Samstag, 6. Juli 2013

56. fortsetzung "nirgendwo"


der traurige gedanke verfolgte mich, ohne das ich ihn bemerkte. zurückgeblieben legte er sich zwischen die erinnerung. er drang in verlassene räume und belegte wege, worte, gesichter. er drückte mich, zwang mich in diesen raum, den ich nicht kannte, nicht kannte, nicht kannte... das echo donnerte und ich ergab mich, auf dem rücken liegend. angst zog ein. tiere voller angst mit menschlicher mimik... wir sind schon am ende. da gibt es keine ausrede mehr. das haben wir getan. ich zwang mich, versuchte vernünftig zu denken. was ist menschlich, was ist angst. ein moment vor dem verschwinden ist angst. ich versuchte mich zu beruhigen und ich vergaß. schweißnaß lag ich im bett und wartete auf das ende. der tod trat nicht ein, nichts verdunkelte sich. ich versuchte die fliege zu fangen, ich wollte ihr unmißverständlich mitteilen, wir haben zu reden. aber sie war schnell und ihr irren sturzflüge dauerten. ausser der fliege war keiner hier. ich richtete mich auf und trank aus der flasche. noch war es dunkel. die vögel begannen laut zu werden, da wird auch das tageslicht bald dämmern. im wachwerden verließ ich eine welt, der ich während des schlafens angehörte. mir gelang es nicht dort zu bleiben. ich begann zu vergessen. ich klammerte mich an ein einzelnes bild, ein hotel, ich packte die koffer, die anderen waren schon abgereist und ich versuchte ihnen zu folgen. ich stieg auf einen berg, ich war im schnee, die tür einer halle stand offen und ich trat heraus, da war niemanden mehr. ob ich nun wach war oder schlief machte jetzt keinen unterschied mehr. draußen scheppern flaschen. ich drehte den kopf und merkte, das die schemel vor dem bett immer noch vollgeladen waren. schriften und bücher. flaschen und aschenbecher. die tatsachen lagen bereit und ließen mich sterben. die zeiger waren tatsächlich um den punkt gekreist und ich bekam eine zeit, und wenn ich gefragt hätte, sicher auch den punkt auf dem ich verharrte. der traurige gedanke trennte mich, er legte sich wie eis über die leitungen, er baute glas zwischen mich und die vergangenen tage, stunden, minuten, sekunden, ... ich blätterte eine illustrierte. ich wurde in dem artikel nicht erwähnt, kein bild von mir erschien in dieser geschichte, ich betrachtete frau dürr. familie könig stand im garten, kleinkerl mit der krone, aber ich war dort nicht. das unbehagen, das ich nach dem erwachen empfand, ließ auch nach dem aufstehen und dem kaffee nicht nach. ich bin verdammt, jeden tag in dieser elenden kammer aufzuwachen, und mit dem gefühl fertig zu werden, ich wäre ein anderer, fürchtete ich. ich blätterte weiter in den illustrierten. ich war dort, als ich mit kleinkerl unterwegs war. ich hatte mir den rückweg verbaut. ich starb in den tag hinein, nahm maskenhafte züge an. ich hatte nur noch eine vage ahnung, und glitt mit dem klang der versammelten instrumente in den tag, der nur eines verhieß, geschäfte. ich war gestrandet wie ein wal. allmählich ordnete ich mich ein. alles was ich tuen konnte war, zu antworten und zu grüßen. ich wartete auf ein signal, einen zusammenbruch. aber nichts geschah. trommeln und pfeifen vermochten es nicht, die gitarre vermochte  es nicht, ich blieb allein und sah hinauf. ich konnte aber nicht hinauf. kleinkerl würde mir sicher ein lasso zuwerfen, aber der schlief. eigentlich sollte ich neben ihm liegen, unter der nebeldecke. ich saß in der unbehaglichkeit fest und flügel wollten mir nicht wachsen. es hing jetzt alle davon ab, das ich den rückweg fand.


"ich hatte nur noch eine vage ahnung,
und glitt mit dem klang der versammelten instrumente in den tag,
der nur eines verhieß, geschäfte!"