Donnerstag, 14. März 2013

32. fortsetzung "nirgendwo"




die wand war durchbohrt. das geweih steckte in den brettern fest. er hatte kaum anlauf gehabt. er hatte eigentlich keinen anlauf gehabt, ausser das hinterteil quer zu stellen und krumm gegen die wand zu schmettern. als er das geweih nicht mehr zurückziehen konnte, weil es feststeckte, gab er auf. was dort verendete und stank war nicht mehr da. auch fell und knochen waren nicht mehr zu finden. die tür stand jetzt offen. ich stand unter dem schädel und starrte auf die brütende henne. sie nickte. wenn niemand käme, würde sie das ei ausbrüten. der buchhalter stand draussen und als er sah, dass ich dastand, ging er. das stroh auf dem die henne brütete glänzte golden. der grünweiße kot klebte und buk fest. die farbe auf der leinwand war längst trocken. die leinwände standen an die wand gelehnt. auf dem sims, den sie bildeten, bauten sich kleine gebirge aus hühnerkacke auf. ein schillernder käfer krabbelt da durch. das vordere bild des stapels war geschändet. was ist nein, stand dort ohne fragezeichen. ich wischte über die leinwand. es war nur kreide und staub. dahinter erschienen augen, nase und der rest blieb noch verborgen. aber wo war der maler. eine andere henne war hineingeflattert und brauchte zeit zur ruhe zu kommen. ich bemerkte den vorhang neben mir erst, als er sich bewegte. wenn dahinter der maler ist, dann hält er sich atemlos still verborgen. da kam der buchhalter zurück und stieg durch die tür als er sah, das ich mich nun dem zuwendete, weshalb ich hierher gekommen war. da nun aber trotz zweier gäste der maler immer noch nicht atmete, kam mir ein grusel und griff mir ins haar. der buchhalter aber trat in die mitte und zog den vorhang zur seite. das licht, das durch die tür eintrat reichte nicht weit genug, so das ich ins dunkele blickte und ersteinmal nichts sah. aber ein brummen hörte ich. ein mann trat aus dem dunkelen und kippte mir einen bären ins gesicht, der sich verneigte und brummte. der mann trug eine seefahreruniform, eine zu grosse. der hagere mann im blauweissen stoff grinste und schien freundlich. er streckte mir den bären entgegen, aber als ich ihn nehmen wollte, schüttelte er den kopf und zog ihn zurück. der buchhalter, der bisher noch nie geflüstert hatte, teilte mir sehr leise, ich musste mich hinüberbeugen, mit, der sei nicht der maler, nein, das sei ein guter bekannter, ein freund des malers, das sei der fischtäuscher. "ah", sagte ich, "den kenne ich, aber irgendwie habe ich ihn nicht wiedererkannt", ich fuhr fort, "ja, den fischtäuscher kenne ich". und ich erinnerte mich. es klapperte, als die tapetentüren, die mir ihn den sinn kamen, aufgestossen wurden. die hexenbänder öffnete sie zu beiden seiten. und ich war dem fischtäuscher nachgelaufen, der immer voraus war, und seine scherze hinter die nächste tür trug. nun sah ich ihn also wieder und hatte ihn nicht erkannt. wieso trug er die uniform des wasserhelden. ich werde ihn das mal fragen, aber nicht jetzt. der buchhalter hatte bereits nach dem maler gefragt, "ist er noch da?" hat er ihn gefragt und der fischtäuscher antwortete beleidigt "na klar. ich hab ihn nicht mitgenommen. ich darf ihn doch sehn, wie abgemacht, jederzeit sehen, und auch hierbleiben, zu seinen füssen ein bett bereiten und schlafen und träumen". er seufzte. der buchhalter gab sich milde und wollte ihn nicht mehr schelten. "er hat ihn schon einmal weggetragen", raunte er mir zu. "ich musste ihn mit dem wagen zurückholen" ergänzte er hörbar. "nur das eine mal, um abschied zu nehmen", rechtfertigte sich der fischtäuscher. dann schien er zornig und beinahe wäre es aus ihm herausgepoltert, was der buchhalter aber verhinderte, denn er drehte kopf zur seite, um dessen blick auszuweichen. was für eine geschichte, und weshalb die vorbehalte. der buchhalter sagte nichts, aber mir war klar, er wollte das stück auf seine weise in szene setzen und erlaubte nicht, das es unbedacht ausgeplaudert wird. ich spürte das erste mal ein unbehagen, über die art und weise, wie mir die geschichte nahe gebracht wurde. "wir gehen später noch einmal rüber", sagte der buchhalter und lies den vorhang wieder schliessen. wir folgten ihm und kamen gerade recht zur kaffeetafel, die die frau gedeckt hatte. der fischtäuscher begrüßte sie mit einem kuss auf den mund, dann küsste er den schwarzen, mir gab er einen kuss aufs ohr, der buchhalter bekam garkeinen.