Mittwoch, 3. Juli 2013

55. fortsetzung "nirgendwo"


wild geworden, schüttete der maler die farbe aus. er schlug mit den pinseln nach ihr, gebrauchte einen nach dem anderen und schmiß sie durch den raum. er war zornig und schämte sich. warum hatte er sich darauf eingelassen, mit dem buchhalter die reisekammer zu benutzen. der buchhalter, der vorgab den maler zu schätzen, der bisher ein fleissiger sammler war, kabinett um kabinett hatte er eingerichtet. einige der maler, deren bilder dort abgestellt waren, sind über die zeit hinausgegangen, sind nicht mehr zu finden, wohl verblichen oder irgendwo verborgen. wenn er über sie sprach, von ihnen erzählte, sprach er ohne unterschied von dem maler, ohne sie beim namen zu nennen. da konnte der eindruck enstehen, das er von ein und demselben sprach. er hatte schon vielen malern ein kabinett eingerichtet. über den hühnerstall zu erreichen, reichten sie in den untergrund. ohne kenntnis des weges konnte man sich dort verlaufen. wie konnte der buchhalter ihn nur so mißverstehen und berauben. er hatte ihm entwürfe, übungen, ganze mappen voller zeichnungen abgenommen, ihn gelobt und ein eigenes kabinett versprochen. der maler hatte ihn eingeweiht, die  gründe geteilt und vom sinn überzeugt und dann?, dann hat der buchhalter beschlossen, nein, er sagte ja, es wäre ihm plötzlich eingefallen, die idee, da war es schon fast fertig, im kopf, die vorstellung davon, eine kammer zu bauen, mit der man reisen konnte, ohne das man den raum, den man bereisen wollte, vorher mit einer signatur beschrieb, die es ermöglichte ferne, verborgene, vergangene und kommende orte aufzusuchen. alles was er dazu brauchte war die formel, auf die ihn die signaturen des malers brachten. damit war das ende, der geheimen pinselreisen eingeläutet. das reisen wurde wirklich und gemein. jeder konnte nun mit dem kursbuch und der uhr und dem einfachen öffnen der türen zum gewählten ort gelangen. als der buchhalter, mit dem bau der ersten reisekammer beinahe am ziel war, hatte er den maler aufgesucht und ihm davon berichtet. er wollte  sich mit ihm austauschen, sah in sich einen kumpanen, ja selbst einen künstler. er lud den maler ein, die kammer anzusehen. da der maler darauf einging, glaubte er damit sein einverständnis zu haben, und sah ihn gleichen sinnes. was folgte ist bekannt. die kammer funktionierte bei ihrem besuch nicht wie gewollt. sie wurden verkleinert und landeten am fliegenfänger. der buchhalter, mir aus der hand gefallen, kaum wieder gewachsen, fuhr fort, bestellte die inspektoren und der maler trieb mich, mir ihm im ohr sitzend, die verfluchte kammer zu benutzen, da er sonst nicht dahin kam, wo er hilfe erhoffte.  wie hätte er denn klein wie eine fliege den pinsel schwingen können. mit hilfe des schülers, dann aus dem ohr gestiegen und davongelaufen. seit dem hatte er gehadert. den lehrern und meistern der signaturen hatte er erzählt, was der buchhalter beabsichtigte. aber die störten sich nicht an den kammern, einige lobten sie schon. "warum nicht auch diese möglichkeit, das spart farbe und zeit und ärger",sagte einer der lehrer, womit er wohl kleinkerl meinte, der oft mit seiner taschenlampe geheime signaturen, auch mitten ihm unterricht, in den raum brachte, auf denen er abhaute und wochenlang vermisst blieb. auch die schüler hätten es leichter, zum unterricht pünktlich und am richtigen ort zu erscheinen. der maler war der einzige geblieben, der die reisekammern verdammte, zu gefühllos, zu dumm war ihm diese art zu reisen. er hatte ein streitschrift mit dem titel "liebhaber und profiteure" verfasst, die er aber nicht zur veröffentlichung brachte. der buchhalter tat so, als seien die einwände des malers nicht vorhanden. er sicherte sich das patent und fuhr fort, allen die es wollten, reisekammern einzurichten. frau dürr war die erste, die er überzeugt hatte. sie war froh das gerümpel loszuwerden, das ihre mieter in den kellern stehen ließen, wenn sie gingen. nun waren die räume frei und begehbar. nach der panne hatten die herbeigerufenen inspektoren, die rhabarberinnen, den fehler gefunden und behoben. nichts sollte dem reisen mehr im wege stehen. die schläfer und die wachgebliebenen hatten sich versammelt und verabschiedeten die rhabarerinnen, lana und tipsi. die zwerge waren schon im schiff. frau dürr deckte den tisch und legte drei gedecke für die abwesenden mit auf. "wo ist kleinkerl?", fragte gertrude und frau dürr bedauerte, den maler heute nicht kennnenzulernen, den der buchhalter entschuldigte, der maler wäre in einer krise, gab er an. mich bedachte er dann auch noch, "ich hoffe, das er bald wieder da ist, der junge!", wobei er frau dürr beobachtete, der die augen feucht geworden waren, und dabei die für mich gedeckte gabel in die hand nahm, mit den zinken auf den fliegenfänger deutete und lachte.

"....wobei er frau dürr beobachtete,
der die augen feucht geworden waren,
und dabei die für mich gedeckte gabel in die hand nahm,
mit den zinken auf den fliegenfänger deutete und lachte."