Donnerstag, 1. August 2013

60. fortsetzung "nirgendwo"


der tag verblich. ich entfernte mich und legte mich auf einen großen stein. eine engelhafte stimme rief mich. es klang fremd und ich verstand es nicht. "akki a wera". als ich wach wurde, saß lana im sessel und schaute auf mich. sie bewegte sich nicht. ihre augen bewachten mich wie hunde. die gardinen wehten über sie hinweg und kühle luft strömte herein. ich setzte mich auf und schaute ihr beim wachen zu. sie hatte ein mit silberfäden durchwirktes kostüm an. ihr kleid, das sie am tag getragen hatte, lag ausgebreitet auf dem boden, wie ein priester. "lana", sprach ich sie leise an, "was ist?". sie brauchte eine weile, dann schloß sie die augen und senkte den kopf zwischen die arme. sie stand leise auf und kam herüber. sie berührte mich an der schulter und drehte sich weg. dabei griff sie nach hinten und fasste meine hand. sie zog und ich gab nach. ich folgte ihr. wir gingen durch die räume und kamen zur treppe. sie ging voran. auf der treppe sagte sie wieder worte in der fremden sprache. die steilen stufen erforderten es, daß sie schräg auf ihr hohen absätzen hinaufstieg, weil sie meine hand nicht losließ. ich trat vorsichtig auf, denn die bretter knarrten. die goldfarbene tapete war beschabt und verfärbte sich, als das licht von unten nicht mehr reichte, in metallisches grün. wir hatten es geschafft und waren oben angekommen. zwei kleine wandlampen aus kristall mit gebaumel gaben trübes licht. vor der tür lag ein dünnbeiniger hund und hob den kopf von den pfoten. eine gestalt löste sich aus der wand und trat uns gegenüber. sie bestand aus flatterndem stoff, nur eine hülle, ohne wesen. der hund setzte sich und erhob sich. lana zog mich heran. sie stubste die tür auf und da waren wir unter den sternen. auf dem boden hockten sie und rührten sich nicht. sie unterschieden sich kaum unter den tüchern. einige waren getrocknet, andere nur noch knochen. lana sprach fortwährend die worte, die sie beim hinaufsteigen begonnen hatte. da erschien eine helle gestalt. sie schwebte herein, die flügel bewegten sich, aber ich spürte kein schlagen und keinen wind. es trug ein tuch, in dem ein mensch lag und erstaunt zu uns hinübersah. es ließ das tuch zu boden und hüllte ihn ein, sodaß er die anderen, die schon da waren, nicht sehen konnte. lana bat "laß uns gehen". ich nahm sie an die schulter und führte sie wieder nach unten. "nimmst du mich mit?". "ja! lana, komm!", ich hörte es schon von draußen, autos. da klapperte schon der milchmann, "komm, wir wollen fort und laß uns nicht wiederkommen, ich glaube hier sind nur tote".




"es trug ein tuch, in dem ein mensch lag und erstaunt zu uns hinübersah"