Freitag, 28. Dezember 2012

27. fortsetzung "nirgendwo"



die tür stöhnte beim öffnen. ich öffnete die augen. sie stand vor dem bett und hielt das tablett, das sie mir hinabreichte, mir einen guten morgen wünschte. ihr augen leuchteten, als sie mich aufforderte zu essen. der katze in die schüssel, den hühnern gestreut, aber mir auf dem teller und in der tasse. da fühlte ich mich wie ein mensch. der kaffee war so schwarz und heiss, wie ich ihn mochte und die marmelade vom johannisbeerstrauch. sie war in der schürze. sie stand in der tür wie eine päpstin. war den das hausfrauliche gewand nicht den röcken der priester gleich. gewählt aus anlass und ernst und feierlich vorgeführt. ihre röcke waren gestärkt. die weisse bluse stach den buben und die schwarzen lackschuh klapperten zum schwatz. die hände schlupften nackt aus den kleidern und zeigten sich doch gerüstet, durch die runzlige braune haut, feste warme haut, die aber, als sie mich über die stirn strich, wie samt sich anfühlte. des buchhalters frau lies die tür hinter sich zufallen und ich hörte sie die treppe hinabsteigen, dann fiel unten noch eine tür, dann war es wieder still im haus. ich rückte das kissen und trank kaffee, as einen bissen und so fort. kaum war ich fertig, hörte ich von draussen einen pfiff. wer will mich den da ans Fenster pfeifen, fragte ich mich und schlug die decke zurück. unten stand aber keiner, so blickte ich die strasse hinunter und sah den pfeifer noch so weit entfernt, das man ihm keine absicht unterstellen konnte. da hob er den kopf, blickte aber nicht zu mir hinauf. er war schnellen schrittes unterwegs und stand schon vor dem haus. ich hörte das gartentor gehen. jetzt wird er wohl läuten, aber ich hörte nichts mehr. wahrscheinlich war ihm geöffnet worden oder er hatte einen schlüssel. vorhin, als er gerade aufblickte, nur kurz, glaubte ich einen schwarzen vor den augen zu haben. ich dachte aber nicht, was macht der schwarze hier, nein, ich war eher verwundert, überhaupt jemanden hier heraufkommen zu sehen. ich war über die nacht so aus der welt gekommen, das mir die gute frau das einzige war, das ich neben dem buchhalter hier glaubte zu gesicht zu bekommen. doch ich fühlte mich kaum gestört vom besucher, ich war sogar geneigt hinab zu gehen, um nachzusehen. ich goss wasser in die schüssel und wusch mich. meine kleider fand ich gesäubert am stuhl. ich kleidete mich und bemerkte, das ich ein frisches hemd anhatte. ich öffnet das fenster und der tag war bereit sich feierlich ohne eile auszubreiten, wobei er schon etwas von der hitze merken liess, die er für den nachmittag bereithielt. da ich hier nichts mehr zu verrichten hatte, wollte ich nach unten gehen und anklopfen. das tat ich. als ich mich niemand hereinbat, ich aber jemanden auf und ab gehen hörte und auch die frau am lachen war, dachte ich, das es schon recht ist hineinzugehen. ich öffnete die tür und hielt sie noch an der klinke, als ich hineinschaute. der auf und ab ging war tatsächlich schwarz und splitternackt. die frau sass gefesselt im sessel und blinzelte, als würde sie in sonne schauen. sie nickte mir nur kurz zu, um mir zu verstehen zu geben, das alles in ordnung wäre, dann nocheinmal, da ihr eingefallen war, das mir unmöglich ihr kurzes nicken genügen würde, das seltsame treiben als normal anzusehen, und so sagte sie dann schliesslich, auch nur kurz gehalten, sie blickte nämlich hauptsächlich auf den nackten, "schau an, schau an", was ich aber nicht unmissverständlich auffassen konnte. meinte sie mich in meiner neugier oder forderte sie mich auf, mit ihr dem schauspiel zugetan zu sein. ich konnte das nicht entscheiden, war aber jetzt schon längst anwesend und beteiligt. "was macht er", fragte ich dumm. "er geht auf und ab, um sich zu zeigen" sagte sie, "und nach einer weile, wird er wie wild tanzen." als das geschah schwanden mir fast die sinne. alle brünstigen hirsche des waldes konnten das nicht auf die bühne bringen, das der schwarze da mit wilden sprüngen über die dielen vollbrachte. sie war wirklich gefesselt und ich traute mich nicht sie loszubinden. inzwischen waren die tanzschritte gemäßigt und er wog die hüften ganz sanft. es lag ein wohlklang in der luft und als es dahinein flatterte, da war es bubi, der gelbe kanari des buchhalters, der einen ausflug durchs zimmer machte und auf er schulter des schwarzen landete. er blieb sitzen und begleitet das auf und ab mit gelegentlichen lauten rufen, die wie heiseren worte klangen, "neger", rief er, "neger". der schwarze lachte darüber und gab bubi ein küsschen. draussen ging die eingangstür und der schlüssel schepperte in der schale vor der garderobe. der buchhalter war zurückgekommen und legte ab, bevor er ins zimmer trat. "na, was ist denn hier?", tat er überrascht, augenzwinkernd, "es wird getanzt, na denn, werd ich mal die mandoline holen. "nein" schrien seine frau und er der schwarze zugleich, als hätten sie eine drohung gehört. er trat zu seiner frau und fragte, "darf ich dich entbinden?", und nachdem er ihr die fesseln gelöst hatte, war der schwarze auch schon in die kleider geschlüpft und begrüßte nun den buchhalter anständig mit handschlag. bubi war wieder auf die schrankkante zurückgekehrt und schimpfte von oben. und wie es weiterging, na ja, die männer gingen in den garten und die gute frau kündigte das mittagsmahl an.