Donnerstag, 20. Juni 2019

geständnis

geständnis


ich bin ein jammerlappen. „ich kann kein waldhorn spielen“, beklagte ich mich nach einem abend, an dem das horn lange auf dem tisch lag. erst als der pianist mich anblickte und pustete griff ich danach. der mann an der felltrommel schlug zu. ich fühlte mich abgestossen von seinen lauten schlägen. ich blies dann doch los, eine gitarre gesellte sich noch mit brasilianischen melodien hinzu und einiges gelang mir. als ich schliesslich zurück wollte gelang mir das nicht. und als ich schmetterte auch nicht. zwei touristen, die mit dem trommler kamen, hatten sich mit irischen trommeln aufgestellt und der unangenehme trommler, der sich mit launigen sprüchen aufgemacht hatte zur trommel, die er brav auf die fussmatte stellte, sich mit dem pianisten auf ein a moll einigte und draufhieb, gab an. schliesslich endete der schlamassel und ich schämte mich. den ganzen abend war mir schon das musizieren auf die nerven gegangen. gitarristen, harmonikaspieler, bedienten sich und zeigten ihre talente, straften auch mit flehenden blicken den falschspieler. ich spielte falsch nach ihren melodien. nach einer weile versunken in scham, mich mit etwas gemein gemacht zu haben, das ich nicht mochte und meinem unvermögen mich ins freie zu retten, sagte ich also in die runde, in der der trommelspieler, ein riese mit pranken, weit hinten sass. „ich kann kein waldhorn. ich spiele immer zu laut. alle meiden mich. ich will nicht mehr kommen, zum treffen jeden donnerstag. außerdem bin ich total unmusikalisch“. in meine jammerei fiel der trommler ein, „deshalb habe ich aufgehört waldhorn zu spielen“. er hatte in der jugend damit aufgehört, das wusste ich bereits. ich nahm das als bestätigung meiner, nur so aus schlechter laune dahingesagten behauptung, ich könne kein waldhorn spielen. das passierte mir jetzt als echo meiner behauptung.  ich liess mich noch auf weitere wortgefechte ein. am mittag hatte ich auf vier instrumenten probiert, dem waldhorn, einem geraden sopran saxophon aus dem 19. jahrhundert, einem alt saxophon aus den zwanziger jahren und einer ebenso alten trompete. wenn ich probiere, jammere ich nicht mehr. das liegt weit hinter mir, dass ich mich heiser gejammert habe, mich selbst beschimpfte, schmachlieder bänkelartig in die tapeten sang, durch die backsteine hindurch. wonach ich auf der strasse als idiot begrüsst wurde und zettel in meinen schönen vorgarten geworfen wurden.