Mittwoch, 15. Februar 2017

Nirgendwo Band 3, 028

ich stieg in den wagen, der am randstein angehalten hatte und mit offener tür da stand. der mann am lenkrad duckte sich um mich zu sehen, so niedrig war das dach. er hatte ein rundes freundliches gesicht leicht traurig und sein lächeln, das mich aufforderte einzusteigen war erzwungen, das war mir schon klar, aber er flehte mich damit an und ich konnte nicht anders, als mich zu ihm setzen und dann fuhren wir los. die räder stiessen uns hin und her. der wagen sprang mehr als das er fuhr. eine weile rollte er still dahin und ich konnte aus dem fenster sehen, dann musste ich ins steuer greifen, dann hielt er an. da standen wir vor einem haus mit abgerissener fassade. die strasse schien mir krumm und der wagen rollte ein stück nach hinten. ich zog die handbremse an. der schlüsselanhänger baumelte noch am schloss. der schlüssel steckte. ich war alleingelassen. ich schaute mich um. einige geschäfte schienen geöffnet, ein buchhandlung, modeläden. nach einer weile drehte ich das fenster herunter und versuchte in das dunkele haus hineinzusehen, das war eine grosse grube mit erde und schutt und noch einigen wänden, teilweise eingestürzt oder zerschlagen. es röhrte unter der last, die ich nicht zu sehen vermochte, es röhrte und stöhnte, dann kamen hammerschläge kreischend hell, klangen nach und jammerten, schlugen einige mal mit mächtigen schlägen auf die metallenen balken und trieben eine neue wolke staub voran die herausquoll und ich sah einen moment nichts mehr. dann flogen zwei teile hervor, das waren in stein gehauenen figuren und bröckelten und wurden zu fleischlichen wesen, staubten sich ab, beklopften einander, klopften sich auf die backen, es klatschte zart. dann erschienen sie arm in arm, ein mann und eine frau und gingen voran. ich folgte ihnen wie auf gehorch. ab und zu schauten sie sich um nach mir und lächelten. ich zweifelte, zögerte zu folgen, dachte an die pflicht, hatte ich mich verpflichtet?, sah das traurige runde grinsen des mannes aus dem wagen, sah den schlüsselanhänger mit dem enzian drinn, sah die bücherei geöffnet, sah die bücher in der auslage, folgte den geretteten, die nicht erschlagen waren vom schweren stein und niemanden erschlugen. das auto wurde ein niedliches ding, das seinen fahrer längst wiedergefunden hatte, der sich nicht mehr um mich kümmern musste und davonfahren konnte, ohne bedenken mich vergessen zu haben. ich aber folgte dem mann und der frau und ging ruhig in ihrem schatten.