Mittwoch, 10. Oktober 2012

16. fortsetzung "nirgendwo"


ich kroch aus den decken und griff mit den fingern nach der kante der fensternische. ich lugte über den rand und wollte hinaussehen. ich legte die arme bequem auf den sims und schaute zum mond hinauf, der rund war und hell. der schattenmann war dabei schattenvögel zu verscheuchen. sie flatterten und stürzten von der scheibe. er hörte nicht auf herumzufuchteln. dann hörte er auf und war nicht mehr zu sehen. dann sah ich ihn wieder. ich rief hinauf, "ich bin ein schlanker junge, meine brust ist unbehaart. du, ein alter schwarzer mann. bleib du da oben". ich hielt meine wange in den mondschein und summte ein lied. ich lies mir den hintern küssen. ich sang vom kraulen und vom kramen, in heimeligen ecken, vom verstecken, sang ich, und vom kosen. der schattenmann rührte sich nicht mehr. in der ferne klangen echos, wie ein ein lustgestöhne. igel schnaubten. die katze machte buckel und hieb mit der kralle. im wandschrank knarrte es. ich sank zurück aufs bettenlager. nun schabte es an der tür. ich schlüpfte in die hose und ging nachzusehen. es war wieder still und ich setzte mich lieber. ich betrachtete die fotografie im rahmen unter der tischlampe. sie zeigte den buchhalter und seinen hund. darunter war eine widmung geschrieben. fliegen ist wille, stand da. ich hatte den buchhalter, dem ich ja nur flüchtig begegnet war, er war eilig davon und hatte mir alles so selbstverständlich übergeben, ich hatte ihn nicht näher in augenschein genommen. er hatte das sicher so gewollt. das foto berührte mich seltsam und ich erinnerte mich wieder. ich hatte nicht nur phantasiert. ich war wirklich geflogen. ich brauchte dazu nur die beine zu bewegen, wie beim laufen und hob ab, schneller tretend, wie beim fahren, und schon flog ich.  oft hatte ich es vorgeführt. immer wieder, nachdem ich es behauptet hatte. niemals war einer der zuschauer auf die idee gekommen, es gleich zu tuen. ich habe auch nie dazu aufgefordert. es genügte mir es zu können. und ich nutze jede gelegenheit abzuheben. die räume weiteten sich, wenn ich flog. den wegen am boden, den stromleitungen folgte ich nicht. ich nahm sie als linien wahr, in die ich hineinschrieb. ich stellte den rahmen zurück. draussen war irgendetwas im gange. es war direkt hinter der tür. als ich sie öffnete, stand der arm noch in der luft, ein stück kreide in der hand. vor mir stand ein wesen, in einen sack gehüllt. leib und kopf waren im sack, der darüber zugebunden war. die arme und beine kamen aus den löchern heraus. im sack steckte einer im gestreiften schlafanzug.  er war klitschnass. er tropfte als er davonlief. an meine tür hatte er in grossbuchstaben, hund spricht, geschrieben. ich folgte ihm und sah, das er auch an andere türen geschrieben hatte. seine füße klatschen auf den boden und ich hörte ihn. nach einer weile sah ich ihn unter einem türsturz stehen. er wandte mir den rücken zu und wartete. als ich schon fast bei ihm war ging er weiter. ich sah nun in den raum. da war ein wasserbecken, so gross wie ein schwimmbecken. das wasser war von lampen am boden beleuchtet. die lampen waren nicht hell. der raum blieb duster. es reichte aber aus um zu sehen, das das becken mich fischen besetzt war. nahe der lampen, sah ich karpfen , golden, rot und weiss. das wasser spritzte auf. der im sack lag im becken. er sank und stand unter wasser. er stand nahe am beckenrand und ich konnte hinuntergreifen. ich konnte ihn nicht herausziehen. erst musste der sack aufgebunden werden. ich löste das seil und öffnete ihn. über dem kopf erschienen luftperlen. er lebte und ich gab ihm einen klapps auf den schädel. er blickte endlich nach oben und sah mich an. er starrte und schnappte wie die fische. er stieß sich vom boden ab und brachte seinen kopf über wasser.