Montag, 14. Januar 2013

28. fortsetzung "nirgendwo"



man weiss nie, ob sie sich verstecken. gerade als ich folgen wollte, blitzte es auf. etwas hatte den spiegel von der rückseite her durchschlagen. ich schrie auf. die scherben steckten auf mir. ein splitter bewegte sich und näherte sich meinem herzen, so das ich ihn hinauszog. ich blickte darauf und fand dort nicht das ebenbild, sondern sah, dass die bilder aufeinanderfolgten. ich sah mich selbst, aber ihn bewegung. das was ich sah, gefiel mir nicht. die gesichter, über die ich hinwegstapfte, waren mir zu gut bekannt, so das ich sagen muss, ich trat auf die gesichter meiner freunde, lief auf ihnen herum, dabei hieb ich mit einen stock auf den kopf meiner frau. weder die hiebe, noch die tritte, obwohl ich wie rasend immer wiederholt zuschlug, hinterliessen verletzungen, ja meine wahnsinnigen taten wurden vollkommen unbeachtet hingenommen, nein, sie wurden garnicht wahrgenommen. ich erschöpfte mich in meiner raserei. als ich einen augenblick nach unten sah, bemerkte ich, das ich noch nicht getroffen war. das scherbenfeld hatte mich zwar umzingelt, aber nur diese scherbe, die ich in meiner hand hielt, war unter die haut geraten und hatte somit getroffen. der reihe nach. erst einmal, welcher aussenposten?, welche ansicht konnte von da draussen wirken?, das ich mich gespickt sah, von einem geschehen betroffen, das den spiegel zerbersten liess und die scherben in geordneter form auf mich zu schleuderte, wie pfeile, statt mich chaotisch torkelnd zu erreichen. ich akzeptierte, das es aussensichten gab, die mich erreichten, ohne das ich selbst ausser mir war. oder war ich in dem gebirge der ereignisse herumgeklettert und hatte die gelegenheit mir selbst einen festen posten zu reservieren, mich selbst dort zu belassen, um mich aus der ferne zu informieren.  konnte ich aus mir heraustreten und in der zwischenzeit herumlaufen. ich dachte auch an die möglichkeit, das ich bloß einer idee folgte, ich also garnicht wirklich getroffen werden sollte. aber ich hielt ja die scherbe in der hand, hatte den beweis in der hand. wenn das wirklich geschehen war, war die folge, das ich von den scherben getroffen würde, unaufhaltsam und nur die raserei im zentrum meiner wahrnehmung, erzeugte die scheinbar angehaltene zeit. ich stand keinem täter gegenüber, der innehalten konnte, den ich beeinflussen konnte, den ich überrumpeln konnte, den ich mit meinem blick lähmen konnte. ich hatte nur die wahl zu irren oder einer beschleunigung meiner wahrnehmung. auch wenn es mir möglich wäre, die beschleunigung soweit voran zu treiben, das ich zeit für ein ganzes leben gewönne, könnte nur das gift des schlafes mich vergessen lassen und die scheinbar gewonnene zeit vergolden. die ausgangssituation, erinnerte ich, war, obwohl ich aufschrie, unerschrocken. der schrecken kam nicht an, nur die erschöpfung, der die lähmung folgte, nicht die müdigkeit, wie nach dem tagwerk. die scherbe in meiner hand zeigte mir nun nichts mehr und ich senkte den arm. wäre es nicht an der zeit, das es geschähe, das nun der angehaltene rest mich durchbohrt. ich dachte, wenn es mich nicht schreckt, was ist es dann. war es eine art von botschaft, eine warnung?. von wem kam sie?. ich konnte mich des geschehenen, das mir der blick in die scherbe vermittelt hatte, nicht erinneren, eher hatte es den anschein, das es geschah, als ich es beobachtete. ich entschied mich. ich wollte es beenden. es war einen moment ruhe. dann prasselten die scherben an mir ab.  die energie, die sie trugen, hatte sich erschöpft. zurück blieb der schrecken, vor der möglichkeit des bösen.