Mittwoch, 8. Januar 2014

85. fortsetzung "nirgendwo"


es wurde wieder laut und geschäftig. die kellnerinnen eilten zu den tischen zurück und warteten artig, bis die herrschaften sich erklärt hatten. keiner hatte mitgefühl mit ihnen, sie hätten es sicher abgestritten, wenn man sie gefragt hätte, ob die den raub mitbekommen hätten. nur an unseren tisch kam niemand. wir saßen hinter einer scheibe aus irgendetwas, da konnte ich hindurchgreifen. ich fühlte  noch nicht einmal, daß da etwas war, das uns abtrennte, unmöglich machte, so daß kein kuchen und keine getränke auf den tisch kamen, auf dem mein buch lag, noch immer aufgeschlagen und unbeschrieben, der füller immer noch in der tinte. "bin ich noch schwarz?" fragte ich sie und hätte gern ihren namen genannt. "ich heisse marie!". sie streckte mir die schmale hand hochkant entgegen und schob sie an den leeren seiten des buches vorbei über meinen handrücken hinweg. wir hatten uns verfehlt und sie prustete vor lachen, als sie in meinem ärmel landete. "es ist schön, so glücklich zu sein". "und du bist noch schwarz, schwarz wie die nacht mein freund, sieh mich an!". ich blickte in ihre tannengrünen smaragdaugen, ihre lippenstift brachte das mäulchen heraus, aus der unfassbaren schwarzen gegend. eine kohlenhalde, ein sammtanzug, eine seidene fläche, glitzernde messingknöpfe, klingende schellen am bein. "marie das ist wunderbar!". "ja das ist!, und nun, fliegen wir davon!. komm du federtier!". ich öffnete meinen tintenschwarzen schnabel und krähte. mein mantel flatterte im wind und neben mir spürte ich ihre schwingen. meine marie, meine rabenfrau, flog neben mir. wir flogen über den zugefrorenen see, wo die schlittschuhe noch kurvten und laut im eis scharrten. ein kindchen strauchelte und plumpste auf's eis. als es weinte, zeigte die frau, die es aufhob, zum himmel hinauf, zum hellen mond, um das kleine zu trösten. da flogen zwei raben vorbei. marie und ich.