Donnerstag, 12. September 2013

70. fortsetzung "nirgendwo"


auf der hohen düne angekommen, setzte ich mich. möwen strichen hinter den hügeln her und hoben sich über die sanften kanten, hielten sich einen moment fast auf der stelle und segelten weiter. ich sah das meer. nepomuk und die zwergin waren mitgekommen. pluto bewachte das haus, eigentlich die reisekammer, denn er lag dort auf der luke. die letzten tage waren ruhig und gesellig, denn mit nepomuk kamen auch die anderen zwerge ins haus. sie saßen in der runde und schauten, was die zwergin macht. sie machte meiner meinung nach nichts, doch das sahen die zwerge anders, denn sie nickten zustimmend, seufzten so tief, daß ich mitseufzte, oder summten. danach erhoben sie sich und gingen hintereinander weg, neigten sich zur seite, drehten sich auf der stelle, gingen wieder schnurstracks, neigten sich zur anderen seite, streckten die arme hoch und winkten, die hände flach, als trügen sie etwas über sich und wollten es zeigen. hatten sie genug getan, saßen sie so still in der runde, daß ich einschlief. "nepomuk, wo sind den die anderen?", denn heute war er nur mit der zwergin gekommen. "nicht da", sagte er und schaute aufs meer, das bis zu dem schnurgeraden strich reichte, auf dem sich am ende des tages die sonne niederliess und dahinter verschwand. es war schon dunkel. die augen der zwergin warfen noch etwas licht und bei nepomuk war es die rote mütze die leuchtete. ich konnte nichts dazutun und hätte ohne den beiden im dunklen gesessen. wir saßen lange schweigend und warteten auf das blinken der hellsten sterne. "da!, die sind schön", sagte nepomuk und zeigte auf die milchstrasse. die zwergin war aufgestanden. nepomuk erschrak. er zog an mir und ich drehte mich um. es brannte. das haus brannte. "nein!", mehr brachte ich nicht heraus. die flammen schlugen schon über die brüstung und dann fing es an zu knistern und zu knallen. die zwergin stieß einen hellen schrei aus. ich konnte nichts mehr hören, doch sie stand noch immer mit offenem mund und schaute zum himmel. ich sah auf das brennende haus hinunter und zitterte. nepomuk hielt sich die hände vor das gesicht. ein hund bellte. im schein der flammen rannte jemand davon. es ist ja zuweit weg, dachte ich, ich bin mir nicht sicher. "da rennt er", sagte nepomuk, er hatte ihn auch gesehen. das bellen kommt näher, dann springt pluto die düne hinauf und winselt. "ach pluto", sage ich, "jetzt haben wir kein haus mehr". die zwergin redete mit nepomuk. "die mutter kommt", sagte nepomuk. die mutter erschien über dem kieferwäldchen im nebelschwaden und legte sich um jeden zweig. so brannte das haus und der wald blieb verschont. als das haus nur noch glimmte, machten wir uns auf den weg. ich gruselte mich, sah schatten huschen und meinte neben mir das grinsende gesicht eines schnauzbärtigen zu sehen. es blitzte auf und war weg, ohne daß ich sagen konnte, ob es eine roter oder ein schwarzer bart war. da stand ich auch schon vor den glimmenden resten der treppe und sah in das gerippe der verbrannten balken. da war nichts mehr zu retten. alles war verbrannt. die reisekammer, dachte ich, wie soll ich jetzt fortkommen. ich hatte mich damit getröstet hineinzusteigen, doch sie war ja auch verbrannt. es konnte nicht anders sein.  




"die mutter erschien über dem kieferwäldchen im nebelschwaden
und legte sich um jeden zweig.
 so brannte das haus und der wald blieb verschont"