Montag, 15. Oktober 2012

20. fortsetzung "nirgendwo"


als mir ihr herz vor die füße fiel, war ich entsetzt. ich bückte mich, um es aufzuheben und ihr wieder in die brust zu stecken. als ich einmal den kopf verloren hatte, habe ich ihn auch schnell wieder aufgesetzt. ich griff nach dem herzen und hielt es schon in der hand, doch sie hatte mir den rücken zugewandt. ich hatte sie erst vor ein paar augenblicken kennengelernt, als ich aus dem park kam, und sie auf der strasse vor mir stand. "ich bin herzlos" hatte sie gesagt und mir das herz vor die füße geworfen. ich tippe sie mit der freien hand auf die schulter, "sie können garnicht herzlos sein." "doch" sagt sie und sieht mir ins gesicht "ich bin herzlos." "es ist taktlos von ihnen, mich so zu erschrecken, fürchterlich, und ich sage es ihnen nocheinmal, sie können auf keinen fall herzlos bleiben. hier, nehmen sie es zurück."  sie ziert sich. "ich verstehe ohnehin nicht, wie sie noch mit mir reden können, so herzlos, wie sie sind." sie zog einen schmollmund und erwiderte schnippisch "na schön, wenn sie es nicht wollen, dann geben sie es wieder her", griff ihr herz aus meiner hand und steckte es blitzschnell unter die bluse. "falsche seite" sagte ich. "wieso" sie blickte in ihre bluse "ach so, dann da hinüber" hob den finger, um es zu schelten "du dummes, dummes herz." "jetzt tragen sie ihr herz auf dem rechten fleck" bemerkte ich. "nett sie kennengelernt zu haben" sagte sie und machte anstalten zu gehen. "warten sie" ich sah sie an und sie sah wirklich gut aus, so ganz in weiss und ohne einen einzigen flecken. "wir könnten…." ja was könnten wir denn? "sie könnten mich begleiten, auch wenn sie mein herz verschmähen." bevor ich wieder damit anfing, zu erklären, das herzlosigkeit eigentlich unmöglich ist, sagte ich einfach "ja, dann begleite ich sie." wir gingen nebeneinander. ihr rock nahm einigen platz ein und so blieb sie auf abstand.