Donnerstag, 14. August 2014

100. fortsetzung " nirgendwo "


es war immer noch dunkel. eine maus blickte hoch und machte sich davon. ich war wach geworden, weil ich das gefühl hatte, daß sie sich unten vor dem haus heimlich versammeln und hochstarren. aber da war niemand. wäre ich im theater geblieben, hätte ich es jetzt alleine gehabt und wäre auf die bühne gegangen, um laut zu schreien. ich hatte das angebot abgelehnt, dort zu wohnen. ich wollte dort nicht arbeiten. ich wollte fern von der bühne entscheiden, ich vermied es sogar zu lesen. nichts sollte mich beeinflussen. die wohnung, die frau palmeri schnell besorgen konnte, war so trostlos, daß ich sofort einverstanden war. nun musste ich mich schon zusammennehmen, um nicht zu erstarren vor unbehagen.  ich setzte den kessel auf und wartete bis es aus der tülle dampfte. "heiß. kochend heiß", sagte ich und goß das wasser in die tasse. ich trank schluckweise. warum war es so kalt in der wohnung. es war am tag doch noch heiß gewesen. ich trat wieder ans fenster, hielt die tasse in der hand und wärmte mich daran. ich starrte hinaus, suchte die dächer ab, ob sich dort etwas bewege, ein mondsüchtiger. es schien aber kein mond. und katzen hatte ich noch nie auf dem dach gesehen. unten, auf der strasse, stand aber jetzt einer und blickte zu mir hoch. ich tarnte mich hinter der gardine und beobachtete ihn. er schien mich trotzdem zu sehen. hatte ich einen bewacher oder stellte mir jemand nach oder war es einfach nur einer, der ohne jeden grund  irgendwohin blickte und zufällig hinauf zu mir? er lies den kopf sinken, garnicht ertappt, sondern beiläufig, erst langsam und dann abrupt. er blickte auch nicht mehr hinauf, sondern zottelte jetzt langsam davon. "der weiß wohl nicht wohin", sagte ich mir und ärgerte mich, keinen tee besorgt zu haben und kaffee wird es morgen früh auch nicht geben. das unbehagen war wieder da und ich versuchte zu verstehen, warum ich hier war. ich hatte bisher nur ein stück auf die bühne gebracht. ohne einen vertrag ausgehandelt zu haben, war ich in den zug gesetzt worden, hatte die anweisungen gehört und folgte dem ruf des neuen gönners, kaum das ich dem alten entkommen war. wäre ich doch bei lana geblieben, wäre mir doch der buchhalter egal gewesen. aber lana war weitergezogen, als ich in der furche lag, vor wahnsinn glühend und jetzt vermisste ich sie. "das ist nicht gut, punkt karo" antworte sie prompt, "du warst schon frei, binde dich nur nicht an mich, mein lieber punktkaro, nein, tu das nicht. warte ab. morgen schon streiche ich an dir vorbei, einen hauch lang und mache dich wieder munter. schlaf jetzt und zieh dir die decke über den kopf".


unten, auf der strasse, stand aber jetzt einer 
und blickte zu mir hoch. 
ich tarnte mich hinter der gardine und beobachtete ihn.