Freitag, 20. Februar 2015

112. fortsetzung " nirgendwo "


sie hatte die zigarette aufgeraucht und wollte wieder ins haus gehen, "moment!, warten sie..", "ja?". "könnte ich im zimmer des herrn utgeritten übernachten, ich weiß nicht, wo ich sonst unterkomme". sie schaute mich an, schätzte mich ab, betrachtete mich eindringlich von kopf bis fuß, jemanden, den sie eben erst kennengelernt, mit ihm geplaudert hatte, wollte sie noch einmal gründlich mustern, bevor sie ihn ins haus ließ. "ja, warum nicht", sagte sie, "der utgeritten wird's erdulden müssen, soll froh sein, daß ich alles aufhebe, könnte es auch verkaufen, die bücher, aber es wird sie etwas kosten, umsonst mache ich's nicht", sie rieb sich den daumen, "sie zahlen mir, was er mir schuldet und sie können sein zimmer haben, mit den büchern, ich glaube der utgeritten kommt nicht wieder!". "ich hatte doch deutlich nur nach einer übernachtung gefragt", dachte ich. "übernachten sie mal, dann werden wir schon sehen", gab sie bei, als hätte sie mich denken hören. "kommen sie rein!", sie ging vor mir her und hielt die türen auf, bis ich ihr gefolgt war, "hier ist das örtchen!", sagte sie, als wir im flur standen, "hier gleich" und öffnete kurzerhand die tür, das kleine oberlicht hatte ich schon von der strasse gesehen, weil darin ein vogelnest war. der flur ging zur treppe zum obergeschoß. "kommen sie mal, bevor wir hinaufgehen, kommen sie mal mit". sie ging an der treppe vorbei. "hier ist die küche, wenn sie sich was zubereiten wollen, sie können auch mit mir essen". die kueche war überraschend groß für das schmale reihenhaus. "kommen sie mal rein!"  ich war auf der schwelle stehengeblieben und hing mit dem blick am fenster der küche, durch das, das von der anschliessenden loggia gedämpfte licht fiel. "da gehts in den garten, in den hof. aber jetzt helfen sie mir erst mal", ich wandte meinen blick, sie zeigte zum boden,".. das schwein aus der küche zu tragen, das soll doch hier nicht liegenbleiben, so tot, das war knapp, sie hättens ja nicht gesehen, wenn ich da läge und das schwein an mir frisst!". das schwein lag auf dem steinboden der küche und war tot, das versicherte ich der frau, die immer noch fürchtete es würde wach. ich fragte sie jetzt nach ihrem namen, einfach so, nachdem ich das tote schwein da liegen sah, wollte ich doch wissen, wie ich sie anrede. da fiel mir wieder ein, daß ich selbst noch keinen namen hatte, aber da hatte frau paff sich schon vorgestellt, und ließ mir garkeine gelegenheit, mir einen namen auszudenken.  "packen sie an, wir schleppen es auf den hof". sie bückte sich gleich, um es an den vorderpfoten zu packen und sah von unten zu mir hoch, "nehmen sie es dahinten", ich packte die hinterpfoten. doch war ich nicht imstande es anzuheben. "so gehts nicht, kommen sie her" und überließ mir die eine vorderpfote. so  schleppten wir das schwein über die loggia hinaus in den hof. ich verschnaufte, doch sie war noch nicht fertig, "jetzt an den haken". der in der wand eingelassene haken, diente wohl zum schlachten, und ich begann an ihrer geschichte zu zweifeln, hier hat nicht zum ersten mal was gehangen.  über dem haken war ein flaschenzug. ich half ihr noch das schwein heraufzuziehen. da hing es nun. ich sah mich um. dem hof schloss sich ein garten an. darin stand ein einziger großer pflaumenbaum. frau paff zeigte auf den notdürftig geflickten zaun. "da ist es reingekommen,  letzten sommer, viele plaumen am baum, grosse süße, große gelbe, saftig!", sie leckte sich über die lippen, die frau paff. "hatten einen sturm, der sie vom baum geschmissen hat, da ist ein ast abgebrochen, ich lag ein paar tage flach und die pflaumen am boden rochen und gärten, das schwein brach durch den zaun, fraß sich den bauch voll, lag besoffen im hof. ich wollte es scheuchen, es wollte mich beissen, und schon war's im haus. den ganzen winter über, ich habs gefüttert bis gestern, da waren keine kartoffel mehr da, es jagte mich durchs haus, ich habe den spaten genommen und zugeschlagen!". sie ließ die zunge raushängen, spielte den erhängten, wie man's tut, erleichtert, daß man's geschafft hat, und hielt sich die hände an den kopf, ja so erleichtert war sie.frau paff prustete. "jetzt gönnen wir uns erst mal einen schluck!", sagte sie und deckte den tisch in der loggia.



aber jetzt helfen sie mir erst mal", 
ich wandte meinen blick, sie zeigte zum boden,
".. das schwein aus der küche zu tragen"