Donnerstag, 13. Januar 2011

vernissage

es sprach das färberwaide
sei nicht so blöd wie'n heide
schmiers kräftig auf die backen
und lass die farben knacken

und hast du dir den arsch verbrannt
dann setz dich auf die leinewand
mit sehr geübtem reiben
wird dort das bild schon bleiben

beim malen aus dem bauch
da hat man viel verbrauch
bald sind alle tuben leer
dann schreie laut:
ich brauch mehr!

inmitten der pigmente
da lag das bild und flennte
"oh, mein schlimmer peiniger,
jetzt nimmt er auch noch reiniger!"

da sah ich nur noch schlieren
und spürte meine nieren
beschluss und aus! - die wende
hier liegt des bildes ende!

nun kriegt der rahmen keile
es dauert keine weile
und auf gespannter hülle
liegt frisch des bildes fülle

vorbei des malers glückssekunde
nun folgt die lange lagerstunde
das bild in dem regale
wär lieber gast im saale


da strömt auch schon das publikum
und wirft die ersten blicke stumm
dann strömt der wein
und mit den käsestücken
gelingt auch das entzücken

hier glaub ich was zu sehen
ich schwöre das sind feen
ein anderer der gäste
der sieht nur dürre äste

jean boskja missler

"frisch gedichtet für norbert"
kassel, den 9 mai 2008


addendum:


gänzlich unerschrocken 
malt er farbe bis sie trocken
blieb im bilde
wo sie winselte um milde
ich will nicht bleiben
sie doch das lila
will es mit mir treiben