Sie sucht den Mund, den Mund, den Schlund, den Schlund.....“. Der mehrstimmiger Chor sang das mit swing, mal rauf, bis zum dreigestrichen c, runter bis zum tiefen a. Ich zog den Mund beim Grinsen zu einem geraden Strich, schätze mal 7 cm werden’s wohl sein, ich wärmte mir die Augen im ausverkauften Saal, der jetzt, da Chor und Bass aufs schönste swingte, zufrieden Hosenfalte, Blusenträger, da wo es klemmt, in Ordnung brachte. Die Stange blieb was sie war, standhaft, weigerte sich ganz unbeteiligt. So stimmte ich, wie geprobt, das Loblied an. „Es steht die Stange überall im Feld, es steht die Stange überall im Hof, es steht die Stange auch bei Nacht, im Hof, auf dem Feld, da nähert sich der Mensch mit einer Leine, er fädelt eine lange Leine durch die Öse an der Stange, da weht auf ganzer Länge bald eine schöne Menge an frischer Wäsche, die Stange steht ganz still, es weht die Unterhose, das Laken bläht sich auf, der Mensch geht ganz zufrieden in sein trautes Haus. Er nimmt sich aus der Dose, ein Plätzchen für den Tee, unten auf der Leine, da trocknet ganz alleine, zwischen stolzen Stangen, was der Mensch dort hingehangen“. Zaghaftes klatschen, aber ein Blümchen doch, aus der ersten Reihe. Es ging in die Pause, ich war amüsiert, „Dann bis nachher“.