Samstag, 1. Dezember 2012

26. fortsetzung "nirgendwo"



mir flatterte ein vogel voran, ein buntes tier, ein buntes band schleppte er hinterher. ich eile und tatsche und quatsche. die pfützten schrien laut. da an der buche hat lieschen ihr haar geflochten, dort an der buche starb ein mann. kein räuber fand sein geld. da liegt es noch im laub. das glöckchen klingelt im wind. "wohnst du nicht in der mutter schoss." "was willst du von mir?" da war der bunte vogel hinweg. es krächzte der rabe hoch oben. "ich lass dich nicht weg, mein armes kind. ich fahr dich nur durch die nacht. ich bin so müde. ich schreie nach dir." "mutter, die flut!" "ich sorge mich schon das ganze jahr." die räder jammern unter'm gefederten wagen. "ach mutter, wie ist es doch nacht." "ich weiss mein kind, ich geb auf dich acht." es regnete eckern, nadeln und zapfen. da liegt der kalte spiegel schon und will nicht zerspringen. da bin ich nicht mehr kind. die mutter ist fort. ich sehe nichts mehr. äste brechen. "bleib stehen!" raunt es. der mond taucht auf und scheint. er zieht einen wolkenschleier über und verblasst. er blinzelt. ich stehe unter hohen bäumen. hinter mir in stiller runde, bedenkenvolle gesten alter männer, mit stöcken in die erde geritzt, ein krikeln, schreiben, einer ritzt ein herz. die mutterlosen greise rasseln trocknes brot. da hat ein baum sich flachgelegt und bietet seine wurzeln an als höhle. da steht doch einer nahe dran. ich grusele. ja, da steht er, nahe am baum. ich sehe seine bleichen langen hände neben sich gehängt. die fingerglieder, wie gesprungene hirsche, krümmen sich, im flug übers wasser. wo ist er hergekommen. er schaut so ruhig, so ruhig wie eben der see, der sich nicht kräuseln wollte unter'm silbernen licht. einen hut trägt er und langes haar. ich kann ihn nicht rufen. wir stehen, ich zaudere. "geh, geh zu ihm hin." nach einer weile will ich ihn berühren. die stacheln am kinn, wie ein igelschwein und eine feuchte lippe. da fallen lichter von den bäumen. die würmchen leuchten statt der sonne. der alte pilz hat eine glatte haut unter seinem dach. es summt ein ton, ein rauschen, dort ein knistern. der wald ist einig und die furcht geht mit der nassen decke heim.