Sonntag, 15. November 2020

d.j.1.11

hier einige erinnungen-mit schreibfehlern in rohfassung:
schweigen war eine uebung. stockfechten war eine uebung. bei johannes zuhause sah es anders aus, als im keller, indem es duester, muffig und nach rauchiger kothe roch, dem zelt, das wir auf fahrt mitnahmen. er war untermieter einer alten dame und wohnte in der selben anlage, wie omi. sein zimmer war bereits von gemusterter tapete befreit und hatte weisse waende, an denen zettel hingen, mit stecknadeln befestigt. ich erweitere das bild um kalligraphien, die ebenfalls ungerahmt an der wand hingen. er bot tee an.
die gespraeche mit helmut kreisten im raum. oder auch mit arno oder auch mit elisabeth.
sprache die weise klang. es wurde gefochten,
sprechen wie fechten. klare saetze sagen. widerspruch und ergaenzung. das weltall ist unendlich. ich kann mir das ende, das mit brettern zugenagelt ist nicht vorstellen. der name adorno fiel, und auch er trug socken. johannes stellte uns auf die fechtbahn und gab die haltung vor. er las aus zen in der kunst des bogenschiessens und niemals erschien mir der bogen als waffe.
johannes eltern wohnten im helleboehn. dort wohnte auch die schwester. als ich anlass zu einem besuch hatte, wurde ich dort herzlich empfangen. johannes redete wenig. er sah aber zu und fuehrte uns, indem er korrigierte, etwa wie ein balettmeister. helmut und elisabeth waren nicht so entfernt. mit ihnen kam lachen und spass.
eines tages fuhren wir in den sandwald nach witzenhausen. wir wanderten durch die kirschplantage hinter dem bahnhof und bogen in den wald ab. es ging eine weile den weg, bis dieser sich zweigte in fuenf wege. wir folgte einem und erreichten den lagerplatz wo wir die kothe aufbauten. zum errichten brauchten wir drei staemme, die wir uns in der umgebung beschafften. zwei staemme in gleicher laenge wurde so zueinander gestellt, das sie unten weit auseinanderstanden, waehrend sie oben ein astgabel bildeten in die der dritte laengere stamm gelegt wurde. sie wurden sodann mit riemen am scheitel gebunden. an diesem gestell wurden die schwarzen planen der kothe befestigt.

na toll, da konstruiere ich mal eben das gestell der kothe aus der erinnerung und liege voll daneben. die stangen bleiben draussen und im scheitelpunkt hing ein kreuz. zwei oder drei stangen  stellen sich vor. ich werde mich jetzt nicht entscheiden. am anderen tag war ein sonntag und ich tat mich mit dem frommen wunsch hervor, allein einen kirchgang zu starten. ich verlies das lager leichten fussses, den es war ein schoener tag und ich fuehlte mich befluegelt. dann war die messe gelesen und ich trollte zurueck. der wald begann. ich hielt mich an den bekannten weg und glaubte auch an der gabelung den richtigen weg genommen zu haben. nach einer weile kam ich in zweifel, dann in panik nachdem ich mehrmals zur gabelung zurueckgelaufen war und den weg nicht fand. der richtige weg veriet sich nicht und die zeit verstrich. die sonne sank  allmaehlich auf den horizont. es wurde daemmerig und war abend. ich war allein im wald und es war bereits dunkel. da begann ich endlich zu rufen. mein hochmut, den ich in und aus der kirche trug, war endgueltig verflogen und ich bettelte nur noch endlich gefunden zu werden. mein rufen wurde schliesslich gehoert und man rief meinen namen. dann ging es schnell, schritte ueber brechende aeste und raschelndes laub. ich war gerettet und kleinlaut. ich glaube ich weinte. da ich wohl sagte, das ich hunger haette, liefen meine retter, moeglich sind arno und vielleicht war ja peter dabei, mit mir in die gaststaette beim bahnhof und ich armes wuerstchen ass eine wurst. dann wanderten alle zurueck ins lager.

das letzte schuljahr durfte ich wieder an der buergerschule leisten und nach witzenhausen in den sandwald bin ich noch oefter gefahren. ich eignete mich ganz gut als hefe im gespraech der studenten. ich verstand was ich konnte und war stolz als ich gelobt wurde. wir hatten uns die geschichte, der mantel von gogol angehoert, und ich meinte dazu, das ich in ihr die verdinglichung eines menschen geschildert wird. ich hatte also zu philosophieren begonnen. auch die idee, des allmaehlich verfertigen von gedanken beim sprechen, begeisterte mich, und ich lernte wortgewandt zu reden. bei einem der wege ins lager sprach helmut ueber milch, die als folge der atombomebentests, belastet ist. unterm walddach im gruen und dem wohlgeruch, sollte man ueber soetwas nicht reden, helmut. ich bekam einen alptraum, in dem atomwaffen sich drohend aufrichteten und startetden. morgens schaute ein wildschwein ins zelt. den fahrten nach witzenhausen folgten besuche und lager in mohringen. dort gab es eine andere gruppe, mit der im wald wettkaempfe ausgefochten wurden. ich bemerkte das ich ein meister im bergabrennen war, wie ein gazelle sprang ich ueber steine und aeste im laub, bei der flucht. ich zog immer der die flucht vor. dem kampf mochte ich mich nicht stellen. einmal schliefen wir dort im wald ohne die kohte aufzubauen, unter den planen.
da schien der waldboden zu beben. hirsche waren auf uns zu gelaufen, hatten uns aber wohl noch bemerkt, den wir wurden nicht ueberrannt. zu der gruppe aus mohringen gehoerte auch ein maedchen. vielleicht war sie anlass fuer die idee, einen besuch zu machen. ich trampte das erste mal, und peter war dabei. wir kamen auch an. von da an trampte ich oefter. ich erweiterte damit den radius ums elternhaus. als ich eines tages nach hamburg trampte um dort bei einem besuch einer jungenschaftsgruppe anwesend zu sein, kam ich am ersten tag nicht ans ziel. ich verbrachte die nacht bei lueneburg am strassenrand im schlafsack. in hamburg zeigte mir ein wunderbar lebendiger junge seine reviere, den freihafen und er angelte uns aepfel aus einem lager. auch auf dem doernberg gab es treffen mit anderen gruppen und auch da fand ich freunde. anscheinde staerkte die freundschaften mein ego gegenueber der gruppe, denn ich wurde hinausgeworfen. johannes teilte mir schriftlich mit, ich haette die d.j.1.11 als ein ross angesehen und mich hinaufgeschwungen, deshalb sei es jetzt notwendig mir das ross unter dem hintern wegzuziehen. plums. das hoppe, hoppe reiter wurde zur schrecklichen realitaet. ich war vom pferd. ich war im graben.




Von meinem Samsung Gerät gesendet.