Freitag, 13. Dezember 2013

81. fortsetzung "nirgendwo"


ich sah lange hinüber. erleichtert, endlich ruhe gefunden zu haben. es war so ein schöner anblick. und wenn es schepperte, war es kein schlüsselbund. löffel fielen in die tassen, und heisses wasser. es dampfte und zischte aus dem kupferkessel nebenan. eine parade weissen porzellans. salutierende hände in griffhöhe trugen volle tabletts, voll mit tassen und kuchen. feine finger hatten das schleifchen gebunden, an der schürze. feine finge hatten das weisse häubchen auf das dunkle haar gesetzt. als das tablett an mir vorbeischwebte, war da auch ein goldener ring mit grünem seelchen. er blinkte und ich schluckte tapfer, um nicht zu weinen. "sie haben feuchte augen, mein herr. haben sie geweint?". ich wurde angesprochen und war überrascht. sie stellte ihre schlittschuhe zurseite und öffnete den mantel, setzte sich mir gegenüber und befreite sich aus den ärmeln. "nein!", log ich, "meine augen sind..", ich suchte nach einem wort,".. gereizt, ..ja". sie glaubte mir nicht, aber widersprach nicht, sondern betrachtete mich, indem sie mir in die augen sah und den blick dort ruhen ließ, ohne daß er mir wehtat. nein, ich konnte mich sogar in ihren augen weiden. "stilles schaf, weisses lämmchen". "was reden sie da?, mein herr". ich flammte auf und fingerte am kragen. das half. sie sah mich, selbst als sie mich keck tadelte, noch so sanft an. sie beugte sich über den tisch und öffnete mir den kragenknopf, einfach so. dann glitt sie zurück und sank ins polster. sie streckte ihre beine und platzierte sie wie außenposten neben meinen. gefangen. auf dem kopf trug sie ein käppchen aus dem selben weissen pelz, wie der mantel. es saß so schief auf dem kopf, das es lustig aussah und wenn sie lachend mit dem rücken gegen die polster schlug, dann wippte es. "haben sie keine tinte mehr?". sie hatte bemerkt, daß vor mir das aufgeschlagene buch lag, und ich sah es auch. ich hatte keine ahnung, wie es dahin gekommen war. ich hatte einen füller in der hand und die hand ruhte darüber. er lag unter meinen fingern, die ihn fast zudeckten und dabei einen tintenfleck verbargen, der ins tischtuch gedrungen war, sich verbreiterte, bis der stoff nichts  mehr aufsaugte.