Mittwoch, 31. Juli 2013

59. fortsetzung "nirgendwo"


wir bogen nun zum wiederholten mal in die gleiche richtung ab. "das geht im kreis", sagte ich mir. aber da sich das gelände erneut anders zeigte, ließ ich mich darauf ein und vertraute der findigkeit meines mädchens. ob sie es war, wußte ich nicht. ich nahm es mal an. lana hatte mich inzwischen in einige läden geschleppt und stets kam ich mit einem neuen kleidungstück heraus, alles billig und gebraucht, aber sie schien glücklich, mir die grellen bunten teile anzutragen. die strandschuhe hatte ich mir selbst ausgesucht.  meine sandalen waren gerissen und ich war eine zeitlang barfuß gegangen, immer den blick nach unten, das war nicht gut. dann hatte sie mich noch zu einem tattoo verleitet, ganz dezent, einen punkt auf den zeigefinger und das karo auf den mittelfinger. sah gar nicht schlecht aus. anfangs streckte ich immer wieder die finger aus und betrachtete den schmucken namen. ich war nun mit vollem herzen punkt karo. was mich wunderte war, das lana nie müde wurde und ich nie fragte. wir waren schon weit über mittag und immer noch auf tour, seit geraumer zeit ohne abzubiegen. die straße stieg förmlich aus der stadt heraus. die kleinen backsteinhäuser kletterten mit. "wir können ja später mit dem bus rüberfahren", sagte lana, als sie vor einem der häuser stehenblieb und den schlüssel ins schloß steckte. wir waren gar nicht zu meiner loft, wie sie es gesagt hatte, unterwegs gewesen. im flur blickte sie die treppe hinauf und rief irgendetwas in einer fremden sprache nach oben, ohne das eine antwort zurückkam. sie ging voran und ich folgte ihr in den raum. "schau" sagte sie und gab mir ein buch in die hand, das aus den deckeln platzte, weil auf allen seiten etwas hineingeklebt war. ich fand alles mögliche darin, ohne das mir einfiel, was ich dazu sagen sollte. ich war sprachlos. die reihenfolge gab auch keinen hinweis. nach und nach drückte sie mir neue bücher in die hand, bis der tisch beladen war. sie stand dabei beiseite, meist ruhig, dann wieder ungeduldig, so als wäre sie kurz davor ein fenster oder eine tür zu öffnen. das tat sie dann auch. sie nahm etwas aus dem schrank und stellte es zur seite. der kessel dampfte schon. dann servierte sie tee und wir bissen in kekse. sie saß neben mir und lehnte ihren kopf an meine schulter. vor uns lagen die aufgeschlagenen bücher und blieben sprachlos. "nur nicht wieder traurig werden!", fürchtet ich mich plötzlich, doch ich war nicht traurig und lana war es nicht. es war inmitten der unverständlichen bücher ruhe eingekehrt. draußen schlich der tag um die ecken des hauses und störte sich nicht an uns, die ihn nicht beachteten. "lana, können wir nicht morgen daraus fahren?", ich wußte ja immer noch nicht, um was es eigentlich ging, hatte keine ahnung was für räume mich dort erwarteten. "ja", sagte sie, "morgen". sie blickte mich an, strahlte und drückte meinen arm,  "und dann beginnst du. die leinwände stehen schon am platz und alles andere wirst du finden. du wirst malen, punkt karo, du wirst endlich malen!". nun hatte ich es erfahren, ganz unvermittelt und ich fragte mich, "warum malt lana nicht?", sie war doch voller tatendrang, ich gar nicht. "das wird kommen, glaub mir, punkt, das wird kommen, du wirst es bald sehen", sagte sie und hüpfte vor freude durch das zimmer.




"vor uns lagen die aufgeschlagenen bücher und blieben sprachlos"