die nacht über regneten wir uns aus, über dem land und über dem wasser. der schwarze regen lagerte sich auf allem. manchmal wischte man trotzdem über die fläche, legte den boden frei, bevor er wieder zufiel. die verrußten scheiben standen vor der mittagssonne. draußen schmolz der schnee, der schwarz dahinfloss die raben sah ich nicht mehr. die schwarze marie schöpfte die brühe eigenhändig aus dem kahn, der immer noch dort angeleint da lag. ihr pelz hing wie nasses gefieder an ihr herunter. als er ihr zu schwer wurde, streifte sie ihn ab. wir wälzten uns in einer kuhle im schlamm und verkrumpelten uns, bis wir schliesslich voneinander abliessen und mitten im schlamm klares wasser fanden. ein kleines diamantklares rinnsal teilte uns mitten durch, wie ein scharfe klinge. die schwarzen hälften fielen auseinander und schmolzen dahin, wie der schnee schmolz. marie wartet ab, bis der schmale fluß sich über sie erhob und prustete das wasser, das eindrang, heraus. ich auch. wir streiften die sachen vom leib und wünschten uns badeanzüge. die wurden gebracht. es eilten diener herbei. ein karren voller melonen stellte sich auf. radios gingen an. ein waldhorn blies wie verrückt. wir tanzten. dann wurde gegessen. die jahre vergingen. das alte jahrhundert tickte. marie trug einen weissen fuchs um den hals auf der schulter. hoh!. bald nach dem kaiser. die fahnen und das blech. die maibowle und der jubel. frenetisch. ich hielt mir die ohren zu. nicht so laut. dieses jahrhundert ist mir zu laut. und doch mußte ich hier aussteigen. "hat der rabe dich gebracht?". was meinen sie damit? ich weiss nicht, wem ich glauben soll. ich habe angst und friere. das kohlenkind liegt hustend im bett. die scheiben mit eisblumen versehen. nun sagt mir keiner, "liebling klein", nur "hoppe hoppe reiter", und nur am tag, wenn's lustig ist, auf dem roten sofa von marie, meiner omarie, die hat den opapa, der raucht zigarre. am radio ist ein grünes auge, er dreht ein wenig und es leuchtet. dann ist es weg. dann wieder da. ich lege den füller zur seite. ich wechsele die marie. ich zahle für die marie den kaffee. denn heute morgen bekommen wir einen, hier, wo wir gestern nicht bedient wurden. marie sagt mir adieu und kritzelt in mein buch. "der punkt karo war nett zu marie", steht jetzt da, und passt doch garnicht in dem text, nachdem opapa am grünern auge hofft, "tor...!, tor..! wir starren gebannt auf das radio. omarie kocht schon das mittagessen und das fenster zum garten steht offen. es ist ja mai, schon mai. "bis bald marie!", und marie im pelz verläßt mich schon. sie zeigt sich gehend noch einmal wendend und blickt mir auf die hand, die noch den füller hält, der dichtgehalten hatte. sie lächelt, schmollt und wieder lächelnd tanzt ihre hüfte aus der tür hinaus. "kling" macht die türglocke. "marie, ach, marie!". aber so ist es nun mal, mit meiner marie und meiner lieben omarie.
Freitag, 24. Januar 2014
86. fortsetzung "nirgendwo"
die nacht über regneten wir uns aus, über dem land und über dem wasser. der schwarze regen lagerte sich auf allem. manchmal wischte man trotzdem über die fläche, legte den boden frei, bevor er wieder zufiel. die verrußten scheiben standen vor der mittagssonne. draußen schmolz der schnee, der schwarz dahinfloss die raben sah ich nicht mehr. die schwarze marie schöpfte die brühe eigenhändig aus dem kahn, der immer noch dort angeleint da lag. ihr pelz hing wie nasses gefieder an ihr herunter. als er ihr zu schwer wurde, streifte sie ihn ab. wir wälzten uns in einer kuhle im schlamm und verkrumpelten uns, bis wir schliesslich voneinander abliessen und mitten im schlamm klares wasser fanden. ein kleines diamantklares rinnsal teilte uns mitten durch, wie ein scharfe klinge. die schwarzen hälften fielen auseinander und schmolzen dahin, wie der schnee schmolz. marie wartet ab, bis der schmale fluß sich über sie erhob und prustete das wasser, das eindrang, heraus. ich auch. wir streiften die sachen vom leib und wünschten uns badeanzüge. die wurden gebracht. es eilten diener herbei. ein karren voller melonen stellte sich auf. radios gingen an. ein waldhorn blies wie verrückt. wir tanzten. dann wurde gegessen. die jahre vergingen. das alte jahrhundert tickte. marie trug einen weissen fuchs um den hals auf der schulter. hoh!. bald nach dem kaiser. die fahnen und das blech. die maibowle und der jubel. frenetisch. ich hielt mir die ohren zu. nicht so laut. dieses jahrhundert ist mir zu laut. und doch mußte ich hier aussteigen. "hat der rabe dich gebracht?". was meinen sie damit? ich weiss nicht, wem ich glauben soll. ich habe angst und friere. das kohlenkind liegt hustend im bett. die scheiben mit eisblumen versehen. nun sagt mir keiner, "liebling klein", nur "hoppe hoppe reiter", und nur am tag, wenn's lustig ist, auf dem roten sofa von marie, meiner omarie, die hat den opapa, der raucht zigarre. am radio ist ein grünes auge, er dreht ein wenig und es leuchtet. dann ist es weg. dann wieder da. ich lege den füller zur seite. ich wechsele die marie. ich zahle für die marie den kaffee. denn heute morgen bekommen wir einen, hier, wo wir gestern nicht bedient wurden. marie sagt mir adieu und kritzelt in mein buch. "der punkt karo war nett zu marie", steht jetzt da, und passt doch garnicht in dem text, nachdem opapa am grünern auge hofft, "tor...!, tor..! wir starren gebannt auf das radio. omarie kocht schon das mittagessen und das fenster zum garten steht offen. es ist ja mai, schon mai. "bis bald marie!", und marie im pelz verläßt mich schon. sie zeigt sich gehend noch einmal wendend und blickt mir auf die hand, die noch den füller hält, der dichtgehalten hatte. sie lächelt, schmollt und wieder lächelnd tanzt ihre hüfte aus der tür hinaus. "kling" macht die türglocke. "marie, ach, marie!". aber so ist es nun mal, mit meiner marie und meiner lieben omarie.
Mittwoch, 8. Januar 2014
85. fortsetzung "nirgendwo"
es wurde wieder laut und geschäftig. die kellnerinnen eilten zu den tischen zurück und warteten artig, bis die herrschaften sich erklärt hatten. keiner hatte mitgefühl mit ihnen, sie hätten es sicher abgestritten, wenn man sie gefragt hätte, ob die den raub mitbekommen hätten. nur an unseren tisch kam niemand. wir saßen hinter einer scheibe aus irgendetwas, da konnte ich hindurchgreifen. ich fühlte noch nicht einmal, daß da etwas war, das uns abtrennte, unmöglich machte, so daß kein kuchen und keine getränke auf den tisch kamen, auf dem mein buch lag, noch immer aufgeschlagen und unbeschrieben, der füller immer noch in der tinte. "bin ich noch schwarz?" fragte ich sie und hätte gern ihren namen genannt. "ich heisse marie!". sie streckte mir die schmale hand hochkant entgegen und schob sie an den leeren seiten des buches vorbei über meinen handrücken hinweg. wir hatten uns verfehlt und sie prustete vor lachen, als sie in meinem ärmel landete. "es ist schön, so glücklich zu sein". "und du bist noch schwarz, schwarz wie die nacht mein freund, sieh mich an!". ich blickte in ihre tannengrünen smaragdaugen, ihre lippenstift brachte das mäulchen heraus, aus der unfassbaren schwarzen gegend. eine kohlenhalde, ein sammtanzug, eine seidene fläche, glitzernde messingknöpfe, klingende schellen am bein. "marie das ist wunderbar!". "ja das ist!, und nun, fliegen wir davon!. komm du federtier!". ich öffnete meinen tintenschwarzen schnabel und krähte. mein mantel flatterte im wind und neben mir spürte ich ihre schwingen. meine marie, meine rabenfrau, flog neben mir. wir flogen über den zugefrorenen see, wo die schlittschuhe noch kurvten und laut im eis scharrten. ein kindchen strauchelte und plumpste auf's eis. als es weinte, zeigte die frau, die es aufhob, zum himmel hinauf, zum hellen mond, um das kleine zu trösten. da flogen zwei raben vorbei. marie und ich.
Dienstag, 7. Januar 2014
84. fortsetzung "nirgendwo"
ein nikolaus betrat das cafe und sah sich um. er suchte aber nicht nach kindern, er hatte auch keine geschenke in sack, denn der war leer. er hatte es auf die emsigen kellnerinnen abgesehen. eine nach der anderen, lies er im sack verschwinden und jedesmal leckte er sich das maul. nun hatte er alle im sack und verschwand. da murrten erst die gäste, als sie alleingelassen keine bestellungen rufen konnten. mein liebchen, mit der ich mich verklumpen wollte, ja!, das hatte ich vor, sprang mit einem satz über die tische. ich nur noch die langen hinterläufe, dann war sie schon aus dem saal heraus und hieb im sprung mit der kralle nach nikolausens sack, der aufriss und nacheinander glitten die geraubten mädchen heraus. sie rappelten sich auf, wußten noch garnicht, was ihnen geschehen war, aber da sie nicht weit von ihrem arbeitsplatz entkommen waren, nahmen sie sich an der hand, trösteten sich gegenseitig, richteten ihre kleider und wagten sich zurück ins lokal. den nikolaus hatte sie verjagt und so kam sie schnurrend zurück an den tisch, mein liebchen.
Donnerstag, 2. Januar 2014
83. fortsetzung " nirgendwo"
"jetzt sind wir schwärzer als die afrikaner, und es geht nicht ab!". ich hatte meiner freundin im pelz mit dem finger die berührung erwidert, so unerwartet, wie sie es getan hatte, als ihr rosa finger in meiner hand die tinte verstrich. ich tastete ihr über die wangen und strich darüber, suchte unebenheit und pulver, fand aber sammtweiche haut. ich pustete über die fingerkuppen, aber es staubte nicht, es war echt. "nun sind wir verbunden, mein freund, durch deine tinte, mein herr,...", dieses mein herr klang jetzt amüsiert, "...mein freund", wiederholte sie und klang zufrieden. mir gegenüber saß dieses wunderbare wesen im kostbarsten weißen pelz, den ich je zu gesicht bekommen hatte, hatte mich ertappt über meinen leeren buch erstarrt mit ausgelaufenem füller und hatte nichts besseres zu tuen, als sich mit der tinte zu beschmutzen. "nein", kicherte sie, "nein!, du glaubst doch nicht, daß wir deshalb schwarz sind, nein, wegen deiner vergeudeten tinte doch nicht!". "aber warum dann, liebste?". es wurde immer inniger zwischen uns. wir verbanden uns in einer eile, daß es mir auffiel und ich machte keine anstalten zu zaudern, nur wissen wollte ich doch, "warum sind wir so schwarz, daß wir nicht mehr auf diese erde passen, noch nie habe ich solche menschen gesehen".
Samstag, 28. Dezember 2013
82. fortsetzung "nirgendwo"
"wenn es so endet, daß alle tinte in den stoff läuft, was soll ich dann noch ins buch bekommen", sprach ich zwischen die seiten, während sie mir durch die finger glitten. "sie haben nichts geschrieben", sagte die frau im pelz und streichelte meine hand, die immer noch den füller begrub. "schauen sie nur!", sie drehte mir die hand herum und betrachtete die tinte die noch feucht war, "ich beschmutze mich mit ihrer tinte, mein herr", dabei strich sie mit der fingerkuppe langsam durch die nasse tintenpfütze in meiner gekrümmten hand und pustete nach einer feder, die beinahe gelandete wäre. die feder flog auf der woge davon und landete kurz darauf trotzdem, abseits auf dem weißen, so daß ich sie nicht mehr beachtete. mich interessierte nur noch die schwärze, die sie mir ankündigte und mir ins gesicht trug. "wie zwei kastanien liegen ihre augen dort in ihrem gesicht, mein herr", sagte sie und betrachtete mich nachdenklich, dann fuhr sie mit fort, "sie sind schwarz geworden, und die kastanien sind kaum noch zu sehen", flüsterte sie. "so" dachte ich, "schwarz bin ich". ich hatte die ganze zeit nach unten gesehen und noch nicht einmal ihren finger verfolgt. er war eine weiße motte, die herumflatterte, meinen starren blick kaum beeindruckte. ich starrte in die tinte, in die schwarze tinte. "nun sehen sie schon auf, mein herr, sie sollten nicht die ganze zeit nach unten schauen, sie sind schwarz geworden, na und, sehen sie mich an, bin ich es nicht auch, ganz schwarz, oder?". das klang fordernd, so daß ich nicht anders konnte und hinübersah. da sahen mich smaragdgrüne augen an, die tauchten aus der schwarzen haut auf, die sich über den knochen spannte. "da drinnen tragen wir immer noch elfenbein und rotes blut strömt unter der haut. diese schwärze, mein herr, soll sie nicht beängstigen, ich bin schneeweiss und sie eine rothaut". ich verstand nicht, denn alle haut zeigte sich immer noch tiefschwarz.
Freitag, 13. Dezember 2013
81. fortsetzung "nirgendwo"
ich sah lange hinüber. erleichtert, endlich ruhe gefunden zu haben. es war so ein schöner anblick. und wenn es schepperte, war es kein schlüsselbund. löffel fielen in die tassen, und heisses wasser. es dampfte und zischte aus dem kupferkessel nebenan. eine parade weissen porzellans. salutierende hände in griffhöhe trugen volle tabletts, voll mit tassen und kuchen. feine finger hatten das schleifchen gebunden, an der schürze. feine finge hatten das weisse häubchen auf das dunkle haar gesetzt. als das tablett an mir vorbeischwebte, war da auch ein goldener ring mit grünem seelchen. er blinkte und ich schluckte tapfer, um nicht zu weinen. "sie haben feuchte augen, mein herr. haben sie geweint?". ich wurde angesprochen und war überrascht. sie stellte ihre schlittschuhe zurseite und öffnete den mantel, setzte sich mir gegenüber und befreite sich aus den ärmeln. "nein!", log ich, "meine augen sind..", ich suchte nach einem wort,".. gereizt, ..ja". sie glaubte mir nicht, aber widersprach nicht, sondern betrachtete mich, indem sie mir in die augen sah und den blick dort ruhen ließ, ohne daß er mir wehtat. nein, ich konnte mich sogar in ihren augen weiden. "stilles schaf, weisses lämmchen". "was reden sie da?, mein herr". ich flammte auf und fingerte am kragen. das half. sie sah mich, selbst als sie mich keck tadelte, noch so sanft an. sie beugte sich über den tisch und öffnete mir den kragenknopf, einfach so. dann glitt sie zurück und sank ins polster. sie streckte ihre beine und platzierte sie wie außenposten neben meinen. gefangen. auf dem kopf trug sie ein käppchen aus dem selben weissen pelz, wie der mantel. es saß so schief auf dem kopf, das es lustig aussah und wenn sie lachend mit dem rücken gegen die polster schlug, dann wippte es. "haben sie keine tinte mehr?". sie hatte bemerkt, daß vor mir das aufgeschlagene buch lag, und ich sah es auch. ich hatte keine ahnung, wie es dahin gekommen war. ich hatte einen füller in der hand und die hand ruhte darüber. er lag unter meinen fingern, die ihn fast zudeckten und dabei einen tintenfleck verbargen, der ins tischtuch gedrungen war, sich verbreiterte, bis der stoff nichts mehr aufsaugte.
Mittwoch, 11. Dezember 2013
80.fortsetzung "nirgendwo"
ohne zweifel war ich nicht mehr dort, wo ich nichts erkannt hatte, wo ich nichts fand, das taugte, mir zu sagen, aha, dort bist du also, ausser gefecht, mit verbundenen händen zwar, aber voller gewissheit, über den aufenthalt. ich brauchte nicht mehr darüber nachzudenken, denn ich hatte mich ja wiedergefunden und das durchaus kommod im tiefen polster eines sofas, das in einem gasthaus stand. ich blickte mich um und sah durch die scheibe nach draußen. es war schon dunkel oder immer noch, aber das kümmerte mich auch nicht, denn das dunkel glitzerte wie eis, auf dem sich die laternen spiegeln. passanten mit schlittschuhen, die sie an den zusammengebunden riemen trugen, waren unterwegs, kamen von der andern straßenseite herüber oder begaben sich dorthin und verschwanden unter den girlanden aus glühbirnen.
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