Montag, 1. September 2014

102. fortsetzung " nirgendwo "


"hey, laßt das!", rief ich den beiden zu, die nach den an der kaimauer gelandeten taschen angelten. die taschen waren nicht versunken. sie waren wohl zu leicht. mir kam es schon beim tragen so vor, daß sie an gewicht verlieren. mit jedem schritt schienen sie leichter zu werden. die da unten blickten rauf, aber kümmerten sich nicht um mich. auch, als ich nochmals rief, wollten sie nur ihre beute an land bekommen. "sollen sie doch tun, was sie nicht lassen wollen". aber jetzt, da sie mich gesehen hatten, würden sie da nicht falsche schlüsse ziehen und mich für den halten, der die taschen ins wasser geworfen hatte. "ich weiß zwar nicht, wem die taschen gehören", log ich, "aber ihr solltet lieber die finger davon lassen!". die blieben stumm, wenn sie auch kurz davor schienen unflätig zu werden. ich werde sie aus der reserve locken, "he, ich komme gleich runter und mache euch beine!" das war zuviel, einer zückte ein messer und drohte mir. jetzt hatten sie die taschen an land. ich wollte nicht mit ansehen, was sie hervorbrachten, wenn sie den reissverschluss öffneten. aber ich starrte trotzdem weiter hinab. gleich werden die leiche finden. der mit dem messer wird raufkommen und mir ein paar stiche verpassen, wenn ich nicht schnellsten verschwinde. aber als der reissverschluss offen war, da schien nichts mehr in der tasche zu sein, denn sie starrten wie in ein loch, in dem nichts zu entdecken war.   jetzt würde die hand folgen, um zu tasten. bevor der aber mit den händen hingreifen konnte, quoll heftig rauch hervor und formte sich zu einer gestalt. schon schwebte ein großer engel über ihnen. der schlug seine flügel zusammen, daß es klatschte. er schlug sie mehrmals zusammen und es klang wie donner. das kanalwasser brauste und eine bugwelle schnellte hindurch, ohne daß ein schiff zu sehen war. die welle schwappte über die kaimauer hin zu den beiden, die dort gebannt standen, wollte sie weglecken, da war der engel schon bei ihnen und hielt sie am platz. auch die taschen blieben unversehrt und der engel öffnete die, welche noch verschlossen war, daß auch hier der engel herauskam. da entfuhr der verbliebenen tasche der andere engel, der eine frau mit sich brachte, die er an der hand hielt. die engel nahmen sie in ihre mitte und stiegen mit ihr auf. die taschen standen wieder verschlossen, bei den beiden, die sie herausgeangelt hatten und die noch gebannt dastanden, den engeln mit der frau nachblickten, wie sie dort über ihren köpfen die himmelfahrt vorbereiteten. der engel der eine tiefe stimme hatte, kündigte an, "melissas himmelfahrt!", wobei melissa, mit einem strahlenkranz versehen wurde, so, daß sie nun zwischen den beiden weißen engeln glänzte und ihr gewand glitzerte. die engel stimmten zweistimmig den choral "frei ohne sorgen..." an. ich hatte meinen logenplatz, trotz der mir drohenden gefahr nicht verlassen und blieb auch noch, als die himmelfahrt vom heulen der polizeisirenen gestört wurde, worauf der gesand der engel noch mächtiger tönte. die polizeiwagen hielten hinter mir und die polizisten kamen herüber. solange die himmelfahrt stattfand, konnten sie sich  nur mit zeichen verständigen, so laut brauste der engelsgesang über uns. die beiden engel stiegen mit melissa in der mitte nicht einfach senkrecht nach oben, sie flogen kurven, formten spiralen, sprengten zur seite und stürzten von oben herab bis fast zu boden, schossen dann heran, wie die wilde jagd, melissa mit feurigen augen, die arme voran mit drohender faust. dann griff einer der engel nach der ermatteten melissa und trug sie mit den händen, zeigte melissa allen und ein letztes "frei ohne sorgen" erklang, womit sie sich verabschiedeten und wie eine rakete nach oben schossen. plötzlich war es still. "was machen sie hier", fragte einer. ich war noch im taumel des eben geschehenen und blickte ohne gleich zu antworten. ich folgte den polzisten nach unten. "was ist in den taschen?", fragten sie. die beiden, denen ich jetzt erst nahekam, zuckten die schultern,  "sind das ihre taschen?". hierbei waren sie sich nicht einig. einer sagte "ja", der andere "nein". dann sagten beide und zeigten auf mich, "der hat die taschen ins geworfen!" "nein!" sagte ich, "das war john, das war mein nachbar john tod, ich habe ihm nur beim tragen geholfen". die beiden blieben dabei, nur mich gesehen zu haben und gaben sich als finder aus, die sich einen lohn erhofften, deshalb hätten sie die taschen an land gebracht.  


die engel nahmen sie in ihre mitte und stiegen mit ihr auf