Sonntag, 30. Juni 2013

54. fortsetzung "nirgendwo"


gertrude, deren frisbeewurf untrennbar mit der ankunft der rhabarberinnen verbunden bleibt, war auch nicht mehr im bett und sie war nicht die einzige. frau dürr war wach und frau könig saß schon seit stunden im bad, wo sie ihre trockende gesichtsmaske im spiegel beobachtete, wie sie risse bekam. frau dürr saß über ihren büchern und blätterte nach den dazwischen gelegten gepressten trockenen pflanzen, sann nach, wo sie diese denn geflückt hatte, sann nach einem gesicht, als sie ein edelweiß fand, das sie einmal zwischen daumen und finger hingehalten bekommen hatte, das ihr der liebhaber geradezu ins herz pflanzen wollte, was sie aber verhindern konnte, ja, sie hatte ihn abgewiesen, war sie sich sicher, und das edelweiß behalten, ja so ist es. so vertieft bemerkte sie nicht, was im garten im gange war, da sowieso unruhe war, die sie der anhaltenden inspektion anlastete. es wäre ihr auch nicht in den sinn gekommen, das ausgerechnet ihre gartenzwerge, von tipsi verursacht, aus einem missverständnis heraus, die starre form getauscht hatten und sich nun sehr lebendig zeigten. getrude aber sah zu, denn sie stand hinter dem fenster zum garten im parterr und beobachtete wie es heller wurde. die zwerge trieben gerade ein derbes spiel. spatzenfüttern. sie streuten brotkrumen auf ihr mächtiges glied und liesen die spatzen darauf platz nehmen, die zu picken begannen. wer dann einen laut von sich gab, hatte verloren. getrude errötete und ließ die gardine fallen. was hatte sie gesehen? da schaute sie nocheinmal hinaus und fand das treiben fürchterlich. die spatzen hatte sie doch auch immer gefüttert und die zwerge waren bisher eine lustige albernheit in frau dürrs garten. sie wollte nicht mehr hinsehen und setzte sich auf ihr bett und grübelte. das konnte nicht in ordnung sein, zu bett geschickt zu werden und draußen geschieht fürchterliches. "aber deshalb solltest du doch schlafen, bis haus und garten wieder in ordnung sind", hörte sie lanas stimme, ohne das die rhabarberinn anwesend war. inzwischen hatte auch frau dürr gemerkt, das in ihrem garten etwas nicht in ordnung ist. obwohl es die anweisung gab, die inspektion nicht beobachten, sondern schlafend abzuwarten, bis der weckruf kommt, ging sie ans fenster, um nachzusehen. sie fackelte nicht lange, als sie die unanständigen kerle sah. mit bloßen händen, sie hielt die arme während sie rannte weit über den kopf, zum ausholen bereit, schlug sie, als ankam einfach dazwischen. die spatzen hatte sich schon davongemacht, und sie packte sich einen am arm und schleuderte ihn in die hecke. die andere waren schnell davon gerannt und versteckten sich. den zwerg in der hecke packte sie und hielt an den haaren in die höhe. "du lump, wie kommst du in meinen garten?" er flehte sie an, "aber wir sind doch schon immer da, wir sind doch ihre zwerge, sie haben uns doch immer abgespritzt mit dem schlauch, nach dem winter, damit wir im frühjahr wieder glänzen! frau dürr erkannte ihn nun wieder, einen ihrer liebsten zwerge. "wer war das?" schimpfte sie und sah sich um, ob eine der rharbarberinnen in der nähe auftauchte. "soll das die inspektion sein", fragte sie sich, "die treiben doch unsinn, darauf hätte ich mich nicht einlassen sollen" und sie ging ins haus, den zwerg am zwickel, um jemanden zu rede zustellen. es traf sich, das lana und der buchhalter, noch ihm gespräch, gerade aus dem keller kamen. "was soll das?", sie hielt lana den zwerg entgegen und sah den buchhalter erbost an. "das war tipsi, und ich habe schon mit ihr gesprochen", antwortete lana. der buchhalter erklärte, tipsi hätte festgestellt, das im garten unrecht gehandelt worden war, die zwerge hielt sie irrtümlich für gebannte, sie war nicht im bilde, das sie bloß nachgeäffte abbilder aus tonscherben sind, und so wäre ihr das naheliegenste gewesen, den bannspruch sofort aufzuheben, was ihr zwar nicht gelang, sie sich das aber so erklärte, das hier ein ihr noch unbekannter bannspruch wirkte und so hat sie statt aufhebung, ihrerseits das recht auf schöpfung wahrgenommen, rhababerinnen können nicht gebären, sondern sie erschaffen, was ihnen lieb ist, sie hatte sich also vorgestellt, wie aus den figuren, lebendige ungezwungene wichte werden sollen und sie damit erschaffen. die scherben hat sie verschwinden lassen. "aber, sie können hier nicht bleiben, auf keinen fall!", sagte frau dürr, "wenn sie die wichte wollte, soll sie auch einen platz für sie finden. lana beruhigte frau dürr einfach mit ihrer sanftheit "sie wird sie mitnehmen" antwortete sie. lana streckte frau dürr ihre arme entgegen und griff sich den halbnackten zwerg, zog ihn an die brust und sagte "ich bring ihn eben mal zu tipsi und sage ihr, sie soll die anderen suchen, denn wir werden bald reisen". 

"die zwerge trieben gerade ein derbes spiel. spatzenfüttern."