Montag, 8. Oktober 2012

15. fortsetzung "nirgendwo"


ich legte den text, den ich auf der phönix getippt hatte, beiseite. wieder nichts. viel zu abgehoben. wieso musste ich auch mit einem handstand beginnen. das konnte ich noch nie. keinen handstand, keinen kopfstand, einen schulterstand kann ich. was mich aber noch mehr stört, sind die sprünge. erst schwärmerisch und dann ruck zuck wieder unten. passt garnicht. ich wollte mir zeit lassen. hatte ich nicht bewiesen, das ich es kann. stundenlang rumsitzen. ich hatte mich in der buchhaltung eingerichtet, aber war mit dem höhenflug gescheitert. zu kurz, nicht präzise genug. bilder wie oblaten und eine fragwürdige kumpanei mit dem wind. um da draussen zu fliegen, da reicht es nicht, wie ein huhn mit den flügeln zu flattern. ich bin mir anderseits sicher, das ich schon geflogen bin. aber das hier war eindeutig zu kurz, ein kurzstreckenflug. warum bin ich nicht eingekehrt. ich hätte mich über das dach oder einen balkon dazugesellen können, hätte mich in gesellschaft begeben. den einsamen und verträumten, hätte ich mehr aufmerksamkeit schenken können. ich kann nicht sagen, ich will lieber hier oben bleiben, das führt zu nichts. wenn ich nicht fähig bin, aus der höhe hinabzusteigen, kann ich auch nicht fliegen. es gehört zum fliegen das tempo zu drosseln, hinabzukurven, mit der geste der zuwendung die lage zu verändern, die seiten die sich der erde zu wenden zu wechseln. mit den füssen voran könnte ich abbremsen, der weite mantel als fallschirm nutzen. dann richtete ich meine kleidung, das wirre haar, oder es ist mir egal und stürze so unter die leute, die mich kurz bemerken, den kopf schütteln oder freundlich grüßen, vielleicht auch garnichts tuen. der gedanke unter leute zu gehen beschäftigt mich, und ich frage mich, ob es daran liegt, das ich von der vergangenheit des raumes, von der buchhaltung, dazu angeregt werde. legt man die bilder übereinander und bewegt sie mit dem daumen, läuft der film ab. ich sollte die finger von der schreibmaschine lassen und lieber damit fortfahren mich geduldig und gründlich, habe ich das nicht vorgehabt?, durch den raum zu bewegen, um ihn zu entlarven, zu beweisen, das alles nur theaterkulissen sind. warum war der buchhalter nach hause gegangen, wieso nannte er mich einen ihrer besten, wo war ich gewesen, was hatte ich getan. das denken des gedankens stoppt plötzlich und die ahnung, die ich hatte, verschwindet. um sie zurückzugewinnen schliesse ich den raum und lösche das licht. in der dunkelheit kommt sie vielleicht wieder. oder morgen im hellen.