Mittwoch, 9. Oktober 2013

75. fortsetzung "nirgendwo"


"es ist ja so still und schön hier im tal", raunte josef seinem nachbarn zu, den er anscheinend sah. doch zurück. die rhabarberinnen hatten platz gemacht, hatten sich neben der tür aufgestellt, die weit geöffnet war. draußen wehte der nachtwind ein letztes mal, überlies dem morgen seine flure, rüttelte noch einmal am birnbaum, in dem die ersten amseln zu singen begannen. die morgenröte stieg auf und allmählich glich sich der raum, in dem alle noch verharrten, an. die aufgehende sonne brachte den tag und der brachte die lange erwarteten. tipsi traf ein. es hatte gehupt und fast war es wie früher, als der bus noch regelmäßig hin und her fuhr, etwas später nur. der wirt zog die taschenuhr heraus und schüttelte den kopf, als er merkte, daß der bus zu früh eintraf. er brachte auch noch lana, den buchhalter und den lindenwirt herbei. nun konnte das gericht gehalten werden. zuerst kam es aber noch zu einem wiedersehen. lana umarmte mich und lachte mich an und ich drückte sie fest an mich. auch der maler freute sich über den buchhalter, den er nach dem zerwürfnis über die reisekammern daß erste mal wiedersah. die freunde begrüßten sich. der lindenwirt stand bei tipsi und war etwas verlegen, hatte aber dann damit zu tun, schon die runde der säufer zu beäugen, die alle sehr trocken dasaßen. der durst war wohl da, aber da es nun ernst wurde, saßen sie unruhig und schluckten nur nach luft. er sah sie grimmig an, als wüßte er schon, daß sie lumpen sind. tipsi begann. sie wandte sich den rhabarberinnen zu und damit war der prozess im gange. lana hatte sich zu tipsi gesellt und die beiden rhabarberinnen auf erden, die sie ja waren seitdem sie sich entschloßen hatten hier zu bleiben, teilten den rhababerinnen, die gekommen waren um zu richten, mit, was damals in der mühle geschehen war. sie taten es ohne zu reden, beinahe lautlos. nur zwischendurch erklangen laute, die den schmerz und vorallendingen die pein erahnen ließen, die tipsi und die zwerge erlitten hatten. schmerzen die tipsi empfand, weil sie auf erden war, und pein, weil sie eine rhabarberinn ist, die eine so gemeine tat das erste mal erlebte. tipsi und lana bewegten sich während der klage und beschworen die gemeinheiten, die angeklagt wurden, mit gesten, lange anhaltende gesten, die bewirkten, das der raum zu schwingen anfing. da stand ich bald im maisfeld, das licht wechselte, dann wieder im feuchten schilf. halme im wind, peitschender regen, blitze, grelle sonne, eine vogelscheuche. das urteil verkündeten die rhabarberinnen, nachdem sie tipsi und lana, die aus der trance fielen, aufgefangen hatten. sie wurden hingelegt und mit dem türvorhang, den der lindenwirt heruntergezogen hatte, zugedeckt. es ging ihnen gut, aber sie waren ermattet und sollten ruhen. die rhabarberinnen gingen zum richten von einem zum anderen und alle wurden von ihnen behandelt. die gemeinsten zuerst. dazu traten die rhabarinnen vor sie hin und nahmen sie in die mitte. sie schnatterten und summten, bis der ton gefunden war. so schufen sie ein weites stilles tal im kopf des bestraften. nichts sollte ihn wieder fortbringen von dort. er sollte nur stille sitzen und in die ferne schauen.   



"so schufen sie ein weites stilles tal im kopf des bestraften.
 nichts sollte ihn wieder fortbringen von dort"