Dienstag, 4. Februar 2014

87. fortsetzung "nirgendwo"


ich stellte mir vor, daß ich die zeichen nicht mehr verstehe. ich sah mich, die zeichen anstarren, die keine bedeutung mehr besaßen, da ich sie nicht verstehe. schon die worte erschienen mir widerspenstig, weigerten sich, die gestalt zu benennen und zu beschreiben, die ich kaum wahrnahm, mir mit viel mühe vorstellen mußte und dann nicht betrachten konnte, weil sie sich wieder entzogen hatte. letztenendes waren es gefühle und ahnungen, dazwischen ablenkungen, wie jucken, einschlafende beine, die mich störten. denken oder schlafen. am besten schlafend ins buch fallen und durch die seiten sinkend bald schweben. das aufgelöste bodenlose buch, eine welt, die inbegriffen vor dem verstand flieht, der sie jagt und zurückbringen will ins faßbare, in diese laute, die sich kaum unterscheiden, wie gemurmelte gebete, immer dasgleiche nennen und es doch nicht meinen. schon verzweifelt, gelang es mir, doch noch mut zu fassen, denn nun war eines der worte von nöten, da mir der hausdiener die einladung zum fest überreichte. "danke", sagte ich und nahm die karte entgegen. es war nicht das "ross und reiterfest", zudem ich geladen war. dem hatte mich selbst beraubt, als ich aus dem lande floh, um mich jenseits der grenze wieder einzusammeln, zerschlagen und müde. es war die einladung hinauf ins schloß, drüben auf dem berg, wozu es einer überfahrt  bedurfte, die aber, da der  see noch zugefroren war, ausfiel. stattdessen ging es zu fuß, schritt für schritt dem ufer entgegen, das sich aber kaum näherte. ein weiter weg stand mir bevor und ich besann mich der jugend,  schlitterte voran, zunehmend sicherer, so daß es doch noch eine wilde fahrt wurde. ich hatte rote wangen, so brannten sie mir, als ich auftaute, nachdem ich eingelassen wurde. "marie foppt mich", dachte ich, da ich sie nicht sah, obwohl ich mir sicher war, das sie mir die karte überreichen lies, die ich schon abgegeben hatte und nicht mehr nachsehen konnte, in wessen namen ich hergebeten war. als ich meinen bärenpelz, den mantel, das geschenk von marie, sie hatte ihn mir morgens aufs zimmer bringen lassen, wohlwissend wofür ich ihn brauchen werde, der garderobe überlassen hatte, stand ich in schillernden blauen hose da, die ich mir nicht angezogen hatte. auch den rest meiner kleidung kannte ich nicht. nein, so war ich nicht eingekleidet, als ich das hotel verlies. ich war eingehüllt in fremden stoff und befand mich unter fremden, die angeregt plauderten, amüsiert schienen, denn die hellen lacher war gut gesetzt. auch kinder tobten und tummelten herum, ritten ihre kleinen pferde, die brav blieben. die mädchen veralberten die jungen und die dankten es, indem sie sich an mir schadlos halten wollten und mir bohrende fragen zuriefen, drohend zu mir herüberritten, mich flankierten und schon zum ausgang drängen wollten, als eines der mädchen, älter schon, mit langen gebundenen haaren, mit roten schleifen daran, ihnen zurief, "laßt punkt karo in ruhe, sucht euch doch den bürgermeister" und  verschmitzt lächelte. die jungen waren davongeritten, den mädchen gefolgt, in die richtung, aus der vorher der geruch drang, der mir apettit machte. dort verschwanden sie nun unter aufsicht in der küche. mir knurrte der magen, nach dem gang über das eis.



als ich meinen bärenpelz, den mantel, 
das geschenk von marie, 
sie hatte ihn mir morgens aufs zimmer bringen lassen, 
wohlwissend wofür ich ihn brauchen werde, 
der garderobe überlassen hatte, 
stand ich in schillernden blauen hose da